Trauma und Heilung

Heilung ist der Prozess, den jeder Körper, egal ob männlich oder weiblich durchläuft, wenn er verwundet wurde. Unsere Körper und auch unsere Seelen können verletzt werden und auch wieder heilen. Häufig führt ein Trauma vor allem zu der Unfähigkeit, einen heilsamen Raum selbst herzustellen. Der Widerspruch ist energetischer Art: Ein Trauma bildet eine chronische energetische Kontraktion („freeze“), die wir aus unserer Vergangenheit mitbringen. Unsere Lust hingegen strebt in eine unendliche energetische Expansion („hot“) – und sie geschieht im Jetzt.

Der Mensch neigt dazu, seine Heilung so zu behandeln, wie er damals von seinem Trauma behandelt wurde: knallhart, schonungslos, brutal. Das ist kontraproduktiv. Wer heilen will, muss ausruhen können. Dann wird Heilung ein organischer und letzten Endes schlichter Prozess („schlicht und ergreifend“). Das einzige Lebewesen, das sich schwer mit ihr tut, ist der Mensch. Unser Körper an sich – wenn wir ihn lassen – verfügt über alle Kräfte und Informationen, um unsere Traumata zu heilen.

Trauma definiert sich nicht darüber, ob es einen Täter gibt oder nicht! Trauma definiert sich als eine Situation von „zu schnell und zu viel“ für mich, bzw. mein Nervensystem, plus eine unzureichende Verarbeitung von diesem Erlebnis – es handelt sich um Situationen, die den individuell erträglichen Rahmen sprengen und die danach in Körper und Seele gespeichert bleiben.

Im Fokus des Weges der Heilung liegt darin, dass wir oft erst einmal wieder lernen müssen, uns zu spüren, unseren Körper und seine Bedürfnisse neu kennenzulernen. Es geht viel darum, in einem entspannten Raum alle Konzepte und alles Müssen loszulassen. Viele Menschen, müssen erst einmal wieder lernen, ganz bei sich zu sein. Und ‚Nein’ sagen zu können. Oder ‚Ich wünsche mir das jetzt’. Denn erst wenn wir gelernt haben unsere Grenzen zu setzen und sie auch zu verteidigen, können wir uns wirklich öffnen. Dann können wir wirklich entspannen, dann fühlen wir uns sicher und können uns hingeben. Wenn ich heilen möchte, dann geht es weniger um die beste Methode als darum einen Ort, eine Person zu finden mit der ich mich wirklich sicher fühle. Wer eine Grenzverletzung erfahren hat, sollte jegliches Setting vermeiden, dass zu einer Re-Traumatisierung führen könnte. Denn solange ich mich gestresst fühle, ist unser System überfordert und der Körper vermeidet den Modus der Heilung.

Es geht nicht um Vergessen. Es geht darum, mit der Situation sein zu können, ohne in den alten Strudel der Angst und Ohnmacht zu geraten. Wir versuchen das oft vorschnell herzustellen, indem wir das Ereignis verdrängen. Aber Verdrängung ist alles andere als hilfreich, weil es die gespeicherten Energien nur immer weiter festhält und wir den eigenen Lebensraum dadurch kleiner und ärmer machen. Traumaheilung ist wie ein schrittweises Aufhören mit dem Verdrängen – wobei wir unterwegs schon merken, dass wir nicht einfach „wieder wie vorher“ werden, sondern verändert aus dem Prozess hervorgehen. Ganz so, wie ein Knochen nach einem Bruch stabiler ist als vorher.

Ein integriertes Trauma wird von manchen Menschen so erlebt, dass es sie in Bezug auf bestimmte Themen wacher gemacht hat, dass sie mutiger, gelassener oder menschlicher geworden sind. Sicherlich werden wir immer nur unfreiwillig durch unsere Traumata lernen, aber was wir lernen, hat Würde, Tiefe und großen Wert.

