Herausforderung aus den behüteten Klinikräumen eine Hineinforderung ins Menschsein

Was bleibt ist viel Menschlichkeit innen wie außen. Es geht nicht gegen und auch nicht ohne mich, nur mit mir, in mir, als ich. Eine demütige Selbstvernichtung bewegte mich in der Hölle der wahren Gefühle und eröffnete meine Kapitulation. Am Ende war ich schon vorher. Es kam die ganzkörperliche gefühlte Erfahrung der Aufgabe hinzu. Gefühlt wieder komplett nackig gemacht, offengelegt alleine sein. Aufgegeben von allen und mir im Ende. Die Erlösung lag in der Kapitulation. Untergehen, weil jedes Tun es noch schlimmer machte. Leben wo ich glaubte vernichtet zu sein. Etwas was ich war ist leerer da. Vieles ist wage, brüchig, haltlos und ich weniger als unvollkommen. Der Rest, der mich lebt, lässt zu am Ende zu sein. Im Sterben ist Leben, das endlich bedingungslos liebt. Liebe bedeutet Annahme eines jeden Ausdrucks des Lebens. Also auch meinen eigenen, der gebeutelt von Nöten weg muss aus dem gepflegten Nest. Die Lochkrater der emotionalen Nähe bleiben und ein riesiges Fehlen an Liebe bettet mich. Es gilt weiter zu gehen da wo es (aus-)weglos scheint. Genau entlang meiner Menschlichkeitsgrenze.

Demnächst werde ich nach drei Monaten aus der Klinik zurück ins schutzlose Leben gehen. Das Leben ist gnadenlos. Alles in mir will bleiben, will die Erfahrung behütet zu sein nicht loslassen, will die Fürsorge und das Angenommensein festhalten. Die inneren Kinder schreien laut, zu laut, inszenieren Symptome und haben die Liebesentzugsschmerzen von früher hier und jetzt in meiner von den Prozessen traumatisch erschöpften Erwachsenen. Ich bin viel am Strudeln nach der Kapitulation meiner Persönlichkeit straucheln auch die harten, funktional erhaltenden Überlebensprogramme. Ich fühle meine Hilflosigkeit und den Wunsch nach Geborgenheit. Da ist ein ständiges inneres Betteln um beschützt Werden aus dem in meiner unsicheren Haut leben.

Wie soll Leben gelingen in einem so labilen, offenen, durchlässigen System mit allem möglichen Alten und Neuen gleichzeitig. Mitunter ist da Rage und Zartheit gleichzeitig in meinem Körper. Der Verstand nahe am Wahnsinn und das Herz blutet Liebe in alle Richtungen. Ich habe noch nie so viel Liebe empfunden wie in den letzten Wochen. Alles in mir will nur noch lieben und ich bin damit mir und allen anderen viel zu viel. Mein Schrei nach Liebe ist zu laut, dann halte ich ihn in mir und komme dabei fast um, oder liebe ersatzweise meinen Pferdeherzensmann Luke, Blumen am Weg und in der Not sogar meine Hände. Seit meine Hände wirklich geworden sind, also zu meinen und sich, so ich in der Erwachsenen bin, als eins mit allen anderen Händen erfahren, können sie mir erstmals Wärme und Geborgenheit schenken. Das werde ich brauchen, wenn dann bald alles fehlt an Zuwendung, gesehen Werden, Gefühlt werden, Nähe und Fürsorge.

Ich habe zugelassen das ich am Ende bin und erfahren, dass mein Ende nicht das Ende ist. Mein Ende war die absolute Hilflosigkeit Nähe herzustellen. Aus diesem Schmerz heraus kann ich niemand wirklich sehen. Und erstaunlicherweise ist der Schmerz des „niemand schert sich um mich, ich bin allen egal, total alleine und verlassen“ in so vielen Wellen bis in die Tiefe durchfühlt, dass das okay ist, wenn es sich einstellt. Früher war nie jemand mal nur für mich da, der mich umsorgt hat, der gesagt hat „ruh dich aus, ich schaue nach dir und mache das was es braucht“. Ich hatte so eine Angst, dass ich die Bindung verliere, wenn ich bedürftig bin. Als Folge diente ich, um nicht spüren zu müssen, dass mich niemand will, bis das mit dem dienen in der Selbstzerstörung mündete und Burnout bedingt flach fiel. Aufgebrochen ist er nun da der eigenen weiche, schutzlose Kern. Mein zärtliches Wesen das unter der Härte hervorblickt, um zu sehen ob es nun wachsen darf oder wieder zerstört wird.

Jetzt ist da jemand und kommt tatsächlich, wenn ich es nicht schaffe zu bitten, zu fragen. Da bleiben Personen, wenn ich in der Traurigkeit versinke und halten meine Hand oder streichen über den schweißnassen Kopf. Das ewig Ungetröstete in mir traut sich zu zeigen, wird ganz körperlich berührt und spürt wie heute Verbindung existieret. Durch die Berührung von außen und die Rührung im Inneren werde ich real. Mein ganzes Menschsein in allen Abgründen und Höhenflügen darf da sein, wird im Rahmen gehalten, bekommt Begrenzung, erfährt Spiegelung und Milde. Da darf sogar Rage auf Wände in allen Farben geschüttet und auch aus kindlicher Wut mit Dingen herumgeworfen werden, ohne dass die Beziehung abgebrochen wird. Sogar die Scham darf da sein, sie ist bei mir im Kern die Angst vor Verbindungsabbruch. Scham und Schuld sind Kontrollmechanismen! Scham (Selbstunterdrückung) und Schuld (Selbstbeschuldigung) haben die Funktion Kontrolle über die Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein zu erlangen. Es geht um das Aushalten von Spannungszuständen, die nicht unmittelbar aufzulösen sind. Selbstfürsorge ist nicht immer angenehm für niemanden! Es ist Arbeit und kann über die Zeit zum Bedürfnis werden.

Da sind (noch) Menschen, genauer Pflegepersonen, die mir glaubhaft mitteilen (selbst wenn ich für mich selber unmögliches Verhalten an den Tag gelegt habe), dass ich okay bin wie ich bin. Das ist revolutionär, weil so gar nicht in meinem Denken vorgesehen. Bisher war ziemlich unabhängig davon was die Erfahrung gerade war eine Kritik bis Entwertung dafür im Kommentatorenstüberl. So mies wie mein Verstand mich macht, fällt es mir mittlerweile auf dank der Rückmeldungen von den Therapeuten. Stoppen, immer wieder stoppen die Erfahrende für die Erfahrung zu beschuldigen. Es ist nicht meine Schuld wie meine Wahrnehmung ist, nur meine Verantwortung die Erfahrung anzunehmen und mich darin ehrlich sein zu lassen. Alles von mir ist in diesen Moment eingeladen. Und daraus entsteht in mir ein immer weiter offenes Herz. Es taut viel alte Erinnerung aus der Abspaltungshölle im Bewusstsein auf und gleichzeitig brennt eine ungekannte Liebe lichterloh. Leidenschaft ist ein großer unterdrückter Teil, mehr eine Urkraft in mir. Der Preis des Liebens ist das Leiden, das Sehnen, die Leidenschaft. Früher hat sie oft die Bindung also das Leben bedroht, bis ich sie zu verstecken und dosieren gelernt habe. Heute finde ich mich darin wieder und stelle beschämt fest, dass sie pure Lebensfreude ist, die ich so schmerzlich vermisse. Das macht die Sache nicht leichter, aber liebenswerter. Es braucht Mut mich nicht zu bewerten.

Ich will leben ist ein ganz neues Empfinden. Ich will in meinem brennenden Herzen leben. Ich möchte nur mehr Ausdruck meines (Liebe) Seins sein. Ich möchte mich trauen meinen Instinkten zu folgen. Hinzuschauen zu dem was ich bekomme anstatt dessen was mir fehlt nachzusehnen. Der automatische Fokus auf das Fehlende ist zäh und es frustriert ihn kaum verändern zu können mit meinem Willen. Da ist viel Angst vor dem wieder so alleine vegetieren wie vor der Klinikzeit. Ich fühle die Verlustangst, schiebe sie weg und spüre die Verbundenheit, die jetzt da ist. Ich habe so einen emotionalen Hunger, der mitunter ein ganzkörperliches Bedürftigsein annimmt, mich übernimmt und zur Bettlerin um Nähe macht. Die Sehnsüchtige ist groß in mir und damit spüre ich die Vibration meiner wahren Identität unter allen Mustern, die sich bleibend, sicher gebunden erfahren will. Alles was liebevoll ist bringt den Schmerz hoch, das nie erfahren zu haben. Das Gefühlte und Geschenkte einlassen üben. Da sind sichere, offene Beziehungsräume mit Tiefe und an denen will ich festhalten. Wir (unser Gehirn und Nervensystem) entwickeln uns durch Zuwendung, den wohlwollenden Körperkontakt und die liebevolle Spiegelung die wir erfahren. Hier fühle ich die zärtliche Handberührung an der Wange, den längeren Augenkontakt am Flur, die Schönheit geweckt zu werden mit ehrlichen Interesse dafür wie meine Nacht war, die Hand die auf meiner Schulter bleibt, die Wutausdrücke, wenn ich von den Täterintrojekten übernommen werde, das beruhigt und getröstet werden durch ins Ohr geflüsterte Worte.

Da ist die Angst vor dem Verschließen, wieder auf mich zurückgeworfen werden, ohne Augen die mich ganz sehen, fühlen und spüren und glauben lassen ich bin okay. Da sitz ich nun heulendes Elend, das ich bin, und lande in der Realität des baldigen Endes. Ich fühle meine Ängste und betrete meine Kernwunde, die eine Beziehungslosigkeit und Zugehörigkeitswunde bildet. Ich lebte in Gemeinschaften voller anerkannter Einsamkeit und Oberflächlichkeit mit meinem ehrlichen Gesicht und schämte mich für mich. Ich spürte die Einsamkeit, während alle so verbunden taten. Ich komme aus der Geschichte der Getrenntheit mit echten Verbindungsinteresse und wurde unter all den Pseudoverbindungen immer einsamer. Die Abwendung vom kindlichen Schmerz nicht wahrgenommen, verlassen, missbraucht und abgelehnt zu sein generierte lebenslang Leiden. Ich lebte im Betäuben und Kompensieren der Nichtwahrnehmung. Habe mich in eine geheime Welt zurückgezogen in der ich mir die Bedürfnisse zu befriedigen versuchte. Hier lernte ich in der Anerkennung meiner Einsamkeit zu sitzen und zu trauern. Dann ganz langsam auch mich damit in Verbindung zu bringen und in Echtzeit ehrlich mitzuteilen, wenn ich mich verbunden fühle und wann abgeschnitten. Die Pseudoverbindungen lassen und keine Verbindungen erzwingen nur um mein Lochdasein zu umgehen. Das war der Schlüssel zur Verbindung, die Einsamkeit und Zugehörigkeitswunde mitzunehmen in die Gemeinschaft. Das Einsame unter Menschen nicht überspringen und verstecken, sondern offenlegen.

Beim Heilerwerden geht es darum, das Herz zu öffnen, anstatt zu verschließen. Es geht darum, die Stellen in uns, die die Liebe nicht einlassen wollen, weich zu machen. Ein hin und her schaukeln zwischen den Misshandlungen der Vergangenheit und der Fülle der Gegenwart, um immer öfter in der Gegenwart zu sein. Das Schaukeln und zusammenbringen ist es, was die Heilgung bewirkt, nicht das Stehenbleiben oder Ausblenden einer der beiden Stellen. Der Sinn des Heilwerdens ist nicht glücklich zu werden, das ist unmöglich. Der Sinn des Heilungsweges ist es wach zu sein und das eigene Leben zu leben, statt bei lebendigem Leib zu sterben. Heilung hängt damit zusammen gleichzeitig ganz und zerbrochen zu sein. Hinschauen zu dem was verletzt ist und parallel zu dem was wächst und das System weitet. Angenommen sein und annehmen ist Integration. Angenommen sein (von innen und außen!) mit dem was passiert erlaubt die wirkliche Begegnung. Sinnesspezifisch wahrnehmen und spüren wie es sich anfühlt echt zu sein im eigenen Körper statt etwas zu glauben. Es braucht das Fühlen und die irdische Liebe in mir. Liebe ist die Ausdehnung der Wahrnehmung der Fürsorge. Das Fühlen verbindet Körper und Geist und macht damit die Wahrnehmung komplett. Die Wahrheit heilt. Der Sinn des Lebens ist, das ich Liebe empfinden kann für das was ist. Liebe hinterlässt immer tiefe Spuren. Bei mir die wundervolle Spur, des erstmals erfahren zu haben gewollte, gemeint und geliebt worden zu sein wie ich bin. Die Erfahrung bleibt das Erleben wird wieder vergehen. Ich bin so viel alleine unterwegs in mir selbst und wenn ich zurückkommen will in die Verbundenheit brauche ich ein Gegenüber. Ich brauche andere für mein Leben. Ich bin ein Liebeswesen und brauche Kontakt. Ich will jetzt mit 42 auf dem Schoß sitzen und meinen Kopf anlehnen dürfen. Die entscheidende Frage ist: Darf ich Menschen brauchen? Auch einfach so als Menschen ohne jede bezahlte Dienstleistung im Rahmen einer Funktion, die ihre (engen) Grenzen hat. Ich war und bin und brachte meine Gegenüber an die Menschlichkeitsgrenzen.

Das vielleicht letzte Wortgeschenk der Bezugspflege war der Satz „Liebe tut nicht weh.“. Sprachlos, weil im Gefühlstsunami des Abschieds befindlich und den enormen Trennungsschmerz gemeinsam mit der aus mir zu ihr fließenden weich warm Liebe strömend wahrnehmend, blieb das stehen. Der Verstand ist immer noch meinungslos dazu, schlichtes Nichtwissen. Das Herz kennt mich nicht anders als traumatisiert liebend und der Körper produziert ob des Prozessierens der starken Gefühle Schmerzen. Das besondere ist der verbliebene Raum in dem ich mich ganz und vollständig in die Erfahrung einlassen kann. Mich den emotionalen Bedürfnissen, dem Trennungsschmerz und dem Lieben stellen kann ohne funktionieren zu müssen, kompensieren zu können (weil ich am regulieren mit all meinen Werkzeugen innerhalb von Minuten scheitere), und mich ablenken zu wollen. Ich will lieben und ich will mir inklusive meiner Schmerzen nie mehr ausweichen, sondern sie hineinnehmen und erlauben zu sein wie ich (geworden) bin.

Da war die erste respektvolle, liebevolle, menschliche Zuwendung über ein paar Wochen für einzelne Tage präsent und aufmerksam verfügbar. Die wahrhaftige und vor allem auch spürbare Nähe ließ den Schmerz des Alleinseins lindernden Kontakt erfahren. Ich musste den emotionalen Schmerz nicht abschaffen, er durfte da sein und konnte etwas nachgenährt werden. Ich lebte für und von den bedeutungsvollen Stunden in denen sich mir die Bezugspflege mit all ihrem Sein geschenkt hat. Alles Erfahrene lebt weiter in mir, nun kommt nichts mehr dazu. Es ist zu Ende und ich bin in dem beschissenen Gefühl des wieder verlassen worden Seins. Die Trennungsschmerzen und der Zuwendungsentzug ist körperlich vernichtend und emotional ein Tränenmeer, dass meist ruhig dahintropft (durch die zwei Tage und Nächte seither) und sich manchmal unerwartet in ein impulsives, verzweifeltes Schluchzen aufbäumt. Jeder nicht mit konzentrierten Tun, wie bei der Evaluation, oder großer Anstrengung der Selbstregulation gefüllte Moment, in dem ich mich sein lasse, weine ich. Die ganze Wucht meines Erlebens fließt wieder (wie als kleines Kind) durch mein Nervensystem. Atmen, weinen, tönen, schluchzen, lieben, zittern, sehnen, würgen, sterben, das ganze Leben fließt durch mein kleines Gefäß. Ein Starkstrom aus Lieben, emotionalen Schmerzen, der Angst alleine zu sterben, die Kraft der Leidenschaft bis zur Erschöpfung. Mein Nichtwissen weint viel und meine Wahrheit noch mehr.

