Einblicke aus dem stationären Klinikaufenthalt zur Traumaheilung

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Die zermürbende Wartezeit hatte ein datiertes Ende mit 26. April. Genau an meinem Geburtstag war ein Platz frei geworden. Ich war bereit, die Not enorm und die Zusage alternativlos. Nach dem Anruf wenige Tage zuvor kamen in Wellen erleichternde Tränen, nun endlich vielleicht erstmals Hilfe mit meiner kPTBS und einen Schutzraum in Aussicht gestellt zu bekommen. Gleichzeitig hatten Kopf und Körper reichlich Angst. Ich somatisierte stark und fokussierte darauf ja alle in mir so bereit und wach zu halten, wie mein erwachsenes Bewusstsein. Da glimmerte ein Funkten Hoffnung vielleicht erstmals emotional nicht alleine zu sein und zu lernen meine Bedürfnisse in direkten Kontakt zu bringen. Sprich eine Hochschaubahn aus Ängsten, Freuden und neu entflammten Hoffnungen gedrosselt durch einen zur Vorsicht mahnenden Verstand.

Die Ängste waren meist namenlos und nur wenige konkret, wie die Angst ausgeliefert gezwungen zu werden zu medikamentösen Behandlungen. Ich habe da so krasse Erfahrungen gemacht. Als Kind selbst im Spital fixiert und in Isolationsräumen eingesperrt werden, im Sauerstoffzelt festgezurrt liegen über Wochen, viele viele Male intubiert und extubiert werden, um zu schauen ob ich schon eigenständig atmen kann. Schmerzmitteln ausgeliefert sein, auf die ich überreagiere. Mit 6 wurde ich bei Krampfanfällen unbetäubt zur Rückenmarkspunktierung gebracht und habe dort so um mich geschlagen, dass es ihnen nicht möglich war und sie überall daneben gestochen haben. Mit 8 wurde ich festgehalten von vier Männern und von meinem mit Genitalwarzen übersäter Bauch alle gleichzeitig weggeschabt.

Ich hatte starke Ängste, dass etwas sehr destruktives mit meinem Körper gemacht wird und ich es nicht verhindern kann. Vor allem mag ich keine Psychopharmaka, vor allem keine Antidepressiva. Ich hab sie in der Not nach dem kompletten Zusammenbruch probiert, mein Körper genau die Leber hat die Arbeit fast aufgegeben. Das störte mein Selbsterleben so massiv und war unaushaltbar. Dazu kommt, dass ich bei meiner Mutter, Schwester, Stiefvater, Omas sehe/sah, dass sie nicht helfen, nur abdämpfen, sprich den Schmerz unterdrücken. Mein größtes Problem ist nicht an mein Fühlen ranzukommen, und die Medikamente nivellieren die Gefühle noch mehr runter. Damit habe ich gar keine Chance zu heilen. Ich möchte nicht komplett in eine totes Aushalten rutschen in dem ich mich zur Hälfte ohnehin seit Jahren befinde. Hilfe die Hilfe könnte alles nur noch schlimmer und schmerzhafter machen, wie so oft schon erlebt. Ich denke mittlerweile, Hilfe in einem gewaltvollen System (so würde ich das unsrige durchaus einstufen) wird auch immer Aspekte von Gewalt beinhalten. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass unser System gespickt ist mit Privilegien, die andere Menschen nicht haben. Die äußere Komponenten sind kaum kontrollierbar. Und nun geht um die freiwillige Aufgabe von Kontrolle und die Erlaubnis zur Überwältigung im Inneren. Dazu gibt es auch eine geheime Sehnsucht wehrlos und ausgeliefert zu sein und dabei nicht verletzt sondern gehalten zu werden. Ich darf lernen mich aufrecht zu halten und das Außen loszulassen; stückweise wie ich es hinbekomme. Also vorab viel Angst und viel Hoffnung.