Meine eigene Suche trug mich weit hinein in den Aktionismus. Dann war ich erschöpft. Ausgebrannt. Ich hielt an und gab auf. So lernte ich, auf die schmerzhafte Tour: Lebendigkeit ist nicht dasselbe wie Anstrengung. Vitalität ist nicht vergleichbar mit Koffein. Lebendigkeit ist pures Dasein. Lebendigkeit ist das unwillkürliche, ungefilterte in der Situation. Alle Sinne, alle Fasern, alle Zellen baden in diesem Moment.

Wie stelle ich das an? Vor einer Wand sitzen und warten bis das Ego verschwunden ist, einreden auf meine Glaubenssätze, hart an mir arbeiten und Widerstände auflösen hat bei mir nicht funktioniert. Es ist ein linearer, geplanter, mit Ehrgeiz und „Richtigmachen“ erzeugter Wettlauf zur Heilung. Oder zur Erleuchtung. Oder zu beiden. Wie gesagt, ich war gut in diesem Rennen. Ich lag ganz weit vorn im Kurs. Bis ich begriff: Dieser Kurs führt im Kreis. Ich komme nirgendwo an. Ich war/bin verwirrt. Welche Gefühle soll ich fühlen und welche ablegen? Wann soll ich mich abgrenzen und wann besser verstehen? Ist das Geben oder das Nehmen üben als erstes dran? Heilen meine Traumata indem ich mich konfrontiere oder schone?

Was dann? Und was nun?

Am Ende des Tages haben spirituelle Einsichten jene Angst wieder hinzugefügt, die sie wegnehmen sollten. Wir müssen uns nicht zurückziehen, um uns zu schützen. Wir können stattdessen den Körper und seine Instinkte bei uns behalten, wenn wir die Ohren nach Wahrheiten spitzen. Dadurch wird nicht alles einfach. Aber definitiv einfacher. Wir müssen nicht wissen, was wahr ist, um erkennen zu dürfen, was nicht wahr ist. Wenn wir unseren Körper einladen, gestalten sich die Spiritualität und Selbstfindung anders. Langsamer, zellulär neugierig, lebendiger und mit weniger Stress. Was ich höre, bleibt mir dann in Erinnerung, solange es mich versteht und mir Mut und Ruhe schenkt. Was mich unter Druck setzt und verwirrt, habe ich schon vergessen, bevor ich es mir merken kann. Weisheit hat nichts mit Lähmung zu tun.

Urvertrauen geschieht, zerbricht und heilt sich unterhalb von unserem Verstand! Urvertrauen ist unserem ersten Chakra zugeordnet. Und das ist nicht der Neokortex, sondern das andere Ende der Wirbelsäule. Die Herausforderung von Trauma ist, trotz aller mentalen Gebote (will sagen: Ängste) die Ebene unter den Kopf zu verlagern. Urvertrauen ist das Fundament unseres Lebens, die Basis unserer energetischen, körperlichen Seins. Das erste Chakra nährt und heilt die weiteren, indem es – urvertrauend – überfließt. Es wohnt im Zentrum unseres Beckenbodens, nicht zufällig in den physischen Stätten von Kraft, Geburt und Instinkt.

Wohin führt unser Weg, wenn wir unser Urvertrauen wiederfinden wollen?

Raus aus dem Kopf, rein ins Gefühl und in den eigenen Körper. Sich hingeben an geben das, was wir wussten, bevor wir lernen mussten. Letzten Endes zeigt sich uns im ersten Chakra mehr als unser Fundament, wir landen nicht nur auf der Erde. Wir landen im Himmel. Denn nicht die Welt um uns herum muss sich verwandeln, damit wir ur-vertrauen können, sondern unsere Art und Weise, die Welt zu erleben. Schlechte Nachrichten? Nein, es sind gute. Wir wissen viel über die Maßnahmen, um uns in Ruhe, Schutz und Würde zu baden. Eine großartige Zutat dafür sind Menschen… gleich mehrere, die sich versammeln, um zu sein, zu atmen und zu fühlen. Menschen wie wir. Wir schmelzen unsere Erstarrung. Wir schwitzen, weinen, und lachen Tränen. Wir prusten und brodeln und kochen. Wir tauchen, ertrinken, vergehen und finden uns. Das lebendig Werden ist magisch! Jede Emotion ist nur Energie, Angst ist nur Energie, zitternde Aufregung, damit gehen und sie wird zum Träger der Lebensenergie durch die Traumata hindurchfließend hin zur Freiheit. Das Zulassen der emotionalen Energien macht frei! Die wichtigste Tugend ist Mut. Nur die Mutigen und die Verrückten haben eine Chance. Hilfreich für mich und jene die (m)ich begleite ist es Anzuhalten, zu Fühlen immer wahrhaftiger und tiefer, Verbindung zu den inneren Kindern, Bewegungs- und Tonübungen (nach Christian Meyer) und die einfachen Trauma Releasing Exercises (kurz TRE nach David Bercelli). Alle öffnen Raum des Zulassen, Einlassens und Loslassen, die Heilung ermöglichen. Innere Freiräume die annehmen, integrieren und das Selbst bejahen.