Nach fünf Nächten mit maximal drei Stunden Schlaf und in dem beschissensten Zustand meines bisherigen Erwachsenenlebens bin ich gestern erwartungslos mit der Pflege in Kontakt gegangen und die hat die Empfehlung „Arzt“ in so viel verstehende Zuwendung eingekleidet, dass ich mich darauf einlassen konnte. Ohne etwas zu erhoffen als Medikamente und der Klarheit keine Benzos nehmen zu wollen wartete ich. Da kam eine Psychiaterin, die wirklich mich als Mensch wahrnehmen wollte. Echtes Interesse an mir und keines daran hatte Medikamente zu verabreichen. Es wurde ein langer Austausch, der zutiefst ehrlich mir wieder Boden und Himmel verband. Sie erfasste und fühlte meinen ganzen Liebesschmerz mit. Eine weitere Glaubenskonstrukte zerstörende Erfahrung wurde mir geschenkt. Wir blickten in den zu Ende gehenden Tag und sie saß einfach auch nur da neben mir, dass was ich mir mein Leben lang von einem Menschen gewünscht habe, zusammen da sein, erfüllte sich. Sie meinte sie sitzt viel lieber in meiner interessanten Gemeinschaft als allein im Arztkammerl. Wahrgenommen werden, kluge Fragen mit ausreichend Lauschraum für entstehende Antworten getragen von echtem, tiefen Interesse und ehrlichen Selbstmitteilungen füllten meine schmerzende Leere. Mit Gänsehaut zuhören wie begeisternd sie es empfindet, dass jemand mit meiner Traumabiograhpie zu einer solchen Liebe fähig ist. Die Liebesfähigkeit ist ein schmerzhaftes wundervolles Geschenk, das ich da bekommen habe und für Liebeskummer gibt es keine Medizin. Dankbar die innere Wahrheit außen ausgesprochen zu hören rollten wieder Tränen. Und sie blieb, um später festzuhalten, es gibt sie nur in Form eines Menschen, der auch damit sein kann, wenn es eben gerade so beschissen ist wie bei mir. Das Gute darf scheiße sein. Spät in der Nacht trennte uns ein Notruf an ihrem Telefon und sie verabschiedete sich mit dem Impuls: Es ist Zeit das Liebespotential für MICH selbst zu nutzen und das braucht Geduld, Milde, Mut und Halt.

Ja, ich brauch Mut und Halt, um mich (und nicht irgendjemand oder etwas anderes) im Körper zu spüren. Der ist vorhanden, durch die enorme Energie aus dem Herzen, die (seit es sich so weit wie noch nie geöffnet hat) fließt. Die Liebe berührt den Terror der Einsamkeit. Wenn ich aus der Liebe lebe, sehe, fühle und spüre ich mehr. Einer der Erkenntnisse der schweren Nächte war „Liebe macht sehend“ den Anderen in seiner besten Version und mich in meiner Ehrlichsten.

Die lohnende Ernte dieser wieder schlafarmen Nacht war: Mein Herz bleibt offen, es verschließt sich nicht, es ist unverschließbar am lieben, auch im Erleben des Verschließens vom Gegenüber, des Trennens der Verbindung auf ungewisse Zeit, vielleicht auch für immer. Im größten Liebesschmerz bleibt es offen. Mein Lieben bleibt mir. Das ist eine wundervolle Erfahrung und tief berührend, weil ich erlebe wie sehr ich mein offenes, blutendes, liebende Herz will, auch wenn es sonst niemand Anderer gerade möchte. Eine Grenze bedeutet nicht mehr, dass ich mein Herz verschließen muss, sie ist kein nein zu meiner Existenz. Vielleicht ist der Satz „Liebe tut nicht weh“ also wahr und es ist allein meine Wahrnehmung, die dazu Schmerzen erzeugt, in dem sie ein Sehnen, Flehen, Verlangen nach Festhalten generiert. Die emotionalen Schmerzen sind jetzt da und sie sind alt. So alt wie ich. Diese Versuche die emotionale innere Leere zu fühlen, die Suche nach Körperkontakt, die verzweifelte Hinbewegung, um den inneren Mangel an Kontakt zu stillen, das selbst Zuneigung und Liebe übermäßig ausdrücken, um vielleicht ein paar Brocken zurückzubekommen. Ich nenne dieses Konglomerat mal meinen „emotionalen Hunger“ und der ist massiv da. Gemeinsam mit dem Lieben so in der Wahrnehmung wird langsam bewusster wie gekoppelt in mir der Liebesfluss mit dem Schmerz des Getrenntseins verläuft. Mein emotionaler Hunger ist von anderer Qualität als das „reine“ Lieben, er will, verlangt, verheimlicht, verzehrt sich, sehnt sich und will immer jetzt ein wohlwollendes Gegenüber. Das ist in einer erwachsen Beziehung unmöglich zu erfüllen. Die Form der Zuwendung wäre eine Eltern-Kind, Lehrer-Schüler, Arzt-Patient, Therapeut-Klient Konstellation (im besten Fall des Falls). Soweit die Erkenntnis, dass vielleicht Liebe wirklich nicht weh tut, ich die nur so schön schlicht alleine ohne meinen emotionalen Hunger noch nicht erleben kann. Dennoch ist sie da die Liebe und strömt einfach aus ganz unabhängig ob und wie die Person der sie zufließt mit mir zusammen ist oder nicht. In der Anerkennung der Trennung liebe ich diesen Menschen weiter. Nicht weil ich da was dafür tue, sondern weil ich es gar nicht verhindern oder lenken kann. Wenn mein Leben einen Sinn hat, dann den zu lieben.

Mein Ende ist nicht das Ende. Mein Ende und Beziehungslosigkeit sind eins. Nichts als Liebeskummer und alle(s) Loslassen müssen, intensivstes Leben ohne meinen Einfluss. Leben ist fortwährendes Sterben von Vorstellungen über mich. Getragen im Moment nichtwissend was kommt und doch ahnend es wird okay sein. Danke Leben, dass du besser bist als meine Vorstellungen. Da ist Liebe für mein Ende in mir und um mich. Es ist das Ende, meine Erfahrende für die Erfahrung zu beschuldigen. Und ein zaghafter Anfang vollverantwortlich unschuldig ich selbst zu sein.

Nun naht der nächste Abschied, der mich ganz aus der behüteten Heiloase entfernt. Ich habe hier so viel gefühlt wie nie zu vor, vor allem große Massen von meinem Trauerstausee ablassen können. Es bleibt dennoch viel übrig, was nach 12 Wochen Raum für Trauer nach 10 Jahren kaum, 25 Jahren gar nicht und dann noch mal 5 Jahren wieder weinen lernen verständlich ist. Ich bin eindeutig ein Gefühlsmensch, der nur mehr ab und zu vom Verstand überwältigt wird und immer mehr lernt im Körper spürend zu fühlen. Essentiell ist die Anerkennung und wenn möglich Würdigung der Tiefe meines Fühlens. Die Arbeit in mir selbst ist wie Freundschaft und Liebe nicht rational, sondern emotional. Ein wirkliches empfinden und bezogen sein Wollen. Sie ist verbindend, berührend, anstrengend, natürlich und kaum zu erklären. Sie braucht sicheren menschlichen Halt und spürige ehrliche Spiegel. Beides werde ich sehr vermissen. Diese langsam zugelassene Erfahrung, einer fürsorglichen Umgebung entzieht sich nun meinem Zugriff.

Es gibt in mir auch ein Vertrauen, dass die neuen Erfahrungen mich so weit im Inneren verändert haben, dass das Außen sich dem anpasst. Ich lasse zu, dass ich aufgefangen werde vom Leben, Menschen, Sternen, Bäumen, Tieren, Boden, Göttinnen, alles was mir Halt gibt darf sich mir zuwenden. Alle die Helfen mehr zu lieben sind willkommen. Das Leben darf mir zufließen, und das kann es nur, wenn ich zulasse, geschehen lasse, loslasse, offen bleibe und empfangen kann. Es geht um das Aufhören mich in mein Leben einzumischen, die Kapitulation vor dem Moment. Nicht nur einmal, sondern als Grundhaltung des mich auf das Leben Einlassens wie es ist. Mich nehmen wie ich bin und damit atmen. Mir erlauben auch ohne Unterstützung ich selber zu sein und keine Anforderungen mehr zu stellen wie ich zu sein habe. Es geht ums Reinnehmen (nicht ums wegmachen), um die Hineinforderung ins nackte, wahrhaftige eigene Leben. Da ist eine neue echtere Art von Hoffnung nach Beziehung mit Sicherheit, Geborgenheit, Zuwendung und Liebe innen wie außen. Eine, die tiefer ins hier und jetzt trägt, anstatt auf weltfremd außerirdische Sphären abzuzielen. Eine Begegnung der mitunter höllischen wahren Gefühle statt in einen idealisierten Himmel zu flüchten. Das Ziel der Menschwerdung ist sich der Menschlichkeit aller immer bewusster zu werden. Und das ist ein andauernder Weg. Heilung ist ein Prozess der nicht endet.

Leben ist zuerst empfangen und dann vielleicht handeln. Mein Nichtwissen ist weise. Ich weiß nie wie nahe ich dran bin. Alles ist letztlich Ungewiss und da sind sie wieder die Ängste, vor allem jener zu Hause völlig zu dekompensieren, mich zu verletzten und autark nicht mehr lebensfähig zu sein. Ich möchte dafür sorgen, dass da Menschen in mein Leben kommen, um nicht mehr so autonom funktionieren zu müssen. Mir irgendwie ein tragendes Netz der Fürsorge aufzubauen, um vor allem emotional weniger einsam zu leben und mehr Halt zu haben fürs Spüren, Fühlen und „nicht können“. Diese Vulnerabilität nach der Klinik, kann vielleicht das erste Mal für Außen im Ansatz sichtbar machen, wie schlecht es mir geht. Darin liegt eine Chance, weil ich das sonst nicht vermitteln kann. Mir hilft ein wenig, dass das Leben sich immer irgendwie erhalten will, wenns drauf ankommt. Im letzten Moment auch autonom. Das kann mich manchmal beruhigen, vor allem im Bezug auf Suizidgedanken. Selbst mit ihnen habe ich gelernt zu leben. Und wenn es dennoch so kommt, dann wird auch das genau so sein wie es ist. Ich bin bereit aufgefangen zu werden vom Leben. Fallen gelassen bin ich oft genug worden. Vielleicht ist der Anfang von Gott da, wo alles in mir zu Ende ist.

Liebesbedürfnisse, Urschmerzen und Todessehnsucht

 

Massive Ablehnung und fehlende Mutterliebe prägten mein Leben. Die Abspaltung meiner Lebenskräfte hatte schon in der Gebärmutter stattgefunden, weil ich ungewollt war und alles versucht wurde mich zum Verschwinden zu bringen. Liebe war bereits zu diesem Zeitpunkt für mich mit dem unaushaltbaren Schmerz verbunden, die Liebe nicht erreichen zu können. Ich habe um mein Leben gekämpft schon vorgeburtlich, dann bei der Geburt und weiter für die ersten 10 Lebensjahre in abhängiger Gegenwart meiner Mutter. Sie wollte mich nicht nur nicht, sie versuchte auch mich zu töten. Der bedingungslose Wille, mich nicht umbringen zu lassen, hat mich gerettet und tief gespalten. Neben der Wut und dem Hass auf sie entstand ein abgrundtiefer Schmerz. Obwohl sie mich hasste, war eine große Liebesfähigkeit und der Drang nach Ausdruck des Liebens in mir.

Die Zurückweisung der eigenen Liebe und des damit verbundenen Bedürfnisses geliebt zu werden ist unendlich schmerzhaft. Ich zog mich zum Selbstschutz zurück und versuchte mich durchs nicht mehr hinbewegen vor einem weiteren Zurückweisungsschmerz zu schützen. Um den Schmerz des nicht gewollt und nicht geliebt Seins zu überleben, unterdrückte meine Psyche das Urbedürfnis nach Liebe. Ich verlor meine Liebesbedürfnisse phasenweise komplett. Die riesige Sehnsucht nach warmer Mütterlichkeit war ausblendete, Hass regiert meine primäre Bindungsbeziehung und die Liebesfähigkeit konnte nie erwachsen werden. Ich war viel zu früh äußerlich autonom und bin gleichzeitig innerlich nie aus dem anfänglichen existenziellen Abhängigkeitsverhältnis herausgekommen. Ich lebe mit Selbst- und Mutterekel hinter dicken Wänden psychischer Abwehr, die früher nötig waren, um das Zusammenleben mit einer lieblosen und gewalttätigen Mutter auszuhalten. Bis heute öffnete sich mein Herz nie wieder ganz, aus Angst vor dem bodenlosen Urschmerz, der abgespalten und doch ahnbar in mir schlummert. Die Betäubung von psychischen und körperlichen Schmerzen wurde zu meiner Hauptbeschäftigung.

Mein Vater versuchte sein Bestes und kümmerte sich. Er hat mich stabilisiert und mir die Ressourcen zum Überleben zukommen lassen. Die Wunde der fehlenden Mutterliebe, den damit verbundenen Schmerz der Zurückweisung, die Angst vor dem Verlassensein, die Wut und den Hass auf die eigene Mutter könnte er mir nicht heilen (auch weil er selbst nichts (mehr?) für sie empfindet). Das muss ich als Erwachsene jetzt selbst in Angriff nehmen. Mir immer wieder die Verlassenheit eingestehen und das schmerzhafte Fehlen anerkennen. Mit dem Schmerz des Nichtgeliebtseins atmen und lernen die Urtrauer in mir anzunehmen sprich mich ins Lieben einbeziehen und weinen. Die Sehnsucht nach herzlicher und realer Mutterliebe bleibt mir wohl lebenslang unerfüllt.

Ich leide und litt unfassbar unter Einsamkeit. Oft fühle ich mich wie der einsamste Mensch auf der ganzen Welt. Statt im Liebesmodus zu leben, bin ich emotional betäubt im Angst-, Stress-, Pflicht- und Kampfmodus erwachsen geworden. Die Suche nach einem Ersatz für die fehlende Mutterliebe hat mich in den emotionalen und sexuellen Missbrauch getrieben. Mein nach Körperkontakt ausgehungerter Körper war eine leichte Beute für Übergriffigkeiten aller Art. Sexualisierte Gewalt untergräbt die Fähigkeit mich gut im Körper zu verankern und meine Urbedürfnisse zu spüren. Später lebte ich im krampfhaften Bemühen, die gedankliche Kontrolle über die eigenen Nähebedürfnisse und die damit verbundenen Gefühle zu behalten. Ein Partner wurde innerlich herbeigesehnt und äußerlich auf unerreichbare Menschen projiziert.

Wer, wie ich, seine Mutter emotional nicht erreichen kann, wird auch für sich selbst auf der Gefühlsebene nicht erreichbar. Ich habe überlebt als Liebesunfähige, die ihr Bedürfnis nach Zuwendung nicht ausleben kann. Liebe und körperlicher wie emotionale Schmerz sind für mich gekoppelt. Die Qualität der primären Mutterbeziehung wiederholte sich in allen weiteren Liebesbeziehungen. Bis heute ist Liebe mit unaushaltbarem Schmerz verbunden, weil ich sie nicht erreichen kann. Früher war es das unerreichbare Herz der Mutter, später unerreichbare Männer, die ich liebte, im Moment reinszeniere ich das Szenario mit meiner Bezugspflege in der Klinik (auf einer bewussten Ebene). Es tut unfassbar weh und ich lerne darin zu atmen. Es hilft ein präsentes Gegenüber zu haben, das in sich klar in der Funktion agiert und auch das menschliche Herz besitzt die Wahrheit zu benennen. Sie wirft mich immer wieder auf mich zurück und macht spürbar, wie leid es ihr tut mich in dieser Not zu erleben. Der von so vielen schon eingebrachte Hinweis zur Selbstliebe als Voraussetzung für die Zuneigung eines anderen Menschen schmerzt. Von ihr kann ich ihn annehmen und dem Schmerz des eigenen Unliebe begegnen. Schon die Berührung von meiner Hand auf meinem Körper lässt die Tränen hervorquellen, an manchen Stellen löst sie Übelkeit und an anderen Krämpfe oder Zittern aus. Ihre Erfahrung und Klarheit richtet mich aus im auch damit okay sein. Eine der vielen „Sterbenächte“ mit Schlaflosigkeit im Wechsel mit Alpträumen, die mich zwischen Leben und Tod beuteln wird mir ewig unvergessen bleiben. Sie hörte mein Wimmern und kam erst noch distanziert mit „was ist los“ ans Spitalsbett. Ich wimmerte nur sprachunfähig. Sie blieb da, präsent stehend und irgendwann brach es aus mir heraus „ich bin so alleine“. Sie setzte sich an die Bettkante und wiederholte „es ist okay“ bis es mein System erreichte und ich ein „ich war so alleine“ flüsterte. Sie kam noch näher und flüsterte in mein Ohr „es ist okay“. Dieses Flüstern ist bis heute in jedem Moment großer Not da, es kommt aus dem Raum der Körpererinnerung. Als ich meinen Liebesurschmerz nicht mehr versteckte, sondern mich darin authentisch zum Ausdruck brachte, öffnet sich ihr Herz und strahlt durch die Funktion in der schönsten menschlichen Präsenz mir die mütterliche Zuwendung in die Verlassenheitsnot. „Zuwendung beginnt in der Peripherie (bei den Füßen und Händen).“ und „Liebe sollte sehend und nicht blind machen, bleib da bewusst und absichtslos in dir.“ sind tiefe Wahrheiten in die ich gerade hineinlebe. Ich brauche ein gewisses Maß an Balance im Nervensystem, um das realisieren zu können. Und wenn ich sie nicht herstellen kann und alles fehlt dann falle ich in schwarze Löcher der übelsten suizidalen Abgründe.

Ein Gedicht ist in diesen zahlreichen Nachtstunden zeilenweise hervorgekommen aus meinen Tiefen der erschöpften Verzweiflung es nicht hinzubekommen zu lieben und retour geliebt zu werden. Wie so oft, wenn ich meine Erwachsene brauche in englischer Sprache:

 

All is dark

I don´t know anything anymore. I feel ready to die.

Every physical pain is better than the emotional pain inside.

Maybe I can emotionally bleed to death.

I´m being tortured for livetime, because nobody cares.

I´m one of the nameless living death, because no one loved me.

Not even enough to keep this inner torture from happening.

The deepest pain is not felt by one but by seperate two.

I´m so dead inside there is nothing to be done with me.

I´m done with myself. I hate myself. A dead soul leading a deadly show.

This state pervades my entire body. The beast reigns over me.

The most powerful substitute for love is killing myself.

There is no way into love. I´m now ready to die.

Still I´m dragging out the pain of endless seperation.

I´m too sensitive, too hurt, too ashamed, too intelligent.

Attracting attention is evil. I´m evil. I´m a needy evil.

A sign that someone cares is all I need.

A touch to let me know that someone is aware of my tears.

Where is the tenderness for which I have always yearned?

I want human love as well! I failure to die without.

I want to feel closeness and emotional union.

I want to be inside of you loved one for the rest of my life.

This is the endless painfull cry for love in my ruins.

Without you I don´t exist. Please don´t leave me.

Don´t drop me. Stay, please stay with me.

 

Wohin mit meiner Liebe, wenn ich sie nicht auf mich richten kann, weil das zu schmerzhaft ist? Bei und in mir! Das bedrängen und überfordern mit meinen Liebesausdruck und Sehnsüchten stoppen und den Schmerz des abgelehnten und ungeliebten Kindes in mir konfrontieren. Kein Aspekt von mir verdient Ablehnung. Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose das von uns Hilfe will. Es geht um Beziehungsaufbau zum Einsamen in mir. Meinem furchtbarsten inneren Anteil das Dasein erlauben. Weinen, trauern und den riesigen Ozean der Traurigkeit beatmen. Ich konnte die, die ich liebte nicht erreichen. Es geht darum die annehmende, offene, urteilsfreie Fürsorgliche zu werden für alle Scheißgefühle und Körperzustände. Heilung geschieht im immer mehr im Körper spürbare Gefühle erlauben. Dazu muss ich den Schatten – mich selbst – aus dem Verstandesraum der Wertung in den unlogischen Raum des Herzens bewegen. Keiner kann mir diese Verantwortung nehmen, nur eine regenerationsförderliche und sichere Umgebung anbieten. Das alleine ist schon sehr viel und nun in der Klinik erstmals gegeben. Hier brauche ich keine harte Schale, weil ich in einer schützende Schale meine Weichheit zulassen kann. Da ist Raum und immer wieder Pause in der die Trauer zugelassen und gefühlt werden darf. Es ist unglaublich hart und mir manchmal unmöglich alleine zu trauern. Dann warte ich Nachtstunde um Nachtstunde auf ein zweites Herz im Nichtwissen ob wer kommt und mir hilft ein paar Momente nicht alleine zu sein. Manchmal übernimmt mich dann ein größeres kosmisches Herz und der Raum flüstert zu mir „ich liebe dich“. Der Körper zittert dann immer noch in der Verlassenheit und gleichzeitig erfährt die Seele Halt im universellen Raum der Liebe.

Tiefe Trauer ist schmerzlich, unerträglich wird sie erst durch die Abwertung. Es geht nicht darum die Lebensgruben kleiner zu machen, sondern sich darin okay sein zu lassen. Das Lochdasein wird akzeptiert. Es wird mir erlaubt darin Geborgenheit zu erfahren, wenn ich die Fürsorge zulassen kann. Ich darf Gefühle und Empfindungen erforschen, die immer verboten waren, und muss sie nicht mehr kontrollieren, regulieren und wegmachen. Da ist die altbekannte Traumaurerfahrung des gottverlassen, allein im Universum seins und niemand schärt sich um mich UND gleichzeitig die neue reale Erfahrung der Fürsorge, des Nachfragens und Eingeladenseins dazu, das Herz von dem zu sein was ist, was ich im Moment bin. Wie mitten in einer Serie an Körperflashbacks meine Hände am Tisch nicht mehr realisieren und über aus dem Nichts auftauchende fremde Hände wie eins werden bis die Tränen spürbare Verbindung verkörpern. Gemeinsam die Hände eincremen und lernen, dass Fürsorge okay ist. Meine Hände kein fremdes Ding, sondern ein wertvolles Lebewesen mit einem ganz individuellen Subjekt dran handlungsfähig machen. Fürsorge zu lernen ist schmerzhaft, weil die Jahrzehnte der Fremd- wie Selbstmissachtung spürbar werden. All die Jahre habe ich mich Hautkranke notgedrungen eingeschmiert und nie etwas außer Taubes empfunden und es als lästig bedacht. In Präsenz alles spüren was da jetzt berührt wird lässt mich schwindlig, unsicher, zittrig Zuneigung spüren. Die Angst vor mir, vor Güte für mich, vor dem Zerfall des negativen Selbstkonzeptes wird ganz praktisch herausgefordert. Die alles entscheidenden Fragen sind: Lasse ich mich lieben, von anderen, von mir? Bin ich meiner Liebe würdig? Und werde ich irgendwann Sehnsucht nach mir empfinden?

Was ist das für eine Liebe, die mich selbst ausschließt? Liebe ist ein Geschenk ohne jedes Recht! Leben hat ein permanentes Rückgaberecht. Liebe hingegen ist kein Deal, sie beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Es ist schmerzhaft, aber die Realität: Keiner muss mich lieben, nur weil ich ihn liebe. Liebe ist und sie ist bedingungslos.

Liebe ist die alles verzehrende und alles schenkende völlig unkontrollierbare Kraft, die auslöscht und Verbindung herstellt. Alles Andere in ihrer Strahlkraft verblassen lässt. In einem Wimpernschlag schleudert sie mich aus dem Himmel in den Morast des Kummers. Sie höhlt mich aus, hämmert sich durchs Fleisch, lässt mich bluten bis zum Kern der Qual „unerfüllt zu sein“. Sie gibt Hoffnungsfunken ein und lässt sie verlöschen. Hievt in den Olymp der Vollendung, nur um in völliger Willkür meinen Leib in ein Moor von Sehnsucht zu tauchen. Wenn ein erwiderndes Gegenüber da ist, wird das Dunkelste in warme weiche Berührung gekleidet. Ohne die Liebe ist alles nichts. Und nur die Liebe heilt. Hier und jetzt heilt mich die Liebe in Form von menschlicher Zuwendung und ehrlicher Fürsorge. Danke für jeden kostbaren Moment des bedingungslosen Berührens und Daseins!

Als Ergänzung ein paar Bildeindrücke aus der Kunsttherapie – mein absoluter Favorit an die Wand rücksichtslos großflächig gestalten – ins Zimmer holend meine Wahrnehmung sichtbar machen:

Meine Essenz
Mein getrenntes Selbst

Einblicke aus dem stationären Klinikaufenthalt zur Traumaheilung

Die zermürbende Wartezeit hatte ein datiertes Ende mit 26. April. Genau an meinem Geburtstag war ein Platz frei geworden. Ich war bereit, die Not enorm und die Zusage alternativlos. Nach dem Anruf wenige Tage zuvor kamen in Wellen erleichternde Tränen, nun endlich vielleicht erstmals Hilfe mit meiner kPTBS und einen Schutzraum in Aussicht gestellt zu bekommen. Gleichzeitig hatten Kopf und Körper reichlich Angst. Ich somatisierte stark und fokussierte darauf ja alle in mir so bereit und wach zu halten, wie mein erwachsenes Bewusstsein. Da glimmerte ein Funkten Hoffnung vielleicht erstmals emotional nicht alleine zu sein und zu lernen meine Bedürfnisse in direkten Kontakt zu bringen. Sprich eine Hochschaubahn aus Ängsten, Freuden und neu entflammten Hoffnungen gedrosselt durch einen zur Vorsicht mahnenden Verstand.

Die Ängste waren meist namenlos und nur wenige konkret, wie die Angst ausgeliefert gezwungen zu werden zu medikamentösen Behandlungen. Ich habe da so krasse Erfahrungen gemacht. Als Kind selbst im Spital fixiert und in Isolationsräumen eingesperrt werden, im Sauerstoffzelt festgezurrt liegen über Wochen, viele viele Male intubiert und extubiert werden, um zu schauen ob ich schon eigenständig atmen kann. Schmerzmitteln ausgeliefert sein, auf die ich überreagiere. Mit 6 wurde ich bei Krampfanfällen unbetäubt zur Rückenmarkspunktierung gebracht und habe dort so um mich geschlagen, dass es ihnen nicht möglich war und sie überall daneben gestochen haben. Mit 8 wurde ich festgehalten von vier Männern und von meinem mit Genitalwarzen übersäter Bauch alle gleichzeitig weggeschabt.

Ich hatte starke Ängste, dass etwas sehr destruktives mit meinem Körper gemacht wird und ich es nicht verhindern kann. Vor allem mag ich keine Psychopharmaka, vor allem keine Antidepressiva. Ich hab sie in der Not nach dem kompletten Zusammenbruch probiert, mein Körper genau die Leber hat die Arbeit fast aufgegeben. Das störte mein Selbsterleben so massiv und war unaushaltbar. Dazu kommt, dass ich bei meiner Mutter, Schwester, Stiefvater, Omas sehe/sah, dass sie nicht helfen, nur abdämpfen, sprich den Schmerz unterdrücken. Mein größtes Problem ist nicht an mein Fühlen ranzukommen, und die Medikamente nivellieren die Gefühle noch mehr runter. Damit habe ich gar keine Chance zu heilen. Ich möchte nicht komplett in eine totes Aushalten rutschen in dem ich mich zur Hälfte ohnehin seit Jahren befinde. Hilfe die Hilfe könnte alles nur noch schlimmer und schmerzhafter machen, wie so oft schon erlebt. Ich denke mittlerweile, Hilfe in einem gewaltvollen System (so würde ich das unsrige durchaus einstufen) wird auch immer Aspekte von Gewalt beinhalten. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass unser System gespickt ist mit Privilegien, die andere Menschen nicht haben. Die äußere Komponenten sind kaum kontrollierbar. Und nun geht um die freiwillige Aufgabe von Kontrolle und die Erlaubnis zur Überwältigung im Inneren. Dazu gibt es auch eine geheime Sehnsucht wehrlos und ausgeliefert zu sein und dabei nicht verletzt sondern gehalten zu werden. Ich darf lernen mich aufrecht zu halten und das Außen loszulassen; stückweise wie ich es hinbekomme. Also vorab viel Angst und viel Hoffnung.

All die Energie habe ich genutzt um vorab in mir so klar wie möglich für das Aufnahmegespräch aufzudecken was in mir ist: Ich lebe im Traumaprogramm, des mich soweit Anpassens wie es aushaltbar ist und verstecken oder rebellieren, wenn ich das nicht mehr überlebe. Ich möchte meine eigenen Wahrheit sprechen und das macht mir viel Angst. Wenn ich mich ehrlich mitteile, kommt die ganze alte Scheiße hoch, dass ich das nicht darf, still sein soll, am besten gar nicht atme und aufhöre zu existieren, weil ich sonst zur Strafe verlassen werde. Ich möchte auf Augenhöhe sprechen. Ich bin mir voll bewusst, was meine Thematik (Kontaktverletzung heilen) und was der Weg (gehaltene emotionale Überwältigung erleben) ist. Ich habe mental begriffen, dass die Begegnung wichtig ist, aber die Wächter und jüngeren Anteile lassen sie nur ein wenig nach inneren Verhandlungen zu, und auch nur um es nicht noch schlimmer zu machen. Die Bemühung führt dazu, dass kleine Entladungen stattfinden. Diese mentale Steuerung des Zulassens ist keine Akzeptanz des Schmerzes. Ich habe einprogrammiert, wenn ich mich zeige, werde ich verlassen (und krank). Ich bin in der Eigenverantwortung mit viel Traumata im Gepäck hier. Ich will die Symptome nicht weghaben sondern heilen/integrieren.

