Gewidmet der Dunkelheit

Gewidmet der Dunkelheit

                                        im ewigen Fallen

                                                                  umgeben vom Licht des Bewusstseins

                                                                                                                            bin ich die Finsternis.

Ich stecke fest im nicht mehr sein und noch nicht sein, in einer Ebene des Todes, einer leeren Stille, sie ist trostlos, perspektivlos, nüchtern und klar. Eine tiefe hilflose Verzweiflung lebt mich. Ein endloses Fallen und schmerzhaftes lebendig sein erfährt sich.

Ich sehe, dass jede Depression und jeder negative Gedanke von mir selbst geschaffen wurde. Ich erkenne, dass alles was mich ausmachte, eine große Lüge war. Eine Fiktion vom Geiste erschaffen. Selbst Gott ist nur eine Illusion. Diese Erkenntnis lähmt mich während meine Seele sich frei fallend in einer schwarze Leere des Nichts zu sich zieht. Alle Stücke meines „Ichs“ werden ins Nichts gerissen, so dass ich nackt in der Leere schwebend, die Wirklichkeit ansehen muss und die tut weh. Und je mehr ich mich dagegen wehre, mich zusammenriss und ein Lächeln aufsetze, umso mehr schmerzte es.

Ich habe Angst nicht mehr raus zu kommen und die Kräfte schwinden. Ich empfinde kein Glück, habe  keine Überzeugungen, Ideen und Träume mehr. Liebe, Freude und Lachen sind unerreichbare Phantasien, während ich im Schmerz, der Verzweiflung, der Traurigkeit, dem Zorn und der Angst machtlos in der Leere des Nichts schwebe.

Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Und ich spüre ich kann nicht mehr Wollen. Ich kann mich nicht mehr fürs Leben motivieren. Jeder Lebenswille fehlt. Da ist ein klares inneres Wissen, das Sterben kein Ausweg ist, weil ich dann nach kurzer Zeit wieder in einem Körper (nur ganz am Anfang der Lebensreise) mit all den offenen Aufgaben drin stecke und von vorne beginnen muss. Es ist alles völlig ausweglos, ich entkomme mir nicht. Nichts und niemand kann mir helfen. Es gib keinen Ausweg aus dem Sein im Nichtsein. Außen gibt es keine Schuldigen, keine Ursachen, keine Verantwortlichen, dieser Zustand ist völlig selbstgemacht. Ich bin für alles verantwortlich und habe nichts in der Hand!

Ich sehe den Wahnsinn, kann ihn aber nicht aufhalten. Und so schwebe ich. Zurück kann ich nicht mehr. Dagegen ankämpfen geht auch nicht mehr. Ich kann nur akzeptieren was ist. Also falle ich auf die Knie und öffne meine Arme und lade die Dunkelheit in mein Herz ein. Während ich mich willig in die schwarze Leere der Verzweiflung sinken lasse, sehe ich mitfühlend zu wie ich Stück für Stück mit der Dunkelheit Eins werde.

Offen und entschieden im Schmerz bewusst bleiben und gleichzeitig am Widerstand leiden. Ich kann mich nicht zufrieden und liebend machen. Den Widerstand aufgeben geht nicht, nur ihn fühlen. Mitten im grenzenlosen (Liebes-)Schmerz offen bleiben. Am Boden des Schmerzes ist der Widerstand gegen das was die Seele erleben will. Meine Seele will mich anscheinend völlig leer, schwach, hilflos, zerbrochen und ausgeliefert erfahren. Also lasse ich  mich vom Schmerz in die Tiefe führen. Die Bereitschaft grenzenlos diesen Schmerz zu fühlen kommt aus Ermangelung von Alternativen. Es ist meine Verantwortung zu heilen und ich kann es nicht. Alles hat sich erschöpft, die Werkzeuge, der Wille, die Hoffnung, die Kraft, die Ablenkungen, die Ausflüchte.

