Tagblinde Nach(t)sicht

Epilog:

Ich spüre mich.

Wer ist das ich und wer das mich?

Blose Füße gehen den Pfad ins Meer.

Scheitern schreitet in den Ozean.

Untergehen und eingehen

in ein perlmutfarbenes gewundenes Schneckengehäuse.

Ein glitschiges Wesen saugt ein.

Hält schaukend mich

schraubend in Orientierungslosigkeit.

Sichere Initmität schließt meine Sinne.

Wellengang legt mich in einen Schaukelstuhl aus Scherben.

Warten, bleiben, wiegen, weinen.

Berührung spüren, verwandelt werden.

Wellenreiter in der Ferne,

am Grund warten,

bleiben mit dem was kommt.

Passivität erlauben.

Dem Gefundenwerden anvertraut.

Geduldig warten bis ich mitgenommen bin.

Arme umfassen und tragen,

der schwere Kopf sinkt,

getragen vom Menschenmeer

bin ich.

 

Das Leben nahm mir alle Gründe warum es gut ist zu leben. Meine Existenz ist ein verbrannter Fehler. Ich bin beschämt von dem was ich bin. Weiter leben mit der Scham ich selbst zu sein und sie offenlegen.

Überlebensselbst im Kern geschaut, mit Abscheu erst, kalte Ablehnung des das „bin ich nicht“ und will ich nicht. Die Abwehr und die Schmerzen die, die Sichtbarkeit in meinem Körper auslöst spüren, stechend in der Leber und die aufsteigende Übelkeit halten.

Zentrales Überleben hält das Leben im Griff; ein dem Sein verwehrt sein, um zu überleben. Jede meiner Zustände könnte unreguliert und unbehandelt den Tod bedeuten. Ich sein, wie geht das praktisch? Gibt es mich ohne Antrieb? Egal der Widerwille gegen mein Anstrengen ist da und das dennoch Folgen treibt an. Ein Neinteppich auf dem ich Grunde wird mit Gewalt zu einer Jakraft. Es ist viel mehr als eine Grundüberzeugung, es ist ein Körperkriegszustand der mir überleben sicherte und Leben zur Quälerei macht. Zwanglos geschieht nichts in meinem Leben! Es ist mein Selbst, das meinen Körper über die jeweilige Grenze motiviert, pusht, antreibt. Egal wo die Grenze ist, ein bisserl mehr geht doch noch Stimmen bestimmen mich. Mehr als ich freiwillig, ehrlich geben würde, meint es in mir ist nötig, um okay zu sein. Ohne Antrieb bleibt alles hängen und stehen in mir und mit Antrieb gehe ich kaputt.

Da ist der Auftrag mich anzuspornen aus der Angst heraus, wenn ich mich nicht motiviere, bleibe ich auf alle Zeiten liegen. Aus mir, meiner Natur heraus, wird nie ein Impuls kommen, der für das Leben reicht. Es denkt aus meiner Dauererschöpfung des Anstrengens heraus, wenn ich mir aus meinen (fehlenden) Impulsen leben zugestehe, bleibe ich liegen bis ich sterbe. Sprich die Angst und Überzeugung ist da, dass ich ein Nichtsnutz bin und mich anstrengen muss, um das zu widerlegen (und zu verbergen) mit täglicher Anstrengung. Genauso ist da die Verachtung und der Selbsthass über das „gegen meinen Willen weiter kämpfen“.

Was wäre wenn ich mich meiner Natur überlasse? Angst beständig, dazu Müdigkeit genauer Erschöpfung, die Verwirrung darüber doch nur den Auftrag des Lebenserhaltes zu erfüllen und dafür abgelehnt werden erleben. Traurigkeit, alte feste fortwährende traurige Anstrengung. Alternativlose Erschöpfung spüren und immer wieder im Hirnnebel verloren gehen. Erschöpfungssuizidalität spiralisierte sich in der Anstrengung bewusst zu bleiben.

Da ist eine Art Grundton – eine Schwingung, ein Schmerz – wie bei einer andauernden Verspannung, die sich natürlich auch im Körper manifestiert. Egal wie sehr ich mich auch bemühe, der bleibt, die Angstspannung ist nicht aus meinen Muskeln und Strukturen zu kriegen. Und sobald Ruhe einkehrt, „höre“ ich dieses innere Surren, einen unfassbar krassen Schmerz, der durch den Körper bebt und auf die Emotionen übergreift. Der Mix wütet dann in mir und drückt den Urzustand von Lebensnein aus: Ich wollte nie in diese Welt geboren werden. Ich hab das sicher nie entschieden und schon gar nicht gewollt!

Ich hänge einfach Null am Leben. Wenn jetzt eine gute Fee käm und mir den Wunsch erfüllen würde, über Nacht einfach friedlich zu sterben, würde ich keine Millisekunde zögern und zusagen. Ich haben Angst dahinsiechend weiter zu leiden. Schlimmstenfalls nicht mehr in der Lage zu sein, irgendwas entscheiden zu können. Selbst wenn ein Heilungswunