Gottesvergiftung

VerHERRLICHUNG ohne Menschlichkeit… Anstrengen (trag dein Kreuz) versus Zärtlichkeit (leg dich darauf in den Strom)

Aus dem Malabend in der survivor queen community mit Bebilderungsversuchen des Themas Heilung vorletzte Woche ist viel ins Bewusstsein gekommen. Warten auf Bilder in einer unruhigen Leere brachte zarte Bleistiftstriche, die zu einer Tiefseequalle wurden und sich lange jeder Farbe widersetzte bis dann doch etwas vorsichtige Buntstiftfärbung dazu kam. Ahnungslos damit da seiend wurde bemerkt, dass ich mit Zärtlichkeit am Werke war. Der Kern war nicht die Form, sondern die Qualität der Zärtlichkeit und des Strömens, die meinem System heilsam wäre/ist. Gesund werden ist kein Projekt und darf nichts mit Leistung zu tun haben. Niemals. Heilen ist Hingabe und keine Optimierung. Die Idee „sei die beste Version von dir selbst“ ist eine Praxis des Selbsthasses.

Da war erschreckte und ist tiefe Dankbarkeit mich zu beobachten unter dem Fokus „wie kann ich zu mir zärtlich sein?“. Die Essenz jenseits der Form, die sich gezeigt hat, die Zärtlichkeit, bewegte mich durch die Tage. Immer wieder war sie da im Außen bei Anderen sichtbar. Im Fließen des Wassers über die Hände, im Aufblühen rund um mich, in offenen Blicken die direkt in meine Seele Rührung bewirken, in 5 Rhytmen Tanzräumen mit all diesen schönen Wesen in ihren Bewegungen sehen und weinen ob der sichtbaren Zartheit. Die Menschen jetzt in meiner Welt sind zärtlich, nur ich kann das nicht in mir für mich fühlen.

Ich lerne mich dem Gesunden in mir zu zuwenden und bemerke meine menschliche Hilflosigkeit als leistendes Programm angetrieben vom Bemühen. Ein paar kindliche Alltagsanweisungen: Streng dich an mehr (aus)zuatmen und genug Luft zu bewegen, sonst brauchst du Beatmung. Reiß dich zusammen und lass das Kratzen, sonst wirst du festgebunden. Streng dich an hinterherzukommen, sonst bin ich weg (geradelt, gelaufen). Schrei nicht so, weine nicht rum, hab keine Angst, pass auf. Du bist zu empfindlich also hör auf mit spüren und spure.

Mein erlerntes über meine Körperempfindungen Denken macht tief traurig. Meine Emotionen richten sich automatisch gegen mich, statt in den Ausdruck zu finden. JETZT gerade nicht, weil ich hier schreibe. Im Moment kann ich wieder auf mich aufmerksam machen.

Ein schmerzhaftes Bewusstwerden ist nun so richtig klar da: Ich habe auf meinem Heilungsweg mit dem selben Programmen auf meinen Körper eingewirkt, die mich krank gemacht haben. Das „Anstrengen, mich mit Druck anders machen“ im Projekt „gesund werden“ fortgesetzt. Jetzt sehe ich wie ich mein Überlebensprogramm des Anstrengens in allem bis zur Selbstvernichtung durchziehe. Ich bin bereit meinen Körper zu Tode zu quälen, um zu heilen. Total absurd und ein Leben im Bestrafungsritual ansetzend beim Abweichen vom Empfindungsausdruck. Viele in mir sind überzeugt, dass wenn ich aufhöre mich anzustrengen, alle recht bald sterben. Mir ist klar, dass das verrückt ist. Meinem Geistwesen ist klar, dass Menschen nicht nicht aktiv loslassen können. Es geschieht durch Gnade, wenn das was hochkommt (wie bei dir Schmerzen und Widerstand) Raum bekommt. Egal was da ist, wenn es weg soll kreiiere ich Trennung. Den Widerstand des gegen meinen Körper Seins, ist zuspüren ohne ihn weg haben wollen. Unter dem Widerstand ist die Angst und ich lerne alles durch meine Ängste.

