Der Weg zu mir

Ich wachse dadurch für alles was ist mehr und mehr zu hundert Prozent selbst die Verantwortung zu übernehmen, die Energien zu integrieren und ein grundlegendes „ja“ zum Leben im Geist zu realisieren, um alles im Körper fühlen zu können. Vor allem das, was sich scheinbar „nicht gut“ anfühlt, wird im direkten Erleben und prozessieren zum Katalysator der Weitung und Integration bis der eigene Raum zunehmen tiefer und umfassender alles beinhaltet.

2016 Jahren trat mit Christian Meyer ein spiritueller Lehrer und Psychotherapeut in mein Leben, der Aufwachen und lebendiger werden vereint verkörpert. Bei der ersten Begegnung war alles in mir wach, jeder Faser lauschte und staunte über die Erfahrung einer wirklich wahrhaftigen und bedingungslos liebenden Person. Er hat mich bis ins Mark berührt und meine tiefste damalige Angst „alleine zu sterben“ fühlend umarmt. Von da an war mein Sein voll bewusst am Weg der Wahrheit und ich wusste, dass Gott mich liebt, einfach weil er mich zu diesem wie vielen weiteren später folgenden Menschen geführt hat. Das Vertrauen und die Hingabe an diese Menschen sind ein Geschenk. Vertrauen dürfen und die beglückende Erfahrung machen wieder bedingungslos lieben zu können. Keinen abstrakten Gott, sondern einen Menschen, der diese Liebe nicht benutzt und frei von dominierenden eigenen Wollen ist. Dies  eröffnete alles Mögliche und Unmögliche. Ich erfuhr was das Ego für einen unerbittlichen Kamp führt, um die Schutzmechanismen aufrecht zu erhalten. Er führte mich durch Krusten und Schichten hindurch zurück an den Eingang und ermöglichte es am Neujahrstag 2018 in der Tiefe am Nullpunkt zu erwachen. Seither ist alles anders, alles darf und durfte neu erfahren werden. Nichtwissen und Stille sein verzaubert alles und hat kein Ende. Die Unendlichkeit als Zuhause. Die größte Überraschung erlebte ich, die immer so viel Angst vor Abhängigkeit hatte, darin dass wahre Liebe völlig frei ist. Nicht im Sinne von unverbindlich, sondern absolut total verbindlich und völlig freigebend.

Nach den ersten Monaten kam eine Sturzflut von Traumaenergien vom sexuellen, rituellen, emotionalen Missbrauch und der erlebten Gewalt, sprich viel Abgespaltenes kam in Wellen ins Bewusstsein zurück. All das erfordert(e) Traumaheilungsprozesse und viel Schattenarbeit, um zu überleben. Ich wurde und werde von der unendlichen Kraft und tiefsten Zartheit der Liebe berührt und im selben Moment kam und komme ich mit dem ganzen Schmerz in Kontakt, der unter dem Schutzpanzer des traumatisierten Egos verborgen ist. Es wurde richtig dunkel, finster bis in den letzten Winkel meines Herzens, alles brach weg was mir halt gab im innen (Hoffnung, Heilung, Vertrauen, Glauben alles nur Illusionen) und im außen (Körperkraft, Lebenswillen, Wohnung, Auto, Arbeit, spiritueller Lehrer …). Es gab Stunden in denen ich nicht mehr Leben wollte und nur deswegen kein Ende setzte, weil ich sogar dazu zu wenig Energie hatte. Mein eigener Prozess führt mich tiefer zu mir selbst mitten hinein in die Ohnmacht, zu all meinen Verwunden. Immer wieder kreiste ich auf Nebenschauplätzen das fundamentale schwarze Loch ein bis es sich offenbarte unerwartet nach einer energetischen Übung, um mich verschlingend einzunehmen. Seither begleiten mich existentielle Einsamkeitszustände und legen offen wie das einzig wirkliche Fehlen meines Lebens eine tragfähige Beziehung ist. 

Mein Kinderich allein zurückgelassen nach dem Missbrauch lies mich zu sich. Das zu fühlen war die größte Transformation meines bisherigen Lebens. Und seither rufen mich die flashbacks immer wieder, um mich zurückzuholen in gefühltes Kontakthalten und integrieren der Grauen. Der Kern der Einsamkeitsgefühle war erschlossen, das Allein-Sein, das nicht-in-Beziehung-sein, nicht-in-Verbindung-sein mit der Welt. Ich fühl(t)e mich verlassen in meiner Empfindsamkeit, mit meiner Wut, der  Verzweiflung, mit meinem Leid, ja sogar mit meiner Freude und meinen Leidenschaften. Da ist so viel innen drinnen und kann nicht in Kontakt gehen auch wenn da Menschen rund um sind. Die größte Sehnsucht ist damit in Kontakt, in Verbindung zu sein. Gesehen und gefühlt zu werden mit und in allen Aspekten meines Seins. Und es ist auch gleichzeitig meine größte Angst. Das alles zu fühlen und zu integrieren haben Menschen mit ihrer Präsenz und dem öffnen der mitfühlenden Räume in Gang gebracht (unendliche Dankbarkeit dafür an Romana Tripolt, Manuel Harand, Claudia Möbius, Romen Banerjee, Eva Reitterer, Petra Karner, Christine Hageneder).

Trauma ist im Kern Verdrängung und Abspaltung, um zu überleben. Gefühle sind Lebensenergie und die Vergangenheit eine Summe von festgehaltenen Restenergien früherer Erlebnisse. Scham unterbricht den Kontakt, er schützt uns damit; der Preis dafür ist der Verlust der Verbindung. Solange wir uns selbst verletzen können wir andere nicht wirklich lieben. Mein Herz ist endlich weit genug offen, so dass ich selbst darin Platz habe. Wie kann ich mich auch an den Scheißtagen halten? Wie kann ich als Wrack Menschen helfen? Während ich wachse helfe ich anderen Menschen. Es ist das Wesen des Lebens, dass wir überfordert sind. Ich akzeptiere mein Leben hier auf der Erde mit allen Erfahrungen. Lieben bedeutet annehmen was ist, vor allem das was ich am wenigsten an mir mag, sprich die Einsamkeit, Sinnlosigkeit, den Mangel an Liebe und ab und zu das von mir getrennt sein. Ich nehme das genauso an auch wenn es für immer da bleibt. Selbstliebe ist okay sein damit wie es ist und wie ich dem Weg bin. Es hat mit mich (in Ruhe) sein lassen zu tun! Leben so vollständig wie möglich während ich am Weg, voll von Trauma, im Probieren, im (nicht) in Kontakt sein mit den Themen, im Heilwerden gehe, stolpere, liegen bleibe, aufstehe und weiter gehe. Mein Leben ist geprägt von meinen Wunden und dem Wunder immer noch und immer bewusster zu leben. Jede Berührung mit meinen Wunde(r)n macht mich ganzer und demütiger gegenüber dem Leben. Ich übe mich darin mit mir selbst milde zu sein, den eigenen Raum zu halten und mich damit zu zeigen was ich bin. Es ist ein Prozess mit einer durchbrechenden Erfahrung voller Energien! Im Schneesturm radelnd aus dem kämpfen loslassen und weich werden offenbarte sich voller Hingabe nur für mich hörbar ein in die Welten hinaus klingender Schrei „god I accept life as it is“. Alles bebte in mir und bewegt mich bis jetzt in die Richtung des Lebens wohin auch immer es mich trägt.

