Guru „Dunkelheit“

Ich bin geduldig am Weg der ewigen Transformation. Ein Mystiker ist ein Mensch, der durch pure Erfahrung die Essenz findet. Es geht um den direkten Kontakt und das Erfahren ohne Konzepte/Identitäten/Gelerntes. In der Dunkelheit weilend sage ich immer wieder ja zu meiner Erfahrung als Dunkelheit und gebe jeden Kampf für und jede Hoffnung auf Veränderung auf. Das Leben nimmt vielleicht gerade dann seine wahre Form an, wenn scheinbar alles in Scherben liegt. Vielleicht fühle ich mich jetzt schlecht, weil ich nicht will, dass ich mich schlecht fühle. Ich bin mit meinem Lebenskonzept gescheitert und habe kapituliert. Das Leben ist ein sich selbst regulierendes System. Solange das Leben will, dass ich lebe, lebe ich; selbst wenn ich sterben will, das erlaubt es mir nicht. Leben ich bin am Ende meiner Möglichkeiten bitte bewege mich!

Letztlich haben wir nur diese eine Freiheit entweder ja oder nein zu sagen zu dem was wir erfahren. Wenn wir uns Widersetzen wiederholt sich alles und im Zustimmen geht es weiter wohin ist offen. Viele Wege sind durchschritten, gescheitert, verschlossen. Ich stehe da, mit mir in mir, so wie ich in aller Nacktheit meiner Seele bin. Ich möchte diesen Menschen, der ich bin, wirklich kennen lernen. Mir nicht mehr ausweichen. Akzeptieren, dass ich der Mensch bin den ich abbekommen habe. Ich erlaube mir das Unerwünschte und lasse es da sein. Die Zeit und der Raum sind offen, um mir selbst in Wahrhaftigkeit zu begegnen im Schattendasein der Trauer, Scham, Einsamkeit und Ohnmacht. Meist endet das Flehen auf Knien in einer tiefen Stille. Hier kann ich mich demütig verneigen für alles was mir offenbart wird, wenn nichts mehr geht. Jedes Konzept ist nur ein Pflaster auf die Wunde, es schützt so lange bis wahrhaftige Heilung möglich ist.

Ein Sklave der seine Ketten nicht spürt, reißt sich nie los. Den Schmerz und die Unfreiheit fühlend zu erfahren ist der Schlüssel zum Universum. Im Schmerz halte ich mein kaputtes Herz ans Licht. Das Ungesehene fügt sich dem Ganzen hinzu. Alles was gefühlt wird ist wahr! Unsere Wahrheit ist eine Energie. Schmerz geht durch nichts weg. Heilen kann das Leid, wenn wir es wirklich fühlen und uns selbst wie ein kleines Kind halten. Um Trauma zu heilen und an die harten Teile des Selbst heranzukommen, hilft es weiche, sanfte und liebevolle Teile in uns und Räume im außen aufzusuchen. Mit dem Schmerz sein, den Raum halten, dableiben im Sinne von im Körper bleiben, aushalten was ist und dem was sich zeigt Raum geben. Die Energien annehmen und halten. Nur was wir halten können, kann heilen. Den Schmerz liebevoll halten ohne im Opfersein zu schwelgen. Wie das gelingt? Indem wir auch die Verantwortung für das große Ganze tragen und die eigene Täterschaft in allen Leben sehen. Wir haben alles Leid der Welt miterschaffen und mitverursacht. Innere Zustände werden niemals durch äußere bedingt. Alles hat die Bedeutung die ich ihm gebe.

Wenn du am Ende dessen stehst was du wissen solltest, stehst du am Anfang dessen was du fühlen solltest. Gefühle transformieren sich in dem Moment wo wir sie fühlen. Fühlen ist das urweibliche Prinzip. Fühlen was ist, sich öffnen, annehmen und das Leben empfangen. Je mehr ich mich hingebe und je voller ich den Schmerz nehmen kann, umso lösender wird die Erfahrung. Dabei im Körper bleibend spürend verwandelt sich Schmerz in kraftvolles Bewusstsein. Hinter dem Schmerz bin ich. Da ist eine Klarheit nicht mehr mit mir als Feind aufstehen und einschlafen zu wollen, sondern im Frieden mit mir selbst, gegenwärtig, in Gemeinschaft da sein zu wollen. Ich vergebe mir alle Wunden, die ich mir zugefügt habe und die ich erlaubt habe mir zufügen zu lassen. Ich bin ab jetzt mit mir okay und schaue raus aus der dunklen Höhle.

Ich bin nicht allein. Ich bin mit mir. Ich allein bin für mein Wohlbefinden verantwortlich. Meine Beziehung zu mir gestaltet alle Beziehungen im außen. Das wovor ich mich schützen möchte, die Traumafelder in mir und in der Menschheit, öffnen mein Herz. Das System nutzt den akuten Schmerz auch um alten Schmerz (der mir zugefügt wurde, den ich mir selbst zugefügt habe, den ich anderen zugefügt habe, den ich als Zeugin miterlebt habe, der im Moment im ganzen Menschheitskörper präsent ist) aufzuarbeiten. Dem Sog des Leid nachgeben und in mich hineinfallend weiter durchsinken in die kollektiv unterdrückten Schmerzerfahrungen. Sanft mich liebevoll beachtend weichen Widerstände und legen sich unser aller Wunden in meinem Herzen offen. Über das Dunkle, die Schatten und Dämonen im sozialen Raum mit den Menschen geschieht Heilung. Heilung meint nicht, dass alles besser wird. Es meint mit allem was auftaucht in Frieden sein zu können. In Frieden mit dem Moment sein geht nur wenn ich mit dem Moment wie dunkel er auch ist in Frieden bin!

Ich lerne zwischen Wahrnehmung (dem wahren Sein) und Wahrgenommenen (den Zuständen, Prozessen, Geschichten, Dramen) zu unterscheiden. Damit zeigte sich die dunkle Nacht der Seele als mein größter Lehrer. Die neue Erfahrung ist, dass das was in mir ist, also die Dunkelheit, endlich Raum bekommt, gehört, gesehen und angenommen wird von mir selbst. Ich entschuldigte mich bei der Dunkelheit mein Leben lang versucht zu habe von ihr wegzukommen und sie zu bekämpfen mit allen Mitteln. Jetzt, wo nichts mehr geht, keine Hilfe ersichtlich ist, kein Mittel mehr greift, werde ich ergriffen und stelle sie dankend über alle meine anderen Gurus. Mein innerer Grund ist die leere, stille Dunkelheit impulsfrei, lichtlos und völlig friedlich.

Bewusstsein ist ein Wunder. Wahrnehmen zu können ist ein Wunder. Das Leben macht rational keinen Sinn; gefühlt ist es ein Wunder. Der größte Friedensdienst ist es die eigene Schwingung zu leben. Da behindere ich das Schwingen von innen und außen nicht mehr. Die Bereitschaft in mir mich dem Leben in und um mich hinzugeben ist das autonome natürliche eigenverantwortliche im Verbund sein. Eingebunden und frei wie ein Vogel im Schwarm.

Was steht jetzt in diesem Augenblick zwischen mir und Gott? Nichts! Gott ist schon da. Suchen, fragen, jagen sein lassen und ganz da sein lässt mich in dieser reinen Bewusstheit bleiben.

Möge in jedem Moment alles so geschehen, dass es der Wahrheit und der Unendlichkeit dient.

Das Band der Liebe kann nicht getrennt werden, es geht durch Raum und Zeit und Ewigkeit. Das letzte Wort hat immer die Liebe.

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