Unzählige flashbacks in meine diversen Nahtoderlebnissen kamen über die Woche zu Tage (primär in nächtlichen Erstickungsanfällen) und waren erstaunlicherweise unangenehm ohne zu bedrohen, weil sie mir die Erinnerung zurückbrachte, dass mein Körper sterben kann und sich da richtig gut bewegt in den Bereichen nahe des Todes. Genau die richtigen Hormone werden ausschüttet, die peripheren Bereiche taub, der Atem immer flacher, alles lähmt, nur die Brüste, die ich sonst nie spüre, bleiben fühlbar lassen und einen Selbsthalt einsetzen. Ein immer wieder Erleben von jüngeren Anteilen, die überzeugt waren, jetzt zu sterben, genauer zu ersticken (oder erstickt zu werden) und darin völlig okay waren.

Also mein Körper kann sterben, da brauche ich mir keine Gedanken machen. DAS LEBEN SORGT IM STERBEN FÜR MICH. Im Todesstrom ist Ruhe und es ist friedlich da. Nur im Leben ist immer ein Ringen, Versuchen, Bemühen, Üben. Ich würde so gerne das Ende der Anstrengung vor dem Sterben erleben. Nur wirkt im restlichen Leben eine Art Gottesvergiftung in mir. A la „wer sein Kind liebt, züchtigt es“, „du liebes Kind, du liebes Kind, auf dass die Teufelsbrut verschwind“ und abzielend auf „ich (meine Bedürfnisse, Wünsche, Gefühle, Empfindungen) muss weg, damit du (Gott, Gottesstellvertreter) ewig (über)lebst“. Dies macht mich blöderweise wütend auf mich selbst und mein Erleben richtet sich gegen mich. Einzelne inneren Kinder sind auch richtig zornig nach außen zu alle den Menschen die sich hinter Gott (Gottes Wort) versteckt haben. Was für eine scheiß VerHERRlichung ohne jede VerMENSCHlichung!

Zurück zu mir: Da ist ohne Anstrengen eine Leere, absolute Sinnlosigkeit, ein prolongiertes Warten. Aufwachen und der erste Atemzug ist schon zu viel, weil Existenz keinen Sinn macht. Nur um im Körper zu sein, muss ich mechanische Arbeit verrichten. Ein allumfassendes „ich mag mich nicht mehr anstrengen“ und hab keine Idee wie dann Leben erhalten wird. Die Atmung ist so anstrengend (wie als Kind), ich möchte manchmal nicht mehr atmen müssen.

Ich fühle viel Verzweiflung und kann mich darin nicht ertränken, sprich sie wirklich zulassen. Selbstvernichtung nur, um nicht zu erleben „vernichtet zu werden“. Das Ego exekutiert sich aus Angst selber, nur um nicht von wem auch immer als Gott in Erscheinung tretende Instanz gerichtet zu werden. Ich vermute das macht wenig Sinn und das ist okay. Ich möchte nur was ausdrücken um nicht in mir zu ersticken mit den erkenntnisreichen, umsetzungsarmen Erfahrungen. Auf jeden Fall mangelt es mir an konstruktiver Beschäftigung mit mir selbst und es ist sehr gut, dass ich bald die gute zwei Jahre lange Wartezeit auf den Klinikplatz geschafft habe.

Mein Zug fährt bald in den Endbahnhof, die Klinik Eggenburg, ein. Vielleicht ist da ein anhalten und endlich den Lebenskampf aufgeben. Nirgendwo mehr hin müssen und von mir nicht mehr weg gehen. Aufgeben dürfen, Kapitulation erfahren und das „ich kann nicht mehr“ realisieren ohne damit alleine gelassen zu werden. Ob dann noch was kommt, kann ich nicht sagen. Es fühlt sich wie ein Ende an.

Ich bin schwer zu führen/halten (sowohl für mich und noch mehr für andere) noch dazu in die Kapitulation und sie ist dran und zwar nicht nur temporär sondern rettungslos. Das Maß an Leid ist übervoll. Alles ist reif für die Kapitulation. Es ist sehr berührend, wie verletzlich und wehrlos ich im Moment bin. Nun ist die offene Bereitschaft soweit reif, um mich damit in Kontakt zu bringen. Bisher war da immer ein Empfinden ich brauche jemand, der mir die Hand hält im Aufgeben, vielleicht ist die nun da. Auf jeden Fall ist der Antrieb die Angst viel kleiner als die Hilfsbedürftigkeit.

Das einzige was wichtig ist, ist die Wahrheit des gegenwärtigen Augenblicks. Egal woher was kommt, wenn es Relevanz hat, zeigt es sich jetzt. Ich muss nichts mehr tun.

Danke fürs Lesen und ab und zu mit mir sein.

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