Die die im Dunklen schreibt …

segnet den nächsten Atemzug …

begleitet das Wunder in sich …

kapituliert und fordert doch alles …

Mein Körper und meine Psyche sind krank. Es ist eine Hinrichtung auf Raten und gleichzeitig repariert der Organismus sich ununterbrochen. Mein Schmerz zwingt mich Dinge zu verändern und immer wieder heimzukommen in den Selbstkontakt. Nichts was ich mir wünsche wird real, wenn ich nicht alles für die Gesundung meines Körpers tue. Gleichzeitig brauche ich ein Wunder, um irgendwann einmal meinen Körper und meine Gedanken nicht mehr als prolongierte Folter zu erfahren.

Da krankt etwas in meinem System. Vieles hat mit meiner Unzufriedenheit zu tun. Wut auf das Leben verbittert die innere Beziehung zu mir selbst. Sind meine Krankheiten kleine Selbstmorde und Ausdruck einer unterschwelligen Todessehnsucht? Oder wird der Stecker gezogen, damit ich meinen Ballast zurücklasse und die Veränderung möglich wird, die mich in die Freiheit führt?

Es ist vielleicht ein gutes Zeichen, wenn ich krank bin, falls die Alternative wäre mich selbst zu zwingen etwas auszuhalten, was schlecht für mich und andere ist. Es gibt nichts Gutes im Schlechten und kein richtiges Leben im Falschen. Ich bin bereit, das mir der Dreck um die Ohren fliegt, der mich benebelt hat. Ich bin gegen das krank Sein und tue es trotzdem aus Liebe zur Wahrhaftigkeit. Ich brauche die destruktiven Energien nicht bekämpfen, sondern nur in Wahrhaftigkeit auf das Licht ausgerichtet sein. Wahrnehmung bedeutet etwas für wahr zu nehmen. Welcher Wahrnehmung kann ich den nur trauen?

Ehrlichkeit bedeutet oft auch bittere Wahrheit. In den Tiefen schürfen und der Verzweiflung folgen. Meine Trauer findet mich. Trauer ist die Reaktion der Liebe. Prolongierte Trauer ist oft eine Trauerbeziehungsstörung. Die Trauer durch das Weinen nach außen treten lassen. Jede Träne eine Perle der Liebe. Durch das Leiden komme ich immer tiefer bei mir an. Es ist unfassbar leidvoll nicht glauben und vertrauen zu können.

Die Enge ist da und wird gesehen. Alles was damit einhergeht aufsteigen lassen und mir zumuten. Gefühle fühlen entwickelt das Zustimmen lernen und sich klar mitbekommen. Je mehr ich mich spüre, umso mehr habe ich meine Existenz angenommen. Mich in meiner inneren Existenz sicher fühlen scheint wie ein ferner Traum. Anerkennen und annehmen der Not des Verlassenseins, zurückgewiesen Fühlens, in Isolation verhaftet Seins. Das erfahren des getrennt Seins letztlich von Gott mit den Qualen des „mein Gott warum hast du mich verlassen“ als Ausdruck des Lebensgefühls und Anerkennung des momentanen Körpergefühls. Das eigene Nervensystem will kollabieren dürfen. Bei intensiven Schmerzen und Kontrollverlust kann etwas Neues entstehen.

Mein Herz offen halten für die innere Wahrheit. Für die offenen Fragen im Herzen und immer tiefer in die eigene Wahrnehmung hinein entspannen. Ruhe und Raum für das traurige Kind in mir lässt mich angekommen am tiefsten und wahrhaftigsten Punkt des Lebens. (Innere) Kinder sind nah dran an sich und an der Wahrheit. Meine inneren Kinder suchen im Dunklen der Nacht die Sonne. Den Fluchtmechanismen nicht folgen, hinspüren trotz der Spaltungen und die tiefe Not fühlen. Dableiben wo die Seele rausgegangen ist aus dem Körper. In den Gefühlen sein offenbart alle Geheimnisse des Menschseins. Alles Verdrängte will gefühlt, gespürt und gesehen werden. Das Herz ist meine Identität und Bezugspunkt (nicht die Gefühle) voller enormer Schmerzen und strahlender Liebe. In der tiefsten Not bringt das Herz die bedingungslose Liebe hervor.