Ich möchte meistens da sein wo ich bin und in die Welt wirken durch das eigene Sosein. Ich bleibe liegen, stehe auf, sinke auf die Knie und bin da. Zeige mich mit meiner Sehnsucht nach neuen sicheren Beziehungen und kreativen Aufgaben. Erfüllend sind für mich das Schreiben und der kreative Schöpfungsprozess, die Traumaarbeit und die spirituelle Entwicklung. Letztere liegt mir im Herzen und wird durch die Absolvierung der dreijährigen BITEP (Berliner Institut für Tiefenpsychologische und Existentielle Psychotherapie) Fortbildungen des Karen-Horney-Instituts von 2018 bis 2021 (geleitet durch Christian Meyer in Methoden tiefenpsychologischer und existenzieller Psychotherapie und spiritueller Begleitung) sowie die COI Coaching ohne Ich Ausbildung von Frühjahr 2021 bis 2022 (unter der Leitung von Romen Banerjee mit Fokus auf die multidimensionalen Räume und Glaubensräume).

2021 war das herausforderndste Jahr meines Lebens. Schon 2020 war die physische und psychische Erschöpfung nicht mehr wegzudiskutieren. Jede Unwahrheit, jeder Zwang, alles Überwinden wollen war ergebnislos. Mein Überlebensprogramm „ich gegen mich“ funktionierte nicht mehr. Unumstößlich alles kam und kommt an die Oberfläche. Der Körper mir dann ganz klar seine Grenzen aufgezeigt. Er legte mich lahm, fesselt mich ins Bett mit Fieberschüben über Wochen, sammelte Entzündungen diverser inneren Organe und aller Hautstrukturen über Monate. Schwäche und Erschöpfung mit nicht aufladbaren Batterien. Nichts ging mehr, es gab Tage ,da war ich zu schwach um mir die Haare zu bürsten, und Nächte, die ich mit der Decke neben dem Klo schlafend verbracht habe, weil die Energie nicht reichte um vom Hochbett zur Toilette und retour zu kommen. Mein Geist hat meinen Körper beauftragt die Grenzen zu ziehen wo er es aus Feigheit nicht vermochte. Von den Gebirgen an Traumata und deren Folgewirkungen im Körper kenne ich nun einige Gipfel mehr. Mir das Traurigsein erlauben und hinschauen: Ja so verzweifelt war und bin ich. Fühlen und das Risiko eingehen, dass die Traurigkeit für immer bleibt. Mich mit der Traurigkeit und Schwäche haben wollen war und ist die Lektion. Das Geschenk der Traurigkeit ist Heilung und etwas Mitgefühl mit mir.

Die Schmerzvermeidung bestimmte mein Leben. Diese Schmerzvermeidung hat viele Schichten der Empfindlichkeit erzeugt. Mir ist es nicht möglich in der Welt zu leben ohne Schmerz zu empfinden, also muss ich lernen damit in Frieden zu sein. Immer wieder wenn er erscheint angesichts des Schmerzes präsent bleiben. Irgendwann fließt er aus der Schmerz durch mich hindurch, bahnt sich Wege durch den Widerstand. Die Welt weckt nur den in mir gespeicherten Schmerz. Ich weis nicht wie viel Schmerzen und Einschränkungen für das Wachstum der Seele nötig sind.