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Nur Engel können Engel sehen.

Bei-und-mit-sich-Sein in ruhigen Stunden …

Eintauchen in den Raum der inneren Heilung …

Ein Vereinigungsritual in mir und mit mir selbst …

Wenn die Nacht der Seele durch den Sternenhimmel kristallklar leuchtet …

Als bewusste Initialzündung war das Erleben der Integration eines gestorbenen Anteils meines Selbst. Unvorstellbar ja nicht einmal denkbar zuvor und dann ist es passiert, war da nah bei mir, fühlbar, liebevoll gehalten, sanft durch Tag und Nacht getragen als Türöffner für ein seit einem Monat andauernden Vereinigen mit mir selbst.

Mit mir selber intim und ganz werden. In die Schatten tauchen und bejahen. Sex haben mit den eigenen Schatten, Dämonen, Monstern und mich vereinigen. Vom Leben genommen und zerbrochen werden. Und ja sagen zu allem. Hingabe an den Seelenweg!

Kann es heilen wenn ich so viel Trauma auf einmal nehme?

Kann ich liebevoll mit mir bleiben, wenn der Käfig sichtbar zersprungen rund um mich liegt und die Scherben schneidende Wunden beim weitergehen ins Herz zeichnen?

Darf ich mich bewegen? Kann ich es überhaupt? Ja aus der klaren Entscheidung „Ich nehme Heilung an.“ anstelle des alten Glaubenssatzes Haltung anzunehmen und mich anstrengen zu müssen.

Es braucht einen fühlenden Raum. Dort liegt der Schlüssel, der uns Verinnerlichung ermöglicht. In der tiefen Begegnung mit dem was uns Angst macht. Wenn wir da nah treten, geschieht Wandlung. Die Welt der Distanz und Kälte wandelt sich in eine Nähe zum eigenen Inneren. Etwas Inneres, das nicht so bedrohlich ist, wie der Geist es uns erzählt. Erst in der Verbindung mit uns selbst, können wir adäquat reagieren und handeln. Erst in dem Moment wird klar, dass es eine natürliche Ordnung und Hierarchie gibt und wir einen natürlichen Platz darin haben. Damit kommen wir wieder mit etwas in Berührung, das wir scheinbar verloren haben: Vertrauen.

Wie richtig dosieren? Was ist liebevoll? Ich will doch nur Mensch sein, wirklich und wahrhaftig sein. Berührbar sein in mir und für mich. Stell dir vor du machst liebe mit dir selbst. Stell dir vor der Raum ist dein Liebhaber, dann bist du nie allein ;-).

Gefühle alle sind Energie und Treibstoff fürs Leben, sie anzunehmen ist wie ein Geschenk. Mit dem was ist atmen. Ich bin da und ich meine es so wie ich es sage. Wem sage? Mir selber als erstes und dann vielleicht auch nach außen gerade sein. Da ist Angst auszudrücken was in mir ist. Und der tiefe Wunsch mir selber treu zu sein und mich nach meinen Wünschen leben zu lassen.

Grenzenlose Verletzlichkeit ist unverletzbar.

Hinter jedem Gefühl verbirgt sich letztendlich Liebe und Freiheit.

Ich (ver-) traue mich immer öfter (an). Und du?

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