Mir geht es um eine tiefe Transformation. Dazu muss ich an die Symptome rankommen und da sind Medikamente kontraproduktiv. Die würde meine gedeckelten Emotionen noch weiter unterdrücken. Mir geht es um die Öffnung! Ich merke, was das in mir auslöst und es ist eine tiefe Unstimmigkeit, wenn sie mir Psychopharmaka und Antidepressiva geben wollen. Weil ich mir klar bin, worum es geht. Ich möchte den Zugang zu meinen Gefühlen intensiv und bewusst erhalten. Ich bin bereit mich überwältigen zu lassen, egal was hochkommt. Ich möchte das forcieren. Es ist mir wichtig, weil ich weiß was da jahrzehntelang unterdrückt und nicht gezeigt werden durfte. Da ist viel Schmerz versteckt und unterdrückt aus dem mich nicht fühlend zeigen dürfen.

Mein Lernfeld ist es Gefühle in mir und mit anderen in Kontakt zu bringen. Ich möchte jemanden finden, der sich auf mich einlässt. Ich kann nicht alleine heilen! Ich weiß was da lauert, und das braucht eine professionelle Begleitung, die mich darin hält die Überwältigung geschehen zu lassen. Mein Schmerz braucht die emotionaler Überwältigung mit Selbstkontakt und in einem Feld der (bedingungslosen) Liebe. Die Heilung besteht darin, in einem wohlwollenden menschlichen Umfeld den Emotionen Raum geben zu dürfen. So dass die Gefühle aufgefangen werden und ich dabei Begleitung erfahre. Ist das in ihrem Sinne, können sie mir diesen Schutz geben, diesen Raum bieten und mich dabei begleiten?

 

Tja und was soll ich sagen, ja ein vollumfängliches ja von allen Seiten (Psychiater, Therapeutin, Bezugspflege). Alle, wirklich alle haben mir klar gezeigt, dass ich hier auf Augenhöhe mit ihnen bin und sie mir ihr Wohlwollen entgegenbringen. Medikamente sind nur der letzte Ausweg, zum Beispiel bei Suizidgefahr. Die Hausregeln sind human und der Lebensvertrag war leicht zu unterschreiben. Alles in mir hat sich eingelassen auf die Strukturen und klarerweise hat(te) der Körper massiv Probleme (Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Zwischenblutungen, Alpträume, Dissoziationen). Es ist emotional wild! Die Kraft der Verzweiflung wendet sich dem Fühlen zu nachdem alles andere gescheitert ist. Ich bitte immer wieder nach reichlich innerem Ringen um Hilfe. Für die Persönlichkeit ist die Selbsteinweisung an meinem Geburtstag der tiefste Kniefall vor meiner Hilflosigkeit.

Das Herz will leben lernen und ist umgeben von meiner Angst. Rumi meinte Liebe ist die Krönung und Kreuzigung gleichzeitig, das habe ich oft da. Und ausgerechnet die Liebe hat sich in einer Intensität auf einmal eingestellt, dass ich ihr völlig ausgeliefert bin, vor allem Nachts, wo mich die Sehnsucht und Einsamkeit zerreißen und verbrennen. Ich kann fast nicht schlafen, in guten Nächten drei Stunden. Mein Unbewusstes hält mich wach aus Angst vor den Zimmerkontrolle um 23, 2 und 6 Uhr, dazu ein enges Krankenhausbett und die Tatsache dass Gefühle überschlafen hier nicht mehr funktioniert. Alles berührt mein verlassenes Vieles, das sich selbst isoliert hat und alleine nicht mehr rausfindet in die Verbundenheit.

Anfangs passierte das einfach Losweinen nur „aus versehen“, wenn ich es absolut nicht mehr unter Kontrolle hatte, und dann waren da Menschen die mit mir atmeten bis die Welle durch war. Diese neuen Erfahrungen, ermutigten mich und irgendwann entwickelte sich eine gewisse Akzeptanz und Toleranz darüber die Tränen laufen zu lassen, es vor Menschen zulassen zu dürfen voller emotionalen Schmerz zu weinen. Ich gebe mir immer häufiger die Erlaubnis dafür und schaffe es mittlerweile, wenn auch noch selten, meine Tränen rauszulassen, auch wenn ich es noch kontrollieren könnte. Und wenn es passiert und ich es nicht mehr kontrollieren kann, versuche ich nicht mehr abzuhauen und mich zu verstecken, ich versuche da zu bleiben und es auszuhalten, auch wenn es manchmal noch so schwer auszuhalten ist. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, in den Situationen dazubleiben und mich nicht allem und jedem und jeder helfenden Hand zu entziehen. Letztlich ist da gerade die Erkenntnis, dass ich mich emotional ignorierte und damit andere oft das selbe gemacht haben. Das was ich aussende kommt mir entgegen. Wenn ich, wie so oft, unterschiedliche Signale senden, wenn ich weine, werden auch jene um mich ambivalent. Während die einen inneren Anteile bitte „nimm mich in den Arm“, proklamieren andere „bleib mir bloß vom Leib“. So wissen viele nicht wie sie mit mir umgehen sollen, in solchen Momenten der massiven Trauer, weil niemandem fühlbar da ist (ich selbst manchmal auch nicht), hilft es, wenn ich lerne, mich klar zu spüren, was ich gerade brauche. Ganz tief in mir drinnen ist die Sehnsucht mit der Traurigkeit gehalten zu werden und außen rum viel Angstabwehr. Ich habe es noch nicht geschafft in so Situationen Worte hervor zu bringen. Es ist ein Prozess und hier kann ich üben, weil per se niemand gegen meine Emotionalität ist. Das großartig Neue ist: Trauer muss nicht mehr zu Beziehungsabbrüchen führen.

Meine unglaubliche Sehnsucht in die Arme einer wahren Mutter zu fallen zerreißt und verbrennt mich. So viel Liebe in der Brust unglaublich und kein Ankommen und genau damit in mir bleiben ohne Flucht- und Ausdrucksmöglichkeit. Es bleibt nur mehr das Hingeben an Vergeblichkeit. Da kommt keiner mehr. Das Unerfüllte und die Sehnsucht bleibt. Ich höre auf kindliche Bedürfnisse und Erwartungen an eine Mutter rauszutragen. Mich (aus)halten und offen sein, ob das wer anderer auch möchte. Genauso wie bei der Flucht verhält es sich mit der Suche, es gibt kein Ankommen!

Meine emotionale Instabilität und Intensität sind geblieben und zwar alleine. Mein Grundgefühl ist: Ich bin ganz alleine mit dem was ich fühle, selbst wenn Menschen da sind. Früher wurden meine Hochs gedrosselt und beschämt, und meine Tiefs nicht verstanden. Niemand ist mit mir emotional mitgeschwungen. Ich wurde nur bewertet und gemaßregelt. Daraus entstand eine innere Unverbundenheit, die wiederum permanente Unsicherheit und ein inneres Gefühl der Unzulänglichkeit hervorriefen. Die negativen Gedanken und Selbstbilder sind das Symptom meines komplextraumatisierten Wesens (und nicht die Ursache). Der Nervensystemzustand spiegelt wie was erlebt und darüber gedacht wird. Wie ich mich im Körper fühle – mein Nervensystemzustand – bestimmt die Qualität der Gedanken. Deshalb hilft mentale am Verstand orientierte Arbeit nicht, sondern nur jene, die im Körper mit dem gegenwärtigen Zustand des Nervensystems ansetzt. Konkret heißt das im Außen orientieren (ist es jetzt sicher) und die inneren Empfindungen präsent haben. Sicherheit wahrnehmen lernen und entkoppeln von den vergangenen automatischen Reaktionen auf Bedrohung. Moment für Moment mich innerlich mir selbst zuwenden und mit der Körperwahrnehmung verbinden (mit allen Anteilen auch den vermeintlich falschen). Ich selbst bin die Verbindung zu allem! Möglichst gleichzeitig, ansonsten im Wechsel, das was mich jetzt wirklich umgibt wahrnehmen.

Eingelassen auf die Strukturen von Essenszeiten und -inhalten, ganz klaren Hausregeln, nächtlichen Bettenkontrollen, Ausgangsanmelden, täglichen Gruppentherapien, umgeben von schwer komplex Traumatisierten wie mir voller einander gegenseitig triggern, Suizidversuche, Suchtdruck und Kollaps. Alle Nöte dieser Welt sind hier versammelt. Wie in einer brodelnden abgründige Menschensuppe ploppen die laufende Übertagungen hoch und gehen die Menschen inklusive mir in Projektionen unter. Jeder versucht sich selbst mal mehr mal weniger klar mitzukriegen, minimale Ablenkungen und maximale Unterstützung in der Selbstbegegnung. Medikamente nur auf eigenes Wollen (ja das kam schon vor in meinen beiden emotionalen Sterbenächten nach stundenlangen Wein- und Bauchkrämpfen begleitet von Blutungen und Herzrasen) vor allem jedoch sehr viel Augenhöhe und die tut gut! Traumheilung ist Augenhöhe und das wird hier gelebt.

  • Da ist ein grundsätzliches Wohlwollen für jeden. Die Wahrnehmung von Bedrohung ist eine Projektion aus meinem Inneren. Was sich in mir bewegt ist viel und kristallisiert sich mit:
  • Im Vordergrund steht hier und jetzt für mich die Transformation meiner Verletzungen. Radikale Akzeptanz an das wie und was ich bin und war. ES IST OKAY ist das Mantra.
  • Kontrolle abgegeben ist furchterregend und sooo erleichternd! Das Gegenteil von Kontrolle ist erstaunlicherweise nicht nur Kontrollverlust, sondern auch das Erleben von Vertrauen dürfen.
  • Gut fühlen bedeutet Gefühle bejahend fühlen – ES IST OKAY DU DARFST IN MIR SEIN – und schlecht fühlen bedeutet die Gefühle die da sind nicht fühlen. Ich bin so unfassbar feinfühlig und hier ist die Chance mich mit meinen Gefühlen einzubringen.
  • Ich muss mich ernst nehmen in meiner Not. Traurigkeit macht man nicht weg! Meine Tränen sind mir wichtig und hier dürfen sie Raum haben, vor allem in mir, manchmal auch in Kontakt.

Im Moment sinke ich ein in die Hingabe ans Aufgeben. Aufgeben Nähe und Kontakt steuern, kontrollieren und gestalten zu wollen. Aufgeben was heilen zu wollen. Aufgaben meine Wahrnehmung anders haben zu wollen. Es ist ein mich dem Aufgeben hingeben und immer wieder rausfallen ins alte Kämpfen, Flüchten, Dissoziieren, Verstecken. Im Forcieren und Zurückhalten meiner Selbst mitkriegen wie viel Schmerz ich mir selbst damit zufüge. Die Härte gegen mich fühlen ist brutal. Selbstekelschübe! Geboren werden ist eine Krankheit. Ich bin verlassen und überlebe das heute (kurzfristig). Früher stimmte „ich werde verlassen, also sterbe ich“, heute lebe ich trotz der Einsamkeit. Ich wurde verlassen und habe das bereits überlebt. Das mich selbst verlassen ist die bodenlose Hölle in der mein Verstand davon überzeugt ist, dass ich ohne Beziehung sterben werde. Untertags kann ich diese Not mit Mühe als Erwachsene in mir halten. In den Nächten übernimmt sie mich und ein prolongiertes hilfloses Sterben breitet sich aus. Alle Notprogramme sind aktiv und es hängt mich auf im verlassenen Sterben. Ein schmerzhaftes Schreien in meinen Ruinen. Ein Feststecken in Todesqualen ohne Erlösung in Form von Wein- und Bauchkrämpfen abwechselnd mit dem erstarrten Kollaps. Mein Körper gibt mir mit Schmerzen ein Gegenüber. Er hilft mir darin nicht ganz alleine zu sein. Der emotionale Schmerz ist so viel schlimmer als jeder physische Schmerz, den ich je hatte. Ein rettungslos verloren in mir selbst sein. Das Einzige was da rausholt sind die nächtlichen Bettenkontrollen, wenn sie achtsam und präsent mich mitkriegen und berühren. Da ist dann die Magie, dass eine Kontrolle zur Fürsorge wird und Kontrollverlust zu Anvertrautsein. Der tiefste Schmerz ist nicht alleine fühlbar, nur zu zweit.

In aller innerer Hässlichkeit vor mir stehen und wenn es wer wagt mit da zu sein auch vor einem dir. Es gibt kein Entkommen von dem was ist. Selbstverbesserung und -kritik machen Drama und sind die Symptome (nicht die Ursache!) der Traumatisierungen. Teile von mir sind hochsensibel fürs Verlassenwerden. Sie kommen in Todesnähe ohne Zuwendung! Nur wenn ich da nicht komplett reinrutsche, kann ich realisieren, dass ich, wenn ich verlassen werde immer noch mich habe. Gehalten, nicht geheilt, hör ich auf damit, mich in Ordnung zu bringen, oder erwecken zu wollen. Das Loslassen dieses „LOS-LASSEN“ beenden. Heilung ist kein Ziel. Schmerz, Sorgen, Zweifel, Sehnsüchte, angstvollen Gedanken, das alles sind keine Fehler. Das alles will nicht geheilt werden. Alles will gehalten werden. Hier, jetzt und in den liebenden, heilenden Armen des gegenwärtigen Moments. Mal ist der Moment der Erdboden, dann die gemauerte Wand oder Baumstamm, ein anderes Mal ein atmendes Wesen und dann wieder ein Fall ins Nichts. Dann bin ich alleine in meinem Horror und reinszeniere sogar hier mein Verlassensein, um wieder zu erfahren, wie ich in großer Not alleine gelassen werde. Und auch das ist okay. Irgendwann geschieht wieder Kontakt und ein paar Augen blickt pur und direkt in meine. Nur um mich zu erinnern, dass nicht nur es, sondern auch ich genau so okay bin. Selbst weinend, kotzend, blutend, zitternd, sprachlos in meinem Bett. Vielleicht wird etwas in mir nie Ruhe geben. Ich kann nur die Haltung zu mir wählen.

ICH BIN DER RAUM IN DEM ALLES GENAU SO DA SEIN DARF WIE ES IST. Und das hier war für die Vorstellung ein Alptraum und in der erlebten Realität der beste Ort an dem ich sein kann. Danke, dass ich da sein darf. Tief getroffen vom eigenen Schmerz und von einer unglaublichen Liebe, für die ich keine Worte habe. Ihre Spuren bekommt meine Bezugspflegerin und Therapeutin mit. Schon die sind zu viel für meinen kleinen Raum. Grandios sind die Momente wo ich mich auch im Lieben für Momente zeigen kann egal wie dann die Reaktion ausfällt. Das einzige was heilt ist die Liebe und ich kann sie fühlen. Menschen kommen und gehen; die Liebe, die ich zu ihnen fühle bleibt. Es gibt etwas das in mir bleibt! Und das ist ausgerechnet das Lieben.

Was hilft dir? Ein Plädoyer für Coregulation und das Eingeständnis „ich kann es nicht alleine“!

Immer besser scheitern, bewusster mich erleben, klarer benennen was geht und was nicht, vor allem mir eingestehen was ich spüre an Zuständen, Bedürfnissen, Grenzen, Wollen und Abwehren. Noch vor dem Erlauben braucht es das Wahrnehmen und mir Zugestehen so bin ich gerade wirklich.

Gefühle sind soziale Kräfte und haben Botschaften, die einen Resonanzraum brauchen, um auftauchen zu können. Heilsam ist eine gefühlsoffene emotionale Begegnung mit gegenseitigem Interesse. Im Schmerz bezeugt werden statt mit Reperaturversuchen belangt. Alles und alle die mich ermutigen und begleiten darin den Körper zu spüren und entschieden zu lassen.

Damit (m)ein verletzter Mensch heilen kann, muss der Mensch im Mittelpunkt stehen! Im Kern hilft (mir) den Raum gehalten bekommen fürs Spüren und Fühlen. Also ein emotional offener Mensch der mitfühlt und ein Gespürtwerden erfahrbar macht. Ein Mensch der mich auch in meinen Verletzungen und Abwehrmechanismen nicht ablehnt, sondern mir erlaubt von Mensch zu Mensch ganz da sein zu können.

Zentral ist die emotionale Offenheit für mich, weil die in mir am meisten verschlossen, abgelehnt, unterdrückt und beschämt ist. Einer der vor meiner Mauer campiert und bleibt wenn ich den Abgrund hinuntergespült werde. Loslassen ist ein Arschloch bis es genau das sein darf, ein notangespanntes Arschloch. Und spürbar okay ist, dass ich zu unsicher fürs Einlassen bin. Der Zwang immer zu schützen und abzuwehren scheint nicht zusammenbrechen zu können. Jemand der okay damit ist, sich dazu hockt und mit mir zusammen die beschissene Aussicht bewundert, bis vielleicht irgendwann wieder genug Sicherheit da ist, um was einzulassen. Das sind so viele Verletzungen, so viel Unsicherheit, so viel Aufruhr die sich nur danach sehnt, dass da jemand einfach still daneben sitzt und eine Schulter anbietet. Wirklich da sein und okay damit wie es ist, ohne eine Vorstellung davor zu stellen. Das ist heilsam, auch wenn es mir unangenehm ist. Ich will mich emotional verbunden fühlen und brauche einen Menschen der meinen krassen Raum halten kann und will! Ich kann jeden Raum für Andere halten, aber ich kann mir kaum Raum geben und halten.

Der Körper gewinnt immer. Ich kann das Ganze nicht kontrollieren. Schmerzen, Dysfunktionen sind die Sprache des Körpers, um auf mich aufmerksam zu machen. Ruhig sein bedeutet nicht entspannt zu sein. In mir ist die Körperhülle oftmals ganz reglose Festigkeit und innen drinnen zittert alles in Daueralarm. Da braucht es zuallererst Annahme und mehr Verbindung (zu mir und einem sicheren Anderen). Sprich Sicherheit im eigenen Körper und in der Umgebung, statt Druck, Anweisungen und „weg haben wollen“. Ich brauche dann weniger im Nervensystem statt mehr, jedes rausholen wollen macht es nur noch schlimmer. Ein offener Mensch der da ist ohne was zu wollen und an den ich mich wenden kann reicht aus. Ich brauche da nichts besonderes, nur ein Gegenüber, das da ist und mich in der Wahrnehmung ernst nimmt und begleitet.

Co-Regulation wird viel zu wenig thematisiert. Wenn jemand ruhig und mitfühlend neben mir sitzt, macht das oft viel mehr innen als “das Thema besprechen”. Beim Reden ist kaum Raum fürs Fühlen. Spürst du dein Gesagtes ist die beste Frage die mir jemand stellen kann, vor allem wenn dann auch noch Raum gegeben wird das gemeinsam zu entdecken. Wenn mal jemand “mitschwingt” meinen Wahrnehmungen und Raum dafür hält, kann ich mich immer öfter und besser zulassen.

Schmerz ist kein Heilmittel per se. Er kann notwendig sein, um die alten Erfahrungen neu zu betrachten und zu integrieren. Dies geschieht allerdings nicht durch das Erinnern und Erzählen, sondern durch den tiefen Kontakt mit mir selbst und dem Gehaltensein durch Mitmenschen. Gehaltensein meint hier nicht zwangsläufig ein körperliches Gehaltenwerden, obwohl dies sehr heilsam sein kann. Es meint ein Gehaltenwerden im Sinne von: Jemand hält meinen Schmerz mit mir aus, sieht mich, bezeugt meine Wahrheit und kann fühlen, was der Schmerz in meinem Leben bedeutet. Jemand ermöglicht neue heilsame Erfahrungen des Nicht-mehr-Alleineseins. Dieses Coregulieren ermöglicht mir einen Erfahrungsraum der nicht zwischen Rigidität und Chaos pendelt, sondern so sicher ist, dass ich in meiner Unsicherheit mit allem da sein kann.

Im Schmerz bezeugt werden ist ein Segen und viel besser als jeder Versuch mich zu reparieren. Alles bricht auseinander, keine Referenzpunkte mehr und damit bin ich nicht alleine. Da ist jemand mit dabei ohne mir zu erzählen wie ich mich optimieren könnte. Sprich Menschen die in der Lage sind sich selber zu regulieren und dafür bereit mit mir mitzuschwingen. Co-Regulation ist das Einzige, was mich phasenweise in ein reguliertes Nervensystem bringt. Ein zweites Nervensystem zum Andocken ist großartig! Da kann ich mir dann Sicherheit ausborgen und wieder in mir durchatmen.

Mein Menschlein, das am Abgrund steht und die Kapitulation erlebt, braucht niemanden, der mich von der schwärzester Dunkelheit zurück ins Licht zieht, sondern einen, der an meiner Seite verweilt und die Dunkelheit aushält. Einen, der da ist. Nach Bedürfnissen fragt. zuhört oder in Stille den Raum hält. Anker ist. Mit dem ich zu nichts werden darf. Eine Gebärmutter des Nichts. Okay mit dem da kommt nichts.

Wenn mein Innerstes offen daliegt und alles verletzlich ist, brauche ich jemanden, der diese Überforderung mit größter Behutsamkeit wahrnimmt und der die Fähigkeit besitzt, dem Leid mit Mitgefühl und innerer Weite zu begegnen. Jemanden, der nicht in den Wellen mit untergeht, weil er geübt darin ist mit starken Empfindungen zu sein. Da ist meine fundamentale Angst in dieser Welt nicht überleben zu können und da ist jemand der mir den Raum hält, Sicherheit borgt und wartet bis mein System realisiert, dass es sicher ist ich (mit Gefühlen, Bedürfnissen, Grenzen, Wünschen) zu sein.

Geholfen hat mehr Menschlichkeit erleben als Techniken kennen zu lernen. Die diversen Techniken im Umgang mit mir selbst (und anderen) sind eine zeitlang gut und haben alle Grenzen, an die ich auch zuverlässig gestoßen bin. So kam zum Beispiel von keiner Seite eine Warnung, dass die Tresorübung problematisch werden kann, wenn man wirklich gut dissoziieren kann. Alles, was ich reingepackt habe, war unwiederbringlich weg. So bin ich irgendwann dazu übergegangen aufzuschreiben, was genauso wirkt, wie der Tresor, aber nachlesbar ist.

Ein anderes Phänomen ist der für mich ominöse „innere sichere Ort“ so oft habe ich mit allen möglichen Versionen und auch Begleitungen versucht einen solchen herzustellen. Vergeblich, phantasieren von einem möglicherweise sicheren Ort ist möglich, nur spür ich davon nichts im Körper. Der reagiert nicht auf Wahnvorstellungen von Sicherheit. Die bisherige Realität ist, dass mein Körper kein sicherer Ort ist. Wenn ich in den Körper mit der Aufmerksamkeit gehe oder in im präsent bin, dann ist es unsicher bis angsteinflößend. Da ist ein vor dem Körper kapitulieren und anerkennen: Mein Körper war und ist nie sicher. Das Nervensystem kann Sicherheit nicht hervorbringen vor allem nicht in Gegenwart von Menschen. Und dennoch ist es der einzige Weg in die Verkörperung zu kommen, weil jedes Mal wenn ich aus dem Körper raus bin, überlasse ich ihn der Situation und mache mich selber ohnmächtig.

Da ist also große offene Bereitschaft für das Gefühl eines sicheren Raumes in meinem Körper. Bisher sind es noch unverkörperte Ideen des sicher Seins. Ein Phantasieren von Präsenz mit allem, jedes Gefühle bekommt Raum ohne Unterbrechung und Druckausübung, Halt für meine Natürlichkeit ohne Bemühungen, mit Rückzugs- und Kontaktmöglichkeiten. Ich darf kommen, wenn ich bereit bin. Alles darf da sein und alles gehen. Alles darf ausgedrückt werden ohne dafür ausgeschlossen zu werden. Da ist Raum dafür überall hinzusehen und hinzufühlen.

Was mir innen wie außen gefehlt hat waren echte Gefühle in Kontakt zu erleben. Ein Erleben von „ich kann wund überleben“ und es ist mir erlaubt „mit allem da zu sein“. Über Worte komme ich nicht ins Fühlen und das zu verstehen hat viele Jahre gedauert. Bis ich wirklich geschnallt hatte, dass Traumaerinnerungen den Zugang zum Sprachzentrum kappen, war schon viel Frust und Selbstanklage geschehen. Mitgefühl ist etwas, das hilft. Von Außen als Beistand, als Anerkennung, dass das, was erlebt wurde wirklich schlimm war. Auch in Form von Worten, dass das, was damals normal war, nicht normal ist. Jetzt das Mitgefühl zu erfahren was früher fehlte ist heilsam.

Von außen gefehlt hat auch wohlwollender Körperkontakt, ein heikles und missbräuchlich benutztes Thema. Dennoch ist klar, dass ich Körperkontakt brauche. In mir passiert viel übers Spüren am Körper sprich Berührung. Normalerweise halten sich alle Therapeuten extrem mit Körperkontakt zurück. Also bleibt nur mehr bei Freunden die Bedürftigkeit zu benennen und den Mut aufzubringen zu fragen (nach einer Hand, einer Umarmung). Mir hilft es sehr, wenn das geht. Ich brauche es, um spüren zu können, dass ich mit der Welt / anderen Menschen verbunden bin. Die Berührung gibt mir eine Präsenzerfahrung und aktualisiert die endlose Einsamkeitserfahrung. Ohne mentale Verbindung zu erzwingen geschieht sie Körper zu Körper rein aus der Tatsache das beide Erde sind. Berührung (auch von mir selbst) bewusst als Geschenk statt als Forderung (a la sei still, wein nicht, hab Lust) oder benutzend für die eigenen Absichten. Berührung die Atem lässt und meinen Gefühlen Raum gibt. Nicht absichtslos (!) sondern als Einladung für mich im Körper da zu sein.

Liebe braucht es wohl, nur von Liebe habe ich keine Ahnung. Die wenigen Male die aus mir ein „ich liebe dich“ kam meinten „du bist als Ganzes eingelassen“. Das war schmerzhaft. Vielleicht weil ich dir erlaubte mit allem da zu sein und es mir selbst verbot. Noch hilft mir Liebe wenn dann unbewusst. Sei schmerzt, überwältigt und fehlt gleichzeitig in mir. Ich bekomme Panikattacken, wenn zu viel Liebe im Raum ist.

Meine Medizin ist es unentschuldbar ich selbst zu sein und mit meinem Selbstausdruck zu berühren. Vor allem mich selbst. Zur Verfügung gestellte Mitmenschlichkeit ist die größte Unterstützung im mir begegnen. Zuletzt hilft es Ausdruck zu finden – bei mir ist das meist schreiben manchmal malen – weg von “ich möchte was erschaffen” hin zu “ich möchte Ausdruck finden, egal wie”- Dabei nicht wertend drauf schauen, sondern Wertschätzung lernen, dass ich versuche das auszudrücken, was noch keine Worte gefunden hat.

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Mein langjähriger Osteopathenfreund zu Besuch und ich ihn ehrlich mit meiner innerlichen dauersurrenden Angst sowie der ruhigen äußeren Erscheinung meines Seins willkommen heißen (statt mit Symptomen nach dem Beinbruch, von der Augenerkrankungen usw. zu belangen). Er blieb 😉 und wir zusammen damit wie es ist. Eine sichere Begegnung und ein unsicheres aktiviertes nicht beruhigbares Inneres. Zusammen nichts tun, sitzen und spüren, Erfahren teilen. Er seine tiefe Stille und oberflächlichen Gedankenstrom, ich meine oberflächliche Stille und darunter Körpergewusel. Der Parasympatikus (Vagus) bekommt nicht Raum weil immer was alarmiert in mir rumtut. Also den Sympatikus in mir zitternd fließen lassen, einfach weil ich eh nicht anders kann.

Im Lauschen seiner tiefen Stille, die mir ab und zu mit Worten zugesprochen kam, irgendwann auch in mir wahrnehmen wie noch weiter drinnen innerhalb im Zellkern ganz winzig diese Qualität da ist. Gleichzeitig wahrnehmen von stiller Kern, ängstlich zitterndes Fleisch und ruhige Oberfläche.

Ich bekam im realisieren das Bild einer Birne, wo die Haut das angelernte ruhig Halten, das Fleisch die ängstliche Masse und ganz drinnen die Kerne eine feste Stille zusammen die ganze Frucht ergeben. Er mit seinem männliche klaren Sein, na großartig, dann kannst du ja wählen worauf du den Fokus richtest und das andere einfach auch da sein lassen. Und ja das ging, ich hab eine Richtungsentscheidung, eine Wahlmöglichkeit! Die mag ich jetzt noch öfter verkörpern in Begegnungen. Voll spannend zu erleben wie das Angepasste, Traumatisierte und was echt Stilles gleichzeitig in Kontakt wahrnehmbar ist.

Irgendwann vielleicht wird die Schale ganz natürlich verwesen, das Fleisch verdaut (die Traumaenergie integriert) und übrig bleiben die Kerne, die dann je nachdem in welche Erde (Umgebung!) sie fallen eingehen bis auflösend zerfallen wie erschaffen was angelegt ist.

Die Welt ist nicht zu verstehen, sie ist zu spüren. Ich brauche die eigene Erfahrung, meine eigene Wahrnehmung. Wenn die in Kontakt Zeit und Raum bekommt, bin ich am heilen anstatt mich wie sonst mit Heilung zu stressen. Da ist dann zwar noch immer auch der Stress aber nicht ausschließlich. Dann bin ich mehr das Fließen und nicht so sehr das was Wellen macht.

Gottesvergiftung

VerHERRLICHUNG ohne Menschlichkeit… Anstrengen (trag dein Kreuz) versus Zärtlichkeit (leg dich darauf in den Strom)

Aus dem Malabend in der survivor queen community mit Bebilderungsversuchen des Themas Heilung vorletzte Woche ist viel ins Bewusstsein gekommen. Warten auf Bilder in einer unruhigen Leere brachte zarte Bleistiftstriche, die zu einer Tiefseequalle wurden und sich lange jeder Farbe widersetzte bis dann doch etwas vorsichtige Buntstiftfärbung dazu kam. Ahnungslos damit da seiend wurde bemerkt, dass ich mit Zärtlichkeit am Werke war. Der Kern war nicht die Form, sondern die Qualität der Zärtlichkeit und des Strömens, die meinem System heilsam wäre/ist. Gesund werden ist kein Projekt und darf nichts mit Leistung zu tun haben. Niemals. Heilen ist Hingabe und keine Optimierung. Die Idee „sei die beste Version von dir selbst“ ist eine Praxis des Selbsthasses.

Da war erschreckte und ist tiefe Dankbarkeit mich zu beobachten unter dem Fokus „wie kann ich zu mir zärtlich sein?“. Die Essenz jenseits der Form, die sich gezeigt hat, die Zärtlichkeit, bewegte mich durch die Tage. Immer wieder war sie da im Außen bei Anderen sichtbar. Im Fließen des Wassers über die Hände, im Aufblühen rund um mich, in offenen Blicken die direkt in meine Seele Rührung bewirken, in 5 Rhytmen Tanzräumen mit all diesen schönen Wesen in ihren Bewegungen sehen und weinen ob der sichtbaren Zartheit. Die Menschen jetzt in meiner Welt sind zärtlich, nur ich kann das nicht in mir für mich fühlen.