Alles was ich tue ist ein Platzhalter für Liebe. Ich beginne und ende immer wieder ganz in der Liebe sein zu wollen. Die Erweckung der Liebe macht nur Sinn, wenn sie ohne jeden Zwang ganz freiwillig ist. Freiwilliges Lieben braucht die Möglichkeit der Verweigerung. Ich kann beides Wahrnehmen die Liebe und die Verweigerung. Die Seite der Liebe wendet keine Gewalt an, jene der Verweigerung ist bewaffnet und mit Macht ausgestattet. Es ist möglich die Verweigerung mit und als Liebe zu beantworten. Die Verweigerung der Liebe richtet sich nach außen und nach innen und aus ihr entsteht das Böse (Kränkung, Unterdrückung, Lebensfeindlichkeit, Zerstörung, Gewalt, Selbsttötung). Das Böse ist der Preis für die Liebe. Und kein Preis ist für die Liebe zu hoch.

Es geht bei Liebe nicht um lieb sein! Liebe ist, wenn ich und mein Gegenüber mit allem da sein darf. Echte Liebe ist ohne Bindungen, Erwartungen und Verpflichtungen. Unsere Schmerzen und Verwirrungen sind heilige Informationen, die warten ausgepackt zu werden. Mein Schmerz wird von Liebe gespeist und führt zurück zur Quelle. Der Kelch kann nicht an mir vorüber gehen. Es braucht eine nackte Konfrontation und letztlich ein mit allem in mir in Kontakt sein. Annehmen und fühlen ist der Keim der Heilung inklusive aller Ehrenrunden im Schlechtgehen.

Da ist so viel Leid in dieser Welt, weil wir uns eingeschlossen haben und nicht glauben. Warum kann ich nicht glauben (getragen, geliebt, sicher zu sein)? Diese Frage in mir ergebnisoffen forschend im Herzen halten. Wenn menschlich gesehen nichts mehr geht, alles hoffnungslos erscheint, bleibt nur mehr die Zuflucht in Gott zu suchen. Alles Gebrochene, Kranke, Verweigerte, Mangelhafte breite ich auf meinen Bettlacken vor dir Jesus aus. Hier bin ich ein Seelenraum von Unwürde voller Verwerfungen und Wundnähte. Verletztheit und Schmerz leben neben Zartheit und Schönheit. Karges kostbares Leben dir Jesus zu Ehren weiter gelebt. Ich zapple unter deinem liebevollen Mantel. Mich aufgeben kenne ich gut und verwechsle es mit Hingabe.

Da ist ein Teil in mir der sterben will. Den ganz rein lassen, da bei mir halten. Der Teil der mich töten will ist ein Aspekt des inneren Kritikers und programmiert von jenen die mich missbraucht haben. Direkt daneben ist das Opferselbst, das so sehr gerettet werden will. Die Rettungslosigkeit bejahen, die Unerfüllbarkeit der Sehnsucht im Körper spüren und den unermesslichen Schmerz völlig zulassen wie er in Wellen hochsteigt; wenn ich Angst habe und damit wirklich leben kann; wenn ich dem Tod in jedem Moment zustimme und damit frei bin. Bemerke ich, dass ich viel mehr unter Menschen zum Dasein eingeladen bin, wenn der Tod mit eingeladen ist.

Leben ist ein unsicherer, komplexer, offener Prozess. Es geht darum sich selbst zu finden und in sich zu gründen. Dann kann alles wegbrechen und ich bin dennoch voll präsent da mit allen körperlichen, emotionalen, intellektuellen und spirituellen Prozessen. Wenn die eigene Hütte bis zu den Grundmauern niederbrennt, so ist das vielleicht das Rauchsignal, das die göttliche Gnade herabruft.

Wenn du alles sein lässt, kommt das Sein zu dir.

Pures Dasein im reinen Herzen.

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