2022 war ein Jahr des Verabschiedens von Vielem (Sicherheit, Leistung, Arbeit, Gesundheit, Identifikationen, Verhärtung, Selbsterhaltung…). Und durch all das Verlieren und Loslassen von grundlegenden Vorstellungen, wie mein Leben zu laufen hat, kommt etwas zum Vorschein, das ich so noch nicht gekannt habe. Ich werde durchscheinender, die Grenzen weichen sich auf. Auf vielen Ebenen weiß ich weniger über mich und warum ich hier bin. Und je mehr ich verliere, umso allumfassender werde ich. Umso mitfühlender. Umso mehr liebe ich. Als würde ich nach Innen expandieren. Vieles was mich ausmacht, wird dadurch weniger. Das fühlt sich manchmal nach verlieren an. Und der Schmerz kann so unglaublich sein, dass man glaubt, die Sonne würde nie wieder aufgehen. Doch sie tut es. Es gibt immer das Licht des Bewusstseins, wenn ich mutig genug bin, es zu sehen, wenn ich mutig genug bin es für mich zu sein. Dafür muss ich meine eigene Anwesenheit verkörpert und bedürftig (aus)halten lernen, statt mich in die Selbstverwahrlosung zu flüchten, mich in der Außenorientierung durch Anpassung zu verstecken oder schlicht aus dem Körper zu dissoziieren. Das Geschenk der Antriebslosigkeit ist die Ruhe. Wenn ich die finde und genießen kann, stellt sich vielleicht wieder Lebensenergie ein. Was ich machen kann ist zustimmen lernen und bereit sein, da wo ich ums Überleben kämpfe, loszulassen. Die Energie des Lebens ist das Nebenprodukt des ewigen Todes. Und das Ausmaß in dem ich dem ewigen Tod Widerstand leisten ist das Ausmaß in dem ich mich nicht lebendig fühle. Das Geschenk des Todes ist es ständig für die Idee des Selbst zu sterben.

Wer ich bin, keine Ahnung, zerstört und entleert vom letzten krisenreichen Jahr. Ich bin ein Mensch. Nur was bedeutet es Mensch zu sein? Ich habe ein Herz und bin Bewusstsein, da ist Wahrnehmung. Angehalten in der Leere. Raum haben und erfassen jetzt Zeit zu haben, um mich wirklich zu erkennen, einzusammeln, einzukehren in das Unbekannte eigene Selbst. Wenig blieb übrig, so viel Gelerntes, Übernommenes und ein paar Spuren eigenes Echtes. Auf diesem Weg kam langsam etwas Energiefluss und Leben zurück, wobei der Körper unmittelbar wieder die Stopptaste drückt(e), wenn ich nicht echt, klar und ehrlich bin innen wie außen. Immer dann wenn ich mehr als nichts und niemand bin fangen die Schmerzen an zum Leid zu werden.

Was ich jetzt bin ist berührt vom Leben und offen für was kommt, mir geschenkt und genommen wird. Ich lebe in einem Zwischenraum, abseits vom Funktionieren, angekommen im unmittelbaren existenziellen Leben. Das Leben ist nach wie vor das selbe, unbeschreibliche Wunder. Mir zeigt es sich als sehr verletzlich, als mitunter hilflos, als oft überwältigend. Und mir bleibt dabei gar nichts anderes übrig, als mitzugehen. Es ist erstaunlich, wie wenig ich darüber nachdenken muss, über die gnadenvolle Gnadenlosigkeit des Lebens, das mir einfach wirklich alle Stecker zieht, um mir zu zeigen, was übrig ist, wenn nichts mehr ist. Was da noch übrig ist, ist wirklich wenig. Und gleichzeitig was nie vergeht, ist das Licht selbst. Was nicht vergeht, ist die Wahrheit der Erfahrung, die Wahrheit der Selbstbegegnung. Alles andere ist letzten Endes unhaltbar oder wird es. Der Wandel ist nicht mehr aufzuhalten. Beides sucht sich gerade seinen Weg im Stillstand. Um mich dann wieder aus dem Nichts heraus zu bewegen. Da wo das erste Aufwachen mit dem Fall in den Nullpunkt begann, eröffnet sich wieder und wieder ein tieferes, wacheres, weiteres Sein. Die Unendlichkeit ist kein Licht, das gesehen wird; sie ist das Licht das sieht.  

Ich bin nichts und so darf ich sein. Dasein reicht schon. Es ist bereits ohne Grenzen. Ein ewiger Empfang in offener Namenlosigkeit. In meinem Nichts erscheint alles mögliche und unmögliche. Gott ist mein Urheber und deshalb darf ich aufgeben. Es steht Gott zu mich zu erschöpfen, zu zerstören und zu erschaffen. Mit ihm hat alles angefangen und so wird er auch mein Leben zur Vollendung bringen. Mein Weg ist hingegeben. 

 

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