Ich lerne mich dem Gesunden in mir zu zuwenden und bemerke meine menschliche Hilflosigkeit als leistendes Programm angetrieben vom Bemühen. Ein paar kindliche Alltagsanweisungen: Streng dich an mehr (aus)zuatmen und genug Luft zu bewegen, sonst brauchst du Beatmung. Reiß dich zusammen und lass das Kratzen, sonst wirst du festgebunden. Streng dich an hinterherzukommen, sonst bin ich weg (geradelt, gelaufen). Schrei nicht so, weine nicht rum, hab keine Angst, pass auf. Du bist zu empfindlich also hör auf mit spüren und spure.

Mein erlerntes über meine Körperempfindungen Denken macht tief traurig. Meine Emotionen richten sich automatisch gegen mich, statt in den Ausdruck zu finden. JETZT gerade nicht, weil ich hier schreibe. Im Moment kann ich wieder auf mich aufmerksam machen.

Ein schmerzhaftes Bewusstwerden ist nun so richtig klar da: Ich habe auf meinem Heilungsweg mit dem selben Programmen auf meinen Körper eingewirkt, die mich krank gemacht haben. Das „Anstrengen, mich mit Druck anders machen“ im Projekt „gesund werden“ fortgesetzt. Jetzt sehe ich wie ich mein Überlebensprogramm des Anstrengens in allem bis zur Selbstvernichtung durchziehe. Ich bin bereit meinen Körper zu Tode zu quälen, um zu heilen. Total absurd und ein Leben im Bestrafungsritual ansetzend beim Abweichen vom Empfindungsausdruck. Viele in mir sind überzeugt, dass wenn ich aufhöre mich anzustrengen, alle recht bald sterben. Mir ist klar, dass das verrückt ist. Meinem Geistwesen ist klar, dass Menschen nicht nicht aktiv loslassen können. Es geschieht durch Gnade, wenn das was hochkommt (wie bei dir Schmerzen und Widerstand) Raum bekommt. Egal was da ist, wenn es weg soll kreiiere ich Trennung. Den Widerstand des gegen meinen Körper Seins, ist zuspüren ohne ihn weg haben wollen. Unter dem Widerstand ist die Angst und ich lerne alles durch meine Ängste.

Unzählige flashbacks in meine diversen Nahtoderlebnissen kamen über die Woche zu Tage (primär in nächtlichen Erstickungsanfällen) und waren erstaunlicherweise unangenehm ohne zu bedrohen, weil sie mir die Erinnerung zurückbrachte, dass mein Körper sterben kann und sich da richtig gut bewegt in den Bereichen nahe des Todes. Genau die richtigen Hormone werden ausschüttet, die peripheren Bereiche taub, der Atem immer flacher, alles lähmt, nur die Brüste, die ich sonst nie spüre, bleiben fühlbar lassen und einen Selbsthalt einsetzen. Ein immer wieder Erleben von jüngeren Anteilen, die überzeugt waren, jetzt zu sterben, genauer zu ersticken (oder erstickt zu werden) und darin völlig okay waren.

Also mein Körper kann sterben, da brauche ich mir keine Gedanken machen. DAS LEBEN SORGT IM STERBEN FÜR MICH. Im Todesstrom ist Ruhe und es ist friedlich da. Nur im Leben ist immer ein Ringen, Versuchen, Bemühen, Üben. Ich würde so gerne das Ende der Anstrengung vor dem Sterben erleben. Nur wirkt im restlichen Leben eine Art Gottesvergiftung in mir. A la „wer sein Kind liebt, züchtigt es“, „du liebes Kind, du liebes Kind, auf dass die Teufelsbrut verschwind“ und abzielend auf „ich (meine Bedürfnisse, Wünsche, Gefühle, Empfindungen) muss weg, damit du (Gott, Gottesstellvertreter) ewig (über)lebst“. Dies macht mich blöderweise wütend auf mich selbst und mein Erleben richtet sich gegen mich. Einzelne inneren Kinder sind auch richtig zornig nach außen zu alle den Menschen die sich hinter Gott (Gottes Wort) versteckt haben. Was für eine scheiß VerHERRlichung ohne jede VerMENSCHlichung!

Zurück zu mir: Da ist ohne Anstrengen eine Leere, absolute Sinnlosigkeit, ein prolongiertes Warten. Aufwachen und der erste Atemzug ist schon zu viel, weil Existenz keinen Sinn macht. Nur um im Körper zu sein, muss ich mechanische Arbeit verrichten. Ein allumfassendes „ich mag mich nicht mehr anstrengen“ und hab keine Idee wie dann Leben erhalten wird. Die Atmung ist so anstrengend (wie als Kind), ich möchte manchmal nicht mehr atmen müssen.

Ich fühle viel Verzweiflung und kann mich darin nicht ertränken, sprich sie wirklich zulassen. Selbstvernichtung nur, um nicht zu erleben „vernichtet zu werden“. Das Ego exekutiert sich aus Angst selber, nur um nicht von wem auch immer als Gott in Erscheinung tretende Instanz gerichtet zu werden. Ich vermute das macht wenig Sinn und das ist okay. Ich möchte nur was ausdrücken um nicht in mir zu ersticken mit den erkenntnisreichen, umsetzungsarmen Erfahrungen. Auf jeden Fall mangelt es mir an konstruktiver Beschäftigung mit mir selbst und es ist sehr gut, dass ich bald die gute zwei Jahre lange Wartezeit auf den Klinikplatz geschafft habe.

Mein Zug fährt bald in den Endbahnhof, die Klinik Eggenburg, ein. Vielleicht ist da ein anhalten und endlich den Lebenskampf aufgeben. Nirgendwo mehr hin müssen und von mir nicht mehr weg gehen. Aufgeben dürfen, Kapitulation erfahren und das „ich kann nicht mehr“ realisieren ohne damit alleine gelassen zu werden. Ob dann noch was kommt, kann ich nicht sagen. Es fühlt sich wie ein Ende an.

Ich bin schwer zu führen/halten (sowohl für mich und noch mehr für andere) noch dazu in die Kapitulation und sie ist dran und zwar nicht nur temporär sondern rettungslos. Das Maß an Leid ist übervoll. Alles ist reif für die Kapitulation. Es ist sehr berührend, wie verletzlich und wehrlos ich im Moment bin. Nun ist die offene Bereitschaft soweit reif, um mich damit in Kontakt zu bringen. Bisher war da immer ein Empfinden ich brauche jemand, der mir die Hand hält im Aufgeben, vielleicht ist die nun da. Auf jeden Fall ist der Antrieb die Angst viel kleiner als die Hilfsbedürftigkeit.

Das einzige was wichtig ist, ist die Wahrheit des gegenwärtigen Augenblicks. Egal woher was kommt, wenn es Relevanz hat, zeigt es sich jetzt. Ich muss nichts mehr tun.

Danke fürs Lesen und ab und zu mit mir sein.

Wahrheit bringt Nähe, Nähe bringt Wahrheit.

Worum es geht:

Kapitulation. Alles ist gut und alles darf sein.

So lange ich im Außen suche, bin ich in der Trennung, weil ich denke irgendetwas ist nicht da, was da sein sollte.

Der Körper entscheidet was ich kann und nicht das was die Anderen von mir erwarten!

Dasein mit individuellem Anspruch und aller Eigenheit!

Warten bis mein System realisiert, dass es sicher ist ich zu sein.

Die Klugheit des Rückzuges und Ausweichens ist in mir angelegt.

 

Mama, Papa, Oma, Lehrer, Bezugspersonen:

Es gab nie eine reelle Chance für mich in eurer Welt. Die erlernte Bindung in einem kranken Netz von Nervensystemen voller Stress, Druck, Unterdrückung, Manipulation, Sucht, Zwang und Betäubung quält mich auch heute noch. Wahrgenommen werden, Zuwendung und gekümmert bekommen gab es nur, wenn ich so war wie ihr mich haben wolltet. Ich fühlte mich trotz dem Missbrauch aller Art mit euch sicherer als alleine. Da war nie ein Daseinsrecht, nur eine Duldung bei Wohlgefallen. Nie war da ein Interesse an dem wie ich eigentlich war und bin. Ich war komplett verboten. Ihr habt alles getan, damit ich am Ende nicht mehr bin.

Pass auf dich auf war der Standardsatz und so passte ich auf all euren Angstbühnen überfordert auf. Meine Kontrolle ist eine Pflanze der Angstwurzeln. Ein großer Teil meines Tages ist eingenommen vom Versuch mich in mir unter Menschen sicher zu fühlen. Das mache ich mit Kontrollieren und Zurückziehen. Es ist anstrengend, einsam und unspontan. Teilweise ekelt mich mein Kontrollterror an. Nur ohne irgendetwas zu kontrollieren zu versuchen überwältigen mich die Ängste. Und insgeheim träumt etwas vom Zustand des absoluten Chaos, wo niemand mehr etwas kontrollieren kann. Ratlos bin ich da, ob es je einen Weg zum Frieden mit der Kontrolle (in mir) geben kann.

Viele Jahre innerlich alleine und immer auf der Hut davor wieder missbraucht zu werden. Immer gewahr, dass mein System jeder Zeit wieder missbraucht werden kann. Ich kann viel Arbeiten, aber meine Kraft will nicht missbraucht werden.

Die Wahrnehmung der Abwesenheit von Menschlichkeit war das Prägendste. Eine fortwährende Einsamkeitserfahrung. Alle schissen darauf wie es mir geht als Grundatmosphäre. Ich war zu allem bereit, ich habe alles dafür getan eine Heimat und Beziehungen zu haben. So lernte ich nachzukonstruieren und vorauszuahnen wie ich sein soll und möglichst wenig zu spüren. Ein Überleben mit dem Pandorafass der eigenen Menschlichkeit unter mir und dem moralischen Scharfrichter über mir. Dazu den Rebellen ständig unterdrücken, der alles zerstören will, was in eurer Wahrnehmung wichtiger war (Kirche, Gott, Sport, Disziplin, Pflanzen, Tiere), als mein Dasein. Depression ist die Belohnung fürs Bravsein. Eine Kümmerform der eigenen Existenz die sich auf fremde Regeln bezieht.

Ich bin so programmiert, dass ich immer auf der Suche bin nach Identität. Wo ist die Richtung, wo ist die Liebe? Orientierungslosigkeit, Heimatlosigkeit, Verlorensein, ein ruhelos auf der Suche sein mit der Hoffnung Liebe zu finden so läuft mein Programm. „Wer bin ich, wo geht es lang und wo gehöre ich hin?“ sind meine wesentlichen Fragen.

Fast 40 Jahre lang hielt ich den Schmerz für mein kaputtes Sein, den Selbstekel, meine Labilität, die überdimensionale Schwäche in einer gigantischen Welt, die jahrelangen Stunden in tiefer Verzweiflung, das Weinen und Erstarren im Schlaf, die tiefschwarze Einsamkeit, die Angst vor der Angst, das Schämen für jedes Bedürfnis, das permanente Gefühl bedroht zu werden nur für meins. Ich bin das Problem war die erste Antwort auf, was ist los bei dir. Dabei gehört es auch zu euch. Gerade weil ich diesen vernichtenden Schmerz kenne, habe ich so große Angst ihn zu fühlen. Meine Gefühle kommen oft so schwallartig und dann dauert es eine ganze Weile bis es sich nicht mehr so anfühlt, als würde ich komplett umfallen. Und da gibt es noch eine Menge zu verarbeiten. Letztlich ist es egal woher es kommt, denn es ist ja in mir da.

Zum Beispiel: Das Gefühl zu ertrinken, wenn ich zulasse wie wertlos und verloren ich mich tatsächlich gefühlt habe und wie sehr es noch immer so ist. Was ich heute trotzdem weiß: Die Welt besteht nicht nur aus euch, sie ist mehr, als das, was ihr mich gelehrt habt und mich glauben habt lassen. Und ich bin so viel mehr, als das Produkt, das ihr aus mir versucht habt zu machen. Mein Kopf der weiß das. Meine Seele braucht noch Zeit, um im Körper zu realisieren, dass ich sein darf ohne ständig aufzupassen. Es braucht bis ich einen Landeplatz in mir bekomme und präsent werde wie ich bin. Da ist ein zartes Gefühl von „es passiert dir nichts“ und ich zittere fortwährend innerlich.

Meinen Willen (für euch okay zu sein) kann ich vergessen, das einzige wofür es noch lohnt ihn zu nutzen, ist die Aufmerksamkeit nach innen zu richten. Mir ein Daseinsrecht zu geben. Mich mir eingestehen und fühlen, damit ich da sein darf. Meine Angst spüren und mir in Kontakt zugestehen damit sichtbar zu werden. Es geht gerade zentral darum mir mein Spüren und Fühlen unter Menschen zuzugestehen. Während alles wegzieht mich sinnspezifisch im Körper halten und alles andere lassen. Grundsicherheit, die es nie gab, für mich herstellen. Viele Versuche der inneren Welt aus Erinnerungen und Zerstückelungen zu entkommen und etwas Echtes zu spüren und zu fühlen. Die Todeszone im Nervensystem in einer anderen Art, nämlich in Verbundenheit und Sicherheit erleben anstelle des immer wieder Erfahrens des Einsamkeitsverlassengespaltenseinswahnsinns.

Der Drang nach Regulation wird immer größer sein, als meine Willensstärke stark sein kann mit ungesunden Regulationsmechanismen aufzuhören, weil Regulation mein überleben sichert. Der Körper gewinnt immer. Ich kann das Ganze nicht kontrollieren. Schmerzen, Dysfunktionen sind die Sprache des Körpers, um auf mich aufmerksam zu machen. Im Freeze fühlt sich der Körper wie ein Pferd an, dem vorne im Maul am Gebiss gezogen wird mit „brrr“ Rufen und gleichzeitig die Sporen in den Bauch gerammt werden, damit es vorwärts geht. Ein Mischzustand aus Mobilisierung und Stillgelegtwerden, wobei die Stressenergie festgehalten in eingefrorener Handlungsunfähigkeit steckt. Ruhig sein bedeutet nicht entspannt zu sein. In mir ist die Körperhülle ganz reglos und innen drinnen zittert alles in Daueralarm. Da braucht es zuallererst Annahme und mehr Verbindung (zu mir und einem sicheren Anderen). Sprich Sicherheit im eigenen Körper und in der Umgebung, statt Druck, Anweisungen und „weg haben wollen“. Ich brauche dann weniger im Nervensystem statt mehr, jedes rausholen wollen macht es nur noch schlimmer. Ein offener Mensch der da ist ohne was zu wollen und an den ich mich wenden kann reicht aus. Ich brauche da nichts besonderes, nur ein Gegenüber, das da ist und mich in der Wahrnehmung ernst nimmt und begleitet.

 

Mein Menschlein, das am Abgrund steht und die Kapitulation erlebt, braucht niemanden, der mich von der schwärzester Dunkelheit zurück ins Licht zieht, sondern einen, der an meiner Seite verweilt und die Dunkelheit aushält. Einen, der da ist. Nach Bedürfnissen fragt. Zuhört oder in Stille den Raum hält. Anker ist. Wenn mein Innerstes offen daliegt und alles verletzlich ist wie vielleicht nie zuvor, brauche ich jemanden, der diese Überforderung mit größter Behutsamkeit wahrnimmt und der die Fähigkeit besitzt, dem Leid mit Mitgefühl und innerer Weite zu begegnen. Jemanden, der nicht in den Wellen mit untergeht, weil er geübt darin ist mit starken Empfindungen umzugehen. Da ist meine fundamentale Angst in dieser Welt nicht überleben zu können und da ist jemand der mir den Raum hält, Sicherheit borgt und wartet bis mein System realisiert, dass es sicher ist ich (mit Gefühlen, Bedürfnissen, Grenzen, Wünschen) zu sein.