All die Energie habe ich genutzt um vorab in mir so klar wie möglich für das Aufnahmegespräch aufzudecken was in mir ist: Ich lebe im Traumaprogramm, des mich soweit Anpassens wie es aushaltbar ist und verstecken oder rebellieren, wenn ich das nicht mehr überlebe. Ich möchte meine eigenen Wahrheit sprechen und das macht mir viel Angst. Wenn ich mich ehrlich mitteile, kommt die ganze alte Scheiße hoch, dass ich das nicht darf, still sein soll, am besten gar nicht atme und aufhöre zu existieren, weil ich sonst zur Strafe verlassen werde. Ich möchte auf Augenhöhe sprechen. Ich bin mir voll bewusst, was meine Thematik (Kontaktverletzung heilen) und was der Weg (gehaltene emotionale Überwältigung erleben) ist. Ich habe mental begriffen, dass die Begegnung wichtig ist, aber die Wächter und jüngeren Anteile lassen sie nur ein wenig nach inneren Verhandlungen zu, und auch nur um es nicht noch schlimmer zu machen. Die Bemühung führt dazu, dass kleine Entladungen stattfinden. Diese mentale Steuerung des Zulassens ist keine Akzeptanz des Schmerzes. Ich habe einprogrammiert, wenn ich mich zeige, werde ich verlassen (und krank). Ich bin in der Eigenverantwortung mit viel Traumata im Gepäck hier. Ich will die Symptome nicht weghaben sondern heilen/integrieren.

Mir geht es um eine tiefe Transformation. Dazu muss ich an die Symptome rankommen und da sind Medikamente kontraproduktiv. Die würde meine gedeckelten Emotionen noch weiter unterdrücken. Mir geht es um die Öffnung! Ich merke, was das in mir auslöst und es ist eine tiefe Unstimmigkeit, wenn sie mir Psychopharmaka und Antidepressiva geben wollen. Weil ich mir klar bin, worum es geht. Ich möchte den Zugang zu meinen Gefühlen intensiv und bewusst erhalten. Ich bin bereit mich überwältigen zu lassen, egal was hochkommt. Ich möchte das forcieren. Es ist mir wichtig, weil ich weiß was da jahrzehntelang unterdrückt und nicht gezeigt werden durfte. Da ist viel Schmerz versteckt und unterdrückt aus dem mich nicht fühlend zeigen dürfen.

Mein Lernfeld ist es Gefühle in mir und mit anderen in Kontakt zu bringen. Ich möchte jemanden finden, der sich auf mich einlässt. Ich kann nicht alleine heilen! Ich weiß was da lauert, und das braucht eine professionelle Begleitung, die mich darin hält die Überwältigung geschehen zu lassen. Mein Schmerz braucht die emotionaler Überwältigung mit Selbstkontakt und in einem Feld der (bedingungslosen) Liebe. Die Heilung besteht darin, in einem wohlwollenden menschlichen Umfeld den Emotionen Raum geben zu dürfen. So dass die Gefühle aufgefangen werden und ich dabei Begleitung erfahre. Ist das in ihrem Sinne, können sie mir diesen Schutz geben, diesen Raum bieten und mich dabei begleiten?

 

Tja und was soll ich sagen, ja ein vollumfängliches ja von allen Seiten (Psychiater, Therapeutin, Bezugspflege). Alle, wirklich alle haben mir klar gezeigt, dass ich hier auf Augenhöhe mit ihnen bin und sie mir ihr Wohlwollen entgegenbringen. Medikamente sind nur der letzte Ausweg, zum Beispiel bei Suizidgefahr. Die Hausregeln sind human und der Lebensvertrag war leicht zu unterschreiben. Alles in mir hat sich eingelassen auf die Strukturen und klarerweise hat(te) der Körper massiv Probleme (Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Zwischenblutungen, Alpträume, Dissoziationen). Es ist emotional wild! Die Kraft der Verzweiflung wendet sich dem Fühlen zu nachdem alles andere gescheitert ist. Ich bitte immer wieder nach reichlich innerem Ringen um Hilfe. Für die Persönlichkeit ist die Selbsteinweisung an meinem Geburtstag der tiefste Kniefall vor meiner Hilflosigkeit.

Das Herz will leben lernen und ist umgeben von meiner Angst. Rumi meinte Liebe ist die Krönung und Kreuzigung gleichzeitig, das habe ich oft da. Und ausgerechnet die Liebe hat sich in einer Intensität auf einmal eingestellt, dass ich ihr völlig ausgeliefert bin, vor allem Nachts, wo mich die Sehnsucht und Einsamkeit zerreißen und verbrennen. Ich kann fast nicht schlafen, in guten Nächten drei Stunden. Mein Unbewusstes hält mich wach aus Angst vor den Zimmerkontrolle um 23, 2 und 6 Uhr, dazu ein enges Krankenhausbett und die Tatsache dass Gefühle überschlafen hier nicht mehr funktioniert. Alles berührt mein verlassenes Vieles, das sich selbst isoliert hat und alleine nicht mehr rausfindet in die Verbundenheit.

Anfangs passierte das einfach Losweinen nur „aus versehen“, wenn ich es absolut nicht mehr unter Kontrolle hatte, und dann waren da Menschen die mit mir atmeten bis die Welle durch war. Diese neuen Erfahrungen, ermutigten mich und irgendwann entwickelte sich eine gewisse Akzeptanz und Toleranz darüber die Tränen laufen zu lassen, es vor Menschen zulassen zu dürfen voller emotionalen Schmerz zu weinen. Ich gebe mir immer häufiger die Erlaubnis dafür und schaffe es mittlerweile, wenn auch noch selten, meine Tränen rauszulassen, auch wenn ich es noch kontrollieren könnte. Und wenn es passiert und ich es nicht mehr kontrollieren kann, versuche ich nicht mehr abzuhauen und mich zu verstecken, ich versuche da zu bleiben und es auszuhalten, auch wenn es manchmal noch so schwer auszuhalten ist. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, in den Situationen dazubleiben und mich nicht allem und jedem und jeder helfenden Hand zu entziehen. Letztlich ist da gerade die Erkenntnis, dass ich mich emotional ignorierte und damit andere oft das selbe gemacht haben. Das was ich aussende kommt mir entgegen. Wenn ich, wie so oft, unterschiedliche Signale senden, wenn ich weine, werden auch jene um mich ambivalent. Während die einen inneren Anteile bitte „nimm mich in den Arm“, proklamieren andere „bleib mir bloß vom Leib“. So wissen viele nicht wie sie mit mir umgehen sollen, in solchen Momenten der massiven Trauer, weil niemandem fühlbar da ist (ich selbst manchmal auch nicht), hilft es, wenn ich lerne, mich klar zu spüren, was ich gerade brauche. Ganz tief in mir drinnen ist die Sehnsucht mit der Traurigkeit gehalten zu werden und außen rum viel Angstabwehr. Ich habe es noch nicht geschafft in so Situationen Worte hervor zu bringen. Es ist ein Prozess und hier kann ich üben, weil per se niemand gegen meine Emotionalität ist. Das großartig Neue ist: Trauer muss nicht mehr zu Beziehungsabbrüchen führen.

Meine unglaubliche Sehnsucht in die Arme einer wahren Mutter zu fallen zerreißt und verbrennt mich. So viel Liebe in der Brust unglaublich und kein Ankommen und genau damit in mir bleiben ohne Flucht- und Ausdrucksmöglichkeit. Es bleibt nur mehr das Hingeben an Vergeblichkeit. Da kommt keiner mehr. Das Unerfüllte und die Sehnsucht bleibt. Ich höre auf kindliche Bedürfnisse und Erwartungen an eine Mutter rauszutragen. Mich (aus)halten und offen sein, ob das wer anderer auch möchte. Genauso wie bei der Flucht verhält es sich mit der Suche, es gibt kein Ankommen!

Meine emotionale Instabilität und Intensität sind geblieben und zwar alleine. Mein Grundgefühl ist: Ich bin ganz alleine mit dem was ich fühle, selbst wenn Menschen da sind. Früher wurden meine Hochs gedrosselt und beschämt, und meine Tiefs nicht verstanden. Niemand ist mit mir emotional mitgeschwungen. Ich wurde nur bewertet und gemaßregelt. Daraus entstand eine innere Unverbundenheit, die wiederum permanente Unsicherheit und ein inneres Gefühl der Unzulänglichkeit hervorriefen. Die negativen Gedanken und Selbstbilder sind das Symptom meines komplextraumatisierten Wesens (und nicht die Ursache). Der Nervensystemzustand spiegelt wie was erlebt und darüber gedacht wird. Wie ich mich im Körper fühle – mein Nervensystemzustand – bestimmt die Qualität der Gedanken. Deshalb hilft mentale am Verstand orientierte Arbeit nicht, sondern nur jene, die im Körper mit dem gegenwärtigen Zustand des Nervensystems ansetzt. Konkret heißt das im Außen orientieren (ist es jetzt sicher) und die inneren Empfindungen präsent haben. Sicherheit wahrnehmen lernen und entkoppeln von den vergangenen automatischen Reaktionen auf Bedrohung. Moment für Moment mich innerlich mir selbst zuwenden und mit der Körperwahrnehmung verbinden (mit allen Anteilen auch den vermeintlich falschen). Ich selbst bin die Verbindung zu allem! Möglichst gleichzeitig, ansonsten im Wechsel, das was mich jetzt wirklich umgibt wahrnehmen.

Eingelassen auf die Strukturen von Essenszeiten und -inhalten, ganz klaren Hausregeln, nächtlichen Bettenkontrollen, Ausgangsanmelden, täglichen Gruppentherapien, umgeben von schwer komplex Traumatisierten wie mir voller einander gegenseitig triggern, Suizidversuche, Suchtdruck und Kollaps. Alle Nöte dieser Welt sind hier versammelt. Wie in einer brodelnden abgründige Menschensuppe ploppen die laufende Übertagungen hoch und gehen die Menschen inklusive mir in Projektionen unter. Jeder versucht sich selbst mal mehr mal weniger klar mitzukriegen, minimale Ablenkungen und maximale Unterstützung in der Selbstbegegnung. Medikamente nur auf eigenes Wollen (ja das kam schon vor in meinen beiden emotionalen Sterbenächten nach stundenlangen Wein- und Bauchkrämpfen begleitet von Blutungen und Herzrasen) vor allem jedoch sehr viel Augenhöhe und die tut gut! Traumheilung ist Augenhöhe und das wird hier gelebt.

  • Da ist ein grundsätzliches Wohlwollen für jeden. Die Wahrnehmung von Bedrohung ist eine Projektion aus meinem Inneren. Was sich in mir bewegt ist viel und kristallisiert sich mit:
  • Im Vordergrund steht hier und jetzt für mich die Transformation meiner Verletzungen. Radikale Akzeptanz an das wie und was ich bin und war. ES IST OKAY ist das Mantra.
  • Kontrolle abgegeben ist furchterregend und sooo erleichternd! Das Gegenteil von Kontrolle ist erstaunlicherweise nicht nur Kontrollverlust, sondern auch das Erleben von Vertrauen dürfen.
  • Gut fühlen bedeutet Gefühle bejahend fühlen – ES IST OKAY DU DARFST IN MIR SEIN – und schlecht fühlen bedeutet die Gefühle die da sind nicht fühlen. Ich bin so unfassbar feinfühlig und hier ist die Chance mich mit meinen Gefühlen einzubringen.
  • Ich muss mich ernst nehmen in meiner Not. Traurigkeit macht man nicht weg! Meine Tränen sind mir wichtig und hier dürfen sie Raum haben, vor allem in mir, manchmal auch in Kontakt.

Im Moment sinke ich ein in die Hingabe ans Aufgeben. Aufgeben Nähe und Kontakt steuern, kontrollieren und gestalten zu wollen. Aufgeben was heilen zu wollen. Aufgaben meine Wahrnehmung anders haben zu wollen. Es ist ein mich dem Aufgeben hingeben und immer wieder rausfallen ins alte Kämpfen, Flüchten, Dissoziieren, Verstecken. Im Forcieren und Zurückhalten meiner Selbst mitkriegen wie viel Schmerz ich mir selbst damit zufüge. Die Härte gegen mich fühlen ist brutal. Selbstekelschübe! Geboren werden ist eine Krankheit. Ich bin verlassen und überlebe das heute (kurzfristig). Früher stimmte „ich werde verlassen, also sterbe ich“, heute lebe ich trotz der Einsamkeit. Ich wurde verlassen und habe das bereits überlebt. Das mich selbst verlassen ist die bodenlose Hölle in der mein Verstand davon überzeugt ist, dass ich ohne Beziehung sterben werde. Untertags kann ich diese Not mit Mühe als Erwachsene in mir halten. In den Nächten übernimmt sie mich und ein prolongiertes hilfloses Sterben breitet sich aus. Alle Notprogramme sind aktiv und es hängt mich auf im verlassenen Sterben. Ein schmerzhaftes Schreien in meinen Ruinen. Ein Feststecken in Todesqualen ohne Erlösung in Form von Wein- und Bauchkrämpfen abwechselnd mit dem erstarrten Kollaps. Mein Körper gibt mir mit Schmerzen ein Gegenüber. Er hilft mir darin nicht ganz alleine zu sein. Der emotionale Schmerz ist so viel schlimmer als jeder physische Schmerz, den ich je hatte. Ein rettungslos verloren in mir selbst sein. Das Einzige was da rausholt sind die nächtlichen Bettenkontrollen, wenn sie achtsam und präsent mich mitkriegen und berühren. Da ist dann die Magie, dass eine Kontrolle zur Fürsorge wird und Kontrollverlust zu Anvertrautsein. Der tiefste Schmerz ist nicht alleine fühlbar, nur zu zweit.

In aller innerer Hässlichkeit vor mir stehen und wenn es wer wagt mit da zu sein auch vor einem dir. Es gibt kein Entkommen von dem was ist. Selbstverbesserung und -kritik machen Drama und sind die Symptome (nicht die Ursache!) der Traumatisierungen. Teile von mir sind hochsensibel fürs Verlassenwerden. Sie kommen in Todesnähe ohne Zuwendung! Nur wenn ich da nicht komplett reinrutsche, kann ich realisieren, dass ich, wenn ich verlassen werde immer noch mich habe. Gehalten, nicht geheilt, hör ich auf damit, mich in Ordnung zu bringen, oder erwecken zu wollen. Das Loslassen dieses „LOS-LASSEN“ beenden. Heilung ist kein Ziel. Schmerz, Sorgen, Zweifel, Sehnsüchte, angstvollen Gedanken, das alles sind keine Fehler. Das alles will nicht geheilt werden. Alles will gehalten werden. Hier, jetzt und in den liebenden, heilenden Armen des gegenwärtigen Moments. Mal ist der Moment der Erdboden, dann die gemauerte Wand oder Baumstamm, ein anderes Mal ein atmendes Wesen und dann wieder ein Fall ins Nichts. Dann bin ich alleine in meinem Horror und reinszeniere sogar hier mein Verlassensein, um wieder zu erfahren, wie ich in großer Not alleine gelassen werde. Und auch das ist okay. Irgendwann geschieht wieder Kontakt und ein paar Augen blickt pur und direkt in meine. Nur um mich zu erinnern, dass nicht nur es, sondern auch ich genau so okay bin. Selbst weinend, kotzend, blutend, zitternd, sprachlos in meinem Bett. Vielleicht wird etwas in mir nie Ruhe geben. Ich kann nur die Haltung zu mir wählen.

ICH BIN DER RAUM IN DEM ALLES GENAU SO DA SEIN DARF WIE ES IST. Und das hier war für die Vorstellung ein Alptraum und in der erlebten Realität der beste Ort an dem ich sein kann. Danke, dass ich da sein darf. Tief getroffen vom eigenen Schmerz und von einer unglaublichen Liebe, für die ich keine Worte habe. Ihre Spuren bekommt meine Bezugspflegerin und Therapeutin mit. Schon die sind zu viel für meinen kleinen Raum. Grandios sind die Momente wo ich mich auch im Lieben für Momente zeigen kann egal wie dann die Reaktion ausfällt. Das einzige was heilt ist die Liebe und ich kann sie fühlen. Menschen kommen und gehen; die Liebe, die ich zu ihnen fühle bleibt. Es gibt etwas das in mir bleibt! Und das ist ausgerechnet das Lieben.

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2 Gedanken zu „Einblicke aus dem stationären Klinikaufenthalt zur Traumaheilung“

  1. Liebe Barbara, ich freue mich so sehr, dass du an einem Ort im wahrsten Sinne des Wortes nach langem Umherirren GELANDET bist, der dir alles, was du für deinen Quantensprung benötigst, schenkt. Das ist großartig! Du warst (aber auch) bereit zu landen. Vergiss das nie. Ich habe ein wenig deine Angst zuvor mitbekommen und konnte mich lebhaft da hineinversetzen. Du warst und bist mutig! Klasse. Herzliche Grüße Michaela

  2. LiebeBarbara,
    was du schreibst berührt mich sehr. So mutig zeigst du dich hier in deinen Prozessen,auf deinem Weg in die Verbundenheit, zu dir selbst, zu anderen, zur Liebe. Ich kenne selbst soviel von dem was du beschreibst und es tut gut hier zu lesen, von deinen Erfahrungen, von den Veränderungen, von dem Neuen was Raum findet. Auch dein Wissen über Trauma und seine Folgen ist sehr wohltuend. Zum Beispiel dass negative Gedanken eine Folge sind von Trauma und nicht die Ursache. Auch wenn es logisch und klar erscheint, so bin ich doch schon so oft der Idee aufgesessen, dass das „richtige“ Mindset alles richten kann und hab mich jedesmal gewundert warum es bei mir nicht funktioniert…
    Vielen Dank fur deinen authentischen Einblick den du hier gibst. Es freut mich zu lesen dass es solche Orte gibt, wo es die von dir beschriebene Unterstützung gibt. Sie ist so wichtig und kostbar.
    Liebe Grüße
    Marie-Paule

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