Ich habe etwas mächtig Dunkles in mir. Es gönnt mir keine Freude, keine langfristige Verbindung, keine tiefe Liebe. Es wütet bis ich einwillige in die eigene Hässlichkeit und Rohheit. Nichts geht mehr ich werde gelebt irgendwie durch Zyklen von Verzweiflung, Hass, Schuld und Scham bis zu meiner tiefsten Angst, der Angst vor der Liebe. Ich kann die Liebe nicht kontrollieren, also versuche ich die Nähe des Kontakts zu kontrollieren.

Wie sehr habe ich mich Jahrzehnte angestrengt, um unglücklich zu werden. Niemand (auch ich lange  nicht) hat sich dafür interessiert wie ich mich fühle. Es spielte nie eine Rolle wie ich mich fühle. Ich sollte nicht so empfindlich, nicht so emotional, nicht so labil sein. Ich hatte nie einen Raum, um Rotz und Wasser zu heulen und damit willkommen zu sein, damit gehalten zu werden. Seit ich in diesem Leben bin, bin ich krank. Ich bin zu empfindlich für die Welt und habe keine gesunden, langfristigen, tiefen Beziehungen. Ich kenne die Erfahrung nicht, dass die Dinge die mir wirklich wichtig sind (Liebe, Freiheit und Wahrheit) von alleine passieren als Geschenk des Lebens.

Selbsthass ist eine Verirrung der Lebensenergie, ein Relikt des Erlittenen verortet in im Verstand. Diskutiere niemals mit deinem Selbsthass. Atme und bewege dich, bring die Energie raus aus dem unlebendigen Konstrukt im Kopf. Radikal aufhören mit dem „so will ich mich nicht“. Ich höre auf mich selbst zu betrügen und komme damit klar was jetzt ist den Verstand völlig ignorierend. Mental wirklich flach liegen, der Wille ist völlig abgegeben ans Leben.

Die Verantwortung beginnt damit, dass man begreift, dass nichts in der Außenwelt unsere Gefühle beeinflusst. Wir bestimmen unsere Gefühle indem wir an bestimmte Gedanken, die in uns erscheinen, glauben. Diese Wahl treffen wir meist unbewusst. Wie ich interpretiere ist meine Entscheidung und meine Verantwortung. Irgendwann muss ich also die Entscheidung getroffen haben, dass es besser ist unglücklich zu sein.

In mir werden in Kontakt so viele Anteile meiner selbst wach, die drohen mich (mit Angst/Trauer/Schmerz/Wut/Ekel) zu überfluten, dass ich gar nicht wach und ruhig in Beziehung sein kann. Mir geht es mit mir nicht gut; alleine und in Kontakt mit Menschen. Ich bin überfordert mit mir, schnell angestrengt und vermeide aus Überreizung und Schmerzen da zu sein wo ich bin. Die Öffnung der Bewusstseinsebenen, Jesusenergieerfahrungen, Gottesgegenwärtigkeit, Stille  sind wertvolle Ressourcen, aber sie lösen Beziehungsprobleme und Kontaktschwierigkeiten nicht.

Schutzmechanismen abzubauen tut weh und darunter bin ich. Die Angst ist ein Portal zur Traumalösung. Hätten wir keine Angst vor unserer Energie, würden wir gar nicht auf die Idee kommen uns zu kritisieren. Es ist ein mich auflösendes noch tiefer fallen lassen in den Liebesraum und darin verloren gehen. Alle Selbstbilder ertrinken, die Instanzen der Bewertungen verlöschen. Welch eine Gnade, dass die Energiefelder hinter dem Schmerz begrenzt sind. Der Schmerz ist der Ruf der Quelle. Ein erstes Erwachen zur Liebe und erfahren etwas bleibt im Liebesraum präsent. Die Liebe ist überall gewesen. Sie kennt alle Zustände. Es gibt nur Liebe und den Schrei nach Liebe.

Jede Seele möchte heilen. Es wird die Traumaknoten im Leben so lange reinszenieren, bis sie vollständig gefühlt und integriert sind. Die Herausforderung ist die Liebe dorthin zu lenken wo ich in Not bin, wo ich kontrahiere, mich verstecke. In dem Moment wo die Frequenz der Liebe in die Bedingungslosigkeit eintritt, betrete ich die Welt des Wunderbaren, da bin ich ohne gegen mich zu sein. Ein Ende des Kampfes, der Feindschaft, des Flüchtens und ein mit mir in Frieden sein. Im Frieden sein mit meiner Zwietracht, mitten im Selbsthass lerne ich die Konfliktenergie auszuhalten.  Im Feuer zu stehend erfriere ich und die Fähigkeit nicht mehr nach Eintracht zu streben entwickelt sich. Spontan Lieben ohne Ansprüche und Werte. Was bleibt ist die Offenbarung meiner Schwäche(n) gegenüber denen die mich lieben. Menschen heilen durch Menschen und es geht nicht ohne den Schmerz.

Du kannst dich immer neu entscheiden! Die wichtigsten aktuelle Entscheidung meines Lebens sind die folgenden:

Ich darf den schmerzhaften Weg verlassen und lernen hilfreich für mich zu sein.

Und ich will meine Bedürfnisse und Wünsche sichtbar machen.

Jetzt führe ich mich raus versuche das Mitteilen der bisher verleugneten Bedürfnisse im Beziehungskontext einzubringen. Die Bedürfnisse wahrnehmen, mir selber Raum nehmen, das Wollen einladen, wahrgenommen werden zulassen und mich so im Kontakt nähren. Wenn ich lebe und mich echt mitteile, sterbe ich in jeder Sekunde. So vereinen sich Lebendigkeit und Sterben in einem Moment.

Das was sein und kommen wird, wird durch das Herz. Es ist noch nicht da, aber ich bin da. Etwas wird kommen, weil ich da bin obwohl es noch nicht da ist. Nach innen schauen zur Selbsterkenntnis und nach außen schauen zur Welterkenntnis. Der Spirituelle Weg ist eine Enttäuschung. Die (Lebens-)Aufgaben können nur in Gemeinschaft gefühlt werden, nur in der Bereitschaft die Verantwortung für den sozialen Raum zu übernehmen. Die gibt es nicht in der Leerheit, sondern in der Fülle der Erscheinungen als soziales Phänomen.

Es gibt eine Glorifizierung des Funktionierens und nur wenige Räume wo wir zerbrechen dürfen. Räume in denen die verwundeten Stellen in Kontakt sein dürfen. Ich bin dabei mir und anderen Räume zu schaffen in denen nicht funktioniert werden muss, wo wirklich Raum gegeben wird für alles und die Verletzlichkeit fürsorglich gehalten wird. Liebe in die eigene Härte bringen und warm und weich sein. Die Staudämme, die ich gegen den natürlichen Energiefluss (aus der Erde, dem Himmel, von den Ahnen und Mitmenschen) gebaut habe, auflösen. Vielleicht ist das das Ziel aller Therapien, Heilung und Bewusstseinsarbeit, weil dann das Leben wieder fließt.

Im Kern geht es um die innere Entscheidung zur Hingabe! Letztlich in der Tiefe gebe ich mich der Liebe hin. Vom Leben genommen bin ich ein ewiges Fallen. Ich habe das begrenzte Selbst als Geschenk Gott übergeben, die ganze Sammlung, und als Geschenk das Unbegrenzte als Erfahrung bekommen. Voll verantwortlich habe ich jetzt damit zu sein. Es braucht nur das ja und einen Raum der Akzeptanz. Ich habe es nicht in der Hand. Gott, falls du existierst und wenn du es willst, zeige mir warum meine Dunkelheit da ist, oder nimm sie von mir. Danke! Auch für dich der/die du wagst meine Texte zu lesen, zu verdauen und zu fühlen.

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