Der Versuch zu kämpfen verhindert den anstehenden Schritt: Die Aufgabe des Kampfes, endgültige Kapitulation. Mich der Hilflosigkeit und Verzweiflung hingeben. Sie wirklich da sein lassen auch wenn es überwältigt. Das sind alte Emotionen im Körper angereichert und festgefahren. Aus den Kompensationsstrategien entwickelt von der Kleinen, die dem Willen von Anderen ausgesetzt war. Ständig unter Druck und ausgestattet mit einer unglaublichen Fürsorge dafür, die Bedürfnisse in der Gemeinschaft zu erfüllen.

Ich bin ein zutiefst individueller Mensch. Das Individuelle (spontane, impulshafte) von mir durfte gar nicht da sein. In meinem Umfeld durfte die Individualität nicht sein und das ist ein Drama, weil es meine Lebenskraft ist! Wenn meine Individualität nicht sein darf, nicht Raum bekommt, dann bleibt nichts anderes übrig, als aus der Anpassung und Selbstunterdrückung zu überleben. Das Kind lernte aufgrund des Wahrnehmungen im außen in die Handlung zu gehen. Das heißt das tun kommt nicht mehr aus dem Sein heraus. Das hat mich ausgebrannt und krank gemacht bis gar nichts mehr ging.

Jetzt spüre ich wie sehr mein Sein nicht sein durfte. Dieser Schmerz ist zu fühlen.

Willenskraft ist das Letzte worauf ich mich verlassen kannst! Und Willenskraft war das einzige wofür ich positive Aufmerksamkeit bekam. Das ist mühsam und ein Leben voller Kampf! Der einzige sinnvoll eingesetzte Wille, ist die Kraft aufzubringen den Fokus nach innen zu richten und diesem Schmerz Raum zu geben. Es ist genau richtig wie der Schmerz jetzt in die Wahrnehmung kommt. Er gehört in mein Leben. Dem wirklich Raum geben und nichts tun damit er weg geht. Sonst lehne ich mich wieder ab und die Wertung ist da als „ich bin nicht in Ordnung“.

Ich fühl den Kampf gegen mich im mit meiner Selbstablehnung im Prozess sein. Da sind ganz viele Angstthemen, die in diesem Leben durchgearbeitet werden wollen. Etwas in mir beweist, ja ich kann festhalten an Beziehungen, Verhalten, Gewohnheiten und Dingen, auch wenn die mir nicht gut tun. Es denkt ich muss an Beziehungen klammern und treu bleiben. Weil ich unsicher bin und Angst habe. Es denkt „ich bin für alles zuständig, muss alles erzählen und alles sagen“. Ich spreche aus der Unsicherheit heraus, suche nach Aufmerksamkeit, initiiert Unterhaltungen und nervte so lange bis ich still wurde. Ich habe nie gelernt was ist der richtige Kontext und wie kann ich mich wirklich ausdrücken. Da fehlt die Sicherheit innen!

Offenheit ist immer Unsicherheit und der Weg geht in die Sicherheit.

Meine Grundfrequenz ist die Angst und die Aufgabe ist es in die Sicherheit zu kommen. Das geht nur durch Grundlagen erschaffen. Mir erlauben „nein zu sagen“. Aktiv den Fokus nach innen ziehen und schauen was kann ich hier in mir Raum geben. Bemerken, dass ich der Angst nicht ausgeliefert bin und das spontan sein Wollen lassen, sondern warten. Anfragen wo ich Sicherheit habe kann ich annehmen, da wo keine Sicherheit da ist gilt es ehrlich „nein ich kann das nicht“ zu sagen ohne mich wertlos zu fühlen. Der Körper entscheidet was ich kann und nicht das was die Anderen von mir erwarten! Der Körper ist so wie er ist, den kann ich ohnehin nicht verändern und das Leben lebt.

Es ist sehr wichtig, dass ich meine Individualität nicht verliere. Der Schatten ist die Angst, dass die eigene Individualität auf Ablehnung stößt. Wen ich abgelehnt werde, bin ich im Rückzug. Der Schlüssel war und ist mir aktiv zu erlauben in den Rückzug zu gehen, um wieder zu mir zu kommen anstatt mich dafür abzuwerten. Das Ausweichen als einzige Möglichkeit des Überlebens kenne ich zutiefst. Ausweichen und Rückzug sind Teil meines Programmes. Die Klugheit des Rückzuges und Ausweichens ist in mir angelegt. Es ist der Ausdruck des authentischen Seins und wichtig für mich mit Rückzug und Ausweichen zu reagieren! Die Individualität will in mir gelebt werden und wenn sie in Gefahr ist, der Rückzug gesund.

Alles ist gut und alles darf sein.

Kapitulation.

Tagblinde Nach(t)sicht

Epilog:

Ich spüre mich.

Wer ist das ich und wer das mich?

Blose Füße gehen den Pfad ins Meer.

Scheitern schreitet in den Ozean.

Untergehen und eingehen

in ein perlmutfarbenes gewundenes Schneckengehäuse.

Ein glitschiges Wesen saugt ein.

Hält schaukend mich

schraubend in Orientierungslosigkeit.

Sichere Initmität schließt meine Sinne.

Wellengang legt mich in einen Schaukelstuhl aus Scherben.

Warten, bleiben, wiegen, weinen.

Berührung spüren, verwandelt werden.

Wellenreiter in der Ferne,

am Grund warten,

bleiben mit dem was kommt.

Passivität erlauben.

Dem Gefundenwerden anvertraut.

Geduldig warten bis ich mitgenommen bin.

Arme umfassen und tragen,

der schwere Kopf sinkt,

getragen vom Menschenmeer

bin ich.

 

Das Leben nahm mir alle Gründe warum es gut ist zu leben. Meine Existenz ist ein verbrannter Fehler. Ich bin beschämt von dem was ich bin. Weiter leben mit der Scham ich selbst zu sein und sie offenlegen.

Überlebensselbst im Kern geschaut, mit Abscheu erst, kalte Ablehnung des das „bin ich nicht“ und will ich nicht. Die Abwehr und die Schmerzen die, die Sichtbarkeit in meinem Körper auslöst spüren, stechend in der Leber und die aufsteigende Übelkeit halten.

Zentrales Überleben hält das Leben im Griff; ein dem Sein verwehrt sein, um zu überleben. Jede meiner Zustände könnte unreguliert und unbehandelt den Tod bedeuten. Ich sein, wie geht das praktisch? Gibt es mich ohne Antrieb? Egal der Widerwille gegen mein Anstrengen ist da und das dennoch Folgen treibt an. Ein Neinteppich auf dem ich Grunde wird mit Gewalt zu einer Jakraft. Es ist viel mehr als eine Grundüberzeugung, es ist ein Körperkriegszustand der mir überleben sicherte und Leben zur Quälerei macht. Zwanglos geschieht nichts in meinem Leben! Es ist mein Selbst, das meinen Körper über die jeweilige Grenze motiviert, pusht, antreibt. Egal wo die Grenze ist, ein bisserl mehr geht doch noch Stimmen bestimmen mich. Mehr als ich freiwillig, ehrlich geben würde, meint es in mir ist nötig, um okay zu sein. Ohne Antrieb bleibt alles hängen und stehen in mir und mit Antrieb gehe ich kaputt.

Da ist der Auftrag mich anzuspornen aus der Angst heraus, wenn ich mich nicht motiviere, bleibe ich auf alle Zeiten liegen. Aus mir, meiner Natur heraus, wird nie ein Impuls kommen, der für das Leben reicht. Es denkt aus meiner Dauererschöpfung des Anstrengens heraus, wenn ich mir aus meinen (fehlenden) Impulsen leben zugestehe, bleibe ich liegen bis ich sterbe. Sprich die Angst und Überzeugung ist da, dass ich ein Nichtsnutz bin und mich anstrengen muss, um das zu widerlegen (und zu verbergen) mit täglicher Anstrengung. Genauso ist da die Verachtung und der Selbsthass über das „gegen meinen Willen weiter kämpfen“.

Was wäre wenn ich mich meiner Natur überlasse? Angst beständig, dazu Müdigkeit genauer Erschöpfung, die Verwirrung darüber doch nur den Auftrag des Lebenserhaltes zu erfüllen und dafür abgelehnt werden erleben. Traurigkeit, alte feste fortwährende traurige Anstrengung. Alternativlose Erschöpfung spüren und immer wieder im Hirnnebel verloren gehen. Erschöpfungssuizidalität spiralisierte sich in der Anstrengung bewusst zu bleiben.

Da ist eine Art Grundton – eine Schwingung, ein Schmerz – wie bei einer andauernden Verspannung, die sich natürlich auch im Körper manifestiert. Egal wie sehr ich mich auch bemühe, der bleibt, die Angstspannung ist nicht aus meinen Muskeln und Strukturen zu kriegen. Und sobald Ruhe einkehrt, „höre“ ich dieses innere Surren, einen unfassbar krassen Schmerz, der durch den Körper bebt und auf die Emotionen übergreift. Der Mix wütet dann in mir und drückt den Urzustand von Lebensnein aus: Ich wollte nie in diese Welt geboren werden. Ich hab das sicher nie entschieden und schon gar nicht gewollt!

Ich hänge einfach Null am Leben. Wenn jetzt eine gute Fee käm und mir den Wunsch erfüllen würde, über Nacht einfach friedlich zu sterben, würde ich keine Millisekunde zögern und zusagen. Ich haben Angst dahinsiechend weiter zu leiden. Schlimmstenfalls nicht mehr in der Lage zu sein, irgendwas entscheiden zu können. Selbst wenn ein Heilungswunder übermich käme, ich würde zu jeder Zeit den freiwilligen Abtritt wählen. Jedes Jahr weniger ist erleichternd. Ich bin jeder Zeit zum Abtritt bereit, was soll ich hier noch erleben was den Grundschmerz zu existieren erheben könnte. Alles versucht jede Flucht vergeblich und jede Gegenkraft mimkrig dagegen. Sprich der Körper macht krank. Vielleicht damit ich nicht so viel leben muss. Und die Schmerzen geben einen Fokus sie erhalten das Leben, lenken ab von den vielen Teilen, die nicht leben wollen. Sie beschäftigen, sie provozieren Fürsorge manchmal auch Zuwendung. Ich bin nicht suizidal, nur ist da eben keine Bindung ans Leben.

Aus der Trennung gegen die Trennung anarbeiten ist Krieg. Getrennt gegen die Trennung arbeiten ist genauso scheiße wie auf Dauer mit der Trennung zu sein. Die Trennung ist in mir und kann nicht weggemacht werden, auch wenn ihr Ursprung erspürbar ist. Der Körper lernte es bevor er denken konnte, die noch zahnlosen Kiefer zusammenbeißen und die Augen offenhalten. Die Festigkeit und Härte willentlich nicht lockerbar erfahren. Taubes Anstrengungskorsett des mich passend Machens. Wachsamkeitsbaby, bei wem darf es kotzen und schreien und wo brauch(t)e ich es um nahe zu sein alles zurückzuhalten. Wie und wem kann ich nahe sein ohne mich zu beschämen? Bitte ein Mensch um mich vor dem ich mich nicht fürchten muss. Einer bei dem ich sicher bin, bleiben kann und nicht wieder etwas tun muss. Kindlicher Unsinn mockiert mein Verstand.

Wie kann ich mir nahe sein ohne mich zu beschämen, zu mehr anzutreiben, zu übergehen was der Körper aus sich heraus schafft? Da ist ein tiefes Bedürfnis nichts von mir zu fordern und erlauben zu können nichts machen zu müssen. Keine Behandlung, keine Anstrengung, keine Übungen, keine Selbstreflexion. Zurücknehmen des Antriebs, ihn sich wandeln lassen, die Überlebenslüge klar sehen und (be)achten. Ich habe angefangen mir nicht zu trauen und ich kann meinem Glauben misstrauen.

Also alte Körperüberlebensintelligenz die heutige Realität erfahren lassen und spüren wie sehr die schmerzt. Die wahrhaftigen, heutigen Körperimpulse realisieren und mit der Angst da bleiben. Ausruhen probieren, auch wenn es möglicherweise eine ewige Ruhe wird. Bei mir wie bei einem kranken Kind sein! Kann ich als Erwachsene wie ein krankes Kind leben? (Alp)Traum vom „nichts unter Kontrolle haben“ in einem Körper ohne Manipulation. Echter, tiefer Kontakt. Platz für alles. Auch vertrauensvoll liegen bleiben bis sich was wandelt.

 

Poesiewinde:

Zurückerobert

Innehalten und ausruhen

Erstmal Luft holen

Und erhalten

Der Rückzug gehört mir.

Es gibt kein Dahinter. Kein Davor. Nur das Jetzt.

Tempo und Funktion werden hier nicht gefördert.

Sein nur um zu ehren, was ist.

Die Natur

Die spürbaren Füße

Die Luft

Das beatmet Werden

Das Leben

Innig gehalten im Ankommen

Aktualisiert

braucht es kein Glauben mehr

Referenzlos wirklich sein

Ist sicher

 

Was ist jetzt wichtig für mich?

 

Passivität

Meine Passivität ist erlaubt.

Erwünscht das Lassen.

Erlebt das Verlassen.

Ertragen die Aktivität.

Getragen die Passivität.

Tragen lassen von dem was vorbeikommt.

Sänfte wie Krücke,

Waldfuchs wie Kakerlake.

Es kommt wie es bleibt.

Halte die Freigabetaste gedrückt.

Der Puls macht die Musik.

Lass dich.

Lass dich bewegen

selbst im Nichts.

Passiv! Passiv sein.

In mir den Innenraum lassen.

Unverändert passiv

finde was du erlebst.

Das Empfinden erreicht dich, du musst gar nichts erreichen.

 

Ausharren…

Ehe sich die Traurigkeit rührte, berührte und gerührt Kontakt fand. Erste von ganzem Herzen aufgenommene Tränen in menschlicher Begegnung erfahren. Als Eröffnung eines Tränenmeeres an Jahrzehnten vermisster Nähe. Traurigkeit nicht nur ausgehalten sondern mit Freude willkommen geheißen ließen erleben: Ich darf echt traurig in Kontakt sein!

Eine Frau ist freiwillig, unbezahlt, gerne so mit mir. Ich brauche sie nicht mehr verstecken, abwehren, abmildern, unterdrücken die tiefe Traurigkeit. Ich muss mich damit nicht mehr verstecken. Ich darf in Kontakt bringen, dass mir was weh tut (physisch wie psychisch). Neuland komplett unbekannt und frohlockend da mittendrin Freude. Neues erleben ist großartig selbst wenn es sich mies anfühlt.

Mittendrinnen also beschämte Freude. Mein Geist schaute mich an und ließ die Selbstverurteilung erstaunt sein. Ich schaute zurück und fragte: Darf ich mich an mir freuen? Es lachte mich aus, der Geist begann wieder mit der Selbstvernichtung. Woran du elendes Nichts willst du dich bitte freuen, an dir, echt jetzt, das ist das Absurdeste was du mich je gefragt hast. Du bist in deiner Gesamtheit falsch. Schäm dich. STOPP es reicht ich kann die permanente Erniedrigung nicht mehr ertragen. Keine Fragen mehr, Mit jeder zerfallenen Frage eine Last weniger.

Die Erschütterung im Körper spüren. Zittern und sehenden Auges in den Brunnen fallen und ertrinken. Der Urteiler wird gesehen und nicht verurteilt. Lebensverurteilung übergibt sich dem Bewusstsein. Übelkeit als Zeichen von Kontrollverlust. Es tut weh. Es tut weh zu würgen ohne was auskotzen zu können. Harmlos im Vergleich zur Traurigkeit von der er ablenken will.

Bleiben! Ich brauche kein Konzept mehr gegen die Hilflosigkeit. Der Beinbruch mein Einbruch und der heilende Fuß meine Ankunft erinnern: Schieb deine Konzepte ganz zur Seite. Antworten sind therapeutisch, sie helfen für eine Zeit. Weine konzeptlos unmittelbar und freu dich daran.

„Deine Traurigkeit ist ein Geschenk für die Welt!“ höre ich richtig, ja! Freude wieder diese besonderes zarte gänzlich andere als die gehässige Freude des Geistes. Beide sind da und doch so verschieden. Der beste Kampf ist der, der nicht stattfindet. Mein Kampf um Liebe ist vorbei. Touchdown im klaren Herz.

Best of meiner persönlichen Bullshit-Sätze

Inspiriert durch einen Tag im Krankenhaus im Übervollbetrieb, Personalmangel als gelinde Untertreibung mit gleichzeitigem Umbau. Dabei nebst Krankentransporten in Summe 5h Wartezeit und dazwischen die erste umfassende gynäkologische Untersuchung seit meiner Jugend. Viel Zeit zum Spüren der ANGST und meine Anspannung nicht spüren wollen.
Präsent bleiben in mir, weil da ist niemand, der menschlich mit mir sein kann. Meinen Geist beschäftigen und so zogen die Sätze, die mich mit komplexer PTBS nach einer irren Kindheit voller Missbrauch und Jugend mit Vergewaltigung, als Tipps selbst als Erwachsene noch zum Schweigen bringen. Beschämt, staunend, unterdrückt rasend machend, auch schmunzeln lassen.

 

Das Leben ist immer mit allem für dich. Was ist das Geschenk für dich in dem Missbrauch?

 

Gibt dich einfach hin und glaub an Gott, der weiß was gut für dich ist.

 

Geh einfach beichten, dann ersparst du dir die Therapie.

 

Du stehst dir nur selbst im Weg.

 

Du bekommst nie mehr als du ertragen kannst.

 

Reiß dich einfach zusammen, anderen geht es viel schlechter als dir.

 

Du bist nicht dein Körper! Nur dein Ego ist traumatisiert und das Ego ist eine Illusion also auch Trauma.

 

Du musst einfach nur loslassen. (Sag das mal meinem Körper)

 

Das ist doch nur DEINE Wahrnehmung.

 

Nimm einfach Medikamente, dann wird das schon weggehen!

 

Kannst du das nicht einfach vergessen? Ist doch so lange her. Man muss die Vergangenheit auch mal ruhen lassen. (Sag das mal der Vergangenheit.)

 

Du musst einfach mal lernen, nicht alles so an dich ranzulassen.

 

Denk doch positiv, ich würde sagen, du brauchst eine neue Idee von dir selbst.

 

Du musst nur den Tätern vergeben, dann geht es dir gleich besser.

 

Du bist nicht stabil genug für Therapie (von meiner ehemaligen Traumatherapeutin nach einem halben Jahr wöchentlich mit mir arbeiten).

 

Können Sie uns bitte nicht so Angst machen und im Bad dissoziieren, sondern sich nächstes Mal vorher aufs Bett legen?

 

Bin mal neugierig: Was sind deine „bullshit“ Sätze?

 

Unterleibsschmerzen, verschwimmende Sicht, Herzweh, Kopfkontrolle so lange es geht. Die Summe an Schmerz irgendwie halten versuchen. Fühlen was ist… die GEWALT DES LOSLASSENS!

 

Dieses lieblos „geh weg“ Traurigkeit, Ungeduld, Unruhe, Anspannung.

Loslassen ist herzlos. Ein Konzept vorgelegt mit mach mal von (m)einem Verstand.

 

Die Tränen kamen dennoch immer wieder und das Bedürfnis des „Einlassens“. Traurigkeit, Hilflosigkeit, Zorn kommt rein, bleibt so lange ihr möchtet.

Du darfst kommen und gehen wie du willst.

 

KOMM, BLEIBE, GEH ist die Herzversion vom „Loslassen“.

 

DIE WUNDE UND DAS NICHTS SIND EINS

Mein Trauma ist nicht die erlebte Gewalt. Mein Trauma ist über das Erlebte, die Gewalt, die Zerstörung, das Böse nicht sprechen zu dürfen. Das kindliche Sprechverbot über mein Erleben erstickt(e) mich körperlich. Wenn Wahrhaftigkeit nicht erlaubt ist krepiere ich! Und ganz viel in mir will nicht erleben für meine Spezies sichtbar zu sein. Dennoch aus purer Verzweiflung die tiefe Angst vor Menschen benennen. Schreiben und erleben, wenn ich mich sicher fühlen möchte, muss ich nackt auf die Bühne. Die Hölle ist hell. Es gibt keine Möglichkeit mich mit Masken sicher zu fühlen. Finstere kosmische Intelligenz! Die Dunkelheit zerfetzt die Lichtkonzepte. Meine Liebe zur Zerstörung. Offengelegt da sein und vielleicht verstören…

 

Healing from Rape

I am here. You can see my wounds.

You`re allowed to know that I am going through crisis.

Nothing to hide. Nothing to rush. Nothing to shame.

Darkness is the true medicine.

Leaving no stone unturned seems to be the motto of this healing journey.

To express my rage and sorrow I hold on tightly to this story of my pain.

I learned to hide it, avoid it. For it won’t be met with grace.

I learned to fear it, to clench around it, for it will awaken the monster.

A ruthless monster, a raging monster, breaking all and anyone who dares to speak up.

Raising hands in front of those who dare to grieve.

Destroying the world around those who cry and wail.

Now I dare to grieve. I dare to wail.

I dare to speak. I dare to tell the story of how broke I am.

This untold story is going to ask for all of me in order to be told.

It will take all of my strength and courage.

All of my heart. All of my soul.

Meeting layers of despair, and absolute fear of approaching this wound.

I was scared to open what I had spent years burying, hiding, and running from.

I was not just encountering shame, but deep deep self-hatred.

Feeling like I would never be okay again.

Like opening this door would break me into a million pieces.

And it did. Because I was already broken from abuse in childhood.

On top being raped at the age of 16 broke me into a million pieces.

The lesson was that womanhood is a place of suffering.

 

I knew that it was rape. I knew I had not consented to the act.

And still, I couldn’t face the reality of it.

And still, I doubted myself.

I couldn´t tell anybody.

For over thrity years, I hid, avoided, ran from, and denied my pain.

I shaped and molded myself, trying so hard to become someone else.

I blamed myself. I believed that being who I am was why this had happened to me.

I suffered deeply. I was at war with myself, finding one weapon after another.

I committed spiritual suicide, ending my life while I was still alive.

 

Now I learn how to come back into my body.

I am learning how to show up for myself, how to hold my grief, pain, and trauma.

I was being prepared to face what felt to me like the biggest, most painful wound I had.

As I’ve been walking the path of healing, I knew my sexual trauma would need to emerge eventually.

And it had, in bits and pieces here and there. But never to this extent.

Never had I ever felt this absolute permission to be depressed, until I acknowledged what happened.

Never had I ever been as honest about my life journey, until I acknowledged fully what happened.

 

Listening to stories of other rape survivors, I started connecting the dots.

Depression. Lack of boundaries. Feeling easily violated. Nervous breakdown years. Self-isolation. It´s PTSD. And not just from childhood trauma, as I had been telling myself.

 

Grief. Uncovering the truth of what happened is one thing.

Grieving, allowing myself to feel the pain of it all, is another.

For this grief carries two deaths.

There is the pain of the incident itself, and then there is the pain from all of the running, hiding, and self-punishing. The latter hurt more.

 

“I am healing.” It is not easy to acknowledge.

I believed I would never be okay again.

And it is scary to admit that, I am, in fact, okay.

It’s as if I was failing, thinking that I was drowning, and then found myself standing in waist-high waters.

But it’s true. I am healing.

As I step into the portal of my grief,

I shed the illusions I’ve been carrying for so long.

I am becoming my True Self as I come back to my body,

I not only accept but embrace all of my experiences life is offering me.

Being opend to the love available for me.

In this space, here an now.

Thank you voilance, grief and healing.

Holy shit my life is so sensible and perceptible.

 

Das geschändete Kind, erwachsen

Gesungen, getanzt in endlosen Nächten
geflohen

Gelaufen, gerannt auf verworrenen Wegen,
verlassen

Verloren, verführt von lustvollen Mächten,
verdammt

Bald haltlos verachtend,
den Fremden im Spiegel gehöhnt und verlacht,
Tanzend am Abgrund, nichts achtend,
Empfinden längst aus dem Vergessen verbannt,
wird endlich der letzte Einsatz genannt.

Unter der Haut, den Leib geschunden,
Willkommen die Wunden, bleibt anderes verschwunden.
Vom Schmerz erhofft den erlösenden Regen,
der reinwäscht der Nächte bitteren Segen.

Gestürzt, gestrauchelt, an öden Tagen,
wieder gesucht, der Totenschlaf.

Wozu?
Stündlich sich mühselig labend,
verzweifelt stillend den unerträglichen Durst.
Weiter!

Anders jetzt.
Moment um Moment kehr ich zurück.

Unverhofft in -Liebe?- gewiegt,
die umhüllt, fleht und vergibt,
und sich die Strauchelnde
(nun endlich) ermattet ergibt.

Feuriges Zittern in jede Zelle eingebrannt,

ahnen kein Ende jetzt

die Erde zieht mich

zu sich.

 

Nach langem Luftanhalten durchs Becken tauchen.

Den Einsturz brauchen.

Es gibt keine Möglichkeit mich mit Masken sicher zu fühlen?

Weißt du wie viele Ängste in meinem Nervensystem hat unter dem Panzer glühen?

Nehmt mir nicht den Mut,

aber nehmt mir die Angst.

Nehmt mich ruhig auseinander,

aber haltet mich auch fest.

Nehmt mich ganz für euch,

aber lasst mich – wenn ich es möchte – auch gehen.

Nehmt mich als mich,

nicht als das, was ihr wollt.

Innerlich arbeitslos sein – meine Vision für 2023

„Das Kind in dir muss Heimat finden“…. Welches Kind? Alle auch die, die sterben wollen?

Überall hörte ich und folgte ich den inneren Kind und anderen spirituellen Arbeitsmethoden. „Das Kind in dir muss Heimat finden“ und viele andere Bücher, Seminare, alltägliche Übungen, um möglichst viel bewusst zuhaben. Das war was für mich. Ich habe voller Hoffnung angefangen und über Jahre alle möglichen geleiteten Meditationen gemacht. Tönen, Lichtarbeit, Vergebungsrituale, Tranceinduktionen, Bewusstheitsübungen, Sonnenmeditation, Gebete zu allem möglichen, Dämonen austreiben. Suchend, wartend, ungeduldig duldend ploppten immer mehr Erfahrungen von früher und meinem jetzt parallel auf. Wenig von den inneren paradoxen Bewegungen passte mit dem Geschriebenen und Gelehrten zusammen. Unverständnis kam immer mehr in mir auf.

Warum wird lediglich von Sonnen- und Schattenkind geschrieben? Ich habe sogar ein Schattenkindseminar mit einer großartigen Kollegin aufbereitet und ein paar mal angeleitet. Dennoch in mir war es mulmig oder taub, mein Erleben passt nicht zu den Theorien. Warum haben sie keine Namen oder nur einen oder nicht meinen? Warum lediglich zwei, wo sind die anderen? Warum nur Kinder, wo sind die Babys, die Embryonen, die Jugendlichen? Warum sprechen manche dieser Kinder nicht? Warum haben die Kinder keine Individualität? Warum sind viele voneinander isoliert, blutend, ekelig, unansprechbar. Wie soll ich bitte meine Kindheit aufarbeiten?

Die Erkenntnisse schmerzten wie ein Brand im Gehirn: In diesen Büchern und Theorien geht es gar nicht um innere Kinder! Es geht lediglich um Glaubenssätze! Die Kinder sind also nur Glaubenssätze … ich war enttäuscht. Und wieder eine Bestätigung, dass nur ich so verrückt bin. Nicht nur ein inneres Kind sondern einen ganzen Kindergarten, eine Höhle voller Babys und fuck off abwehrende Jugendliche in mir mitunter sogar gleichzeitig aktiv zu haben. Wem zuerst zuwenden und wozu vor allem, wenn sie eh nicht sagen was sie brauchen?

Mein leuchtendes Nichtwissen möchte keine Glaubenssätze überdenken. Deswegen nervt mich auch alles von Byron Katie kolossal. Wozu das ganze hinter- und überfragen, wenn der Körper nichts spürt? Innere (Kind) Arbeit hilft mir nicht, wenn ich im dissoziierten Körper lebe.

Heute ist mir klar, warum in mir alles rebellierte. Die inneren Rebellen wissen worum es ihnen geht, ums spüren und fühlen, um das im Körper berührte da sein! Darum, das was ich alles bin in Kontakt zu bringen. Lernen mich und nicht ein Konzept, eine Theorie oder eine Lehre zu vertreten. Dasein ohne in eine Schublade gepackt zu werden, schon gar nicht von mir.

Mein Belohnungszentrum ist ein Bestrafungszentrum. Im gaslighten an mir selbst bin ich die Größte. Und daran versuche ich mich immer noch. Mit jedem Atemzug ist da ein Bemühen mein (inneres) Erleben okay zu finden anstatt es in Frage zu stellen. Ich wollte nie eine aalglatte Spiegelfläche sein, sondern ein berührbarer, offener Mensch. Das ist noch nicht verkörpert, und doch ist der Körper der Weg! Heute erlaube ich mir theoretisch vielseitig desinteressiert zu sein.

Es denkt viel Schwachsinn in mir vor allem über mich. Die Geister sind kreative Feiglinge. Das Herz ist einfach da. Der Körper ist der Radikale. Nur über den gefühlten Körper komme ich auf den direkten Weg zu meiner Wahrheit. Wenn sich in mir, in meinem Körper nichts ändert, bringt es mir nichts! Ich habe mich im Nichts aufgelöst und in den Knochen versteckt. Seit ich mir vor ein paar Wochen, den am schwersten zu brechenden Knochen im Fuß zerstört habe, spüre ich das.

Ja ich bin komisch, schwierig, anders, schräg. Ich bin keine stabile Persönlichkeit. Ich will nichts verändern oder erschaffen, auch nicht mich ablenken, betäuben oder wohin träumen. Ich will mich erleben und dabei okay sein! Seelenpläne, Herzöffnungen und geistige Lehre(r)n interessieren mich nicht. Ich will das Leben wirklich (!) erleben wie es ist. Ich sein auch wenn das scheiße ist, ich falsch bin und es schief läuft. In jedem Moment unsicher mir folgen. Angst ja die ist da, wie eh immer. Mut bitte, ich möchte den Mut haben selbst zu versagen. Den Mut für mich selbst nicht mehr berechenbar zu sein. Einfach nur in mir da sein.

Bevor der Kopf wegfliegt, Gewicht spüren. Klarheit ist im Körper! Ganz langsam und vorsichtig erlaubt er mir erste Babyschritte und weist den Geist in die Schranken. Er darf dienen im Aufmerksam sein für den Körper. Nicht einfach so absichtslos, sondern als Einladung an mich im Körper da zu sein. Ich stehe – vielleicht das erste Mal – auf meinen eigenen beiden Füßen. Wackelige Angelegenheit und bis ins Mark von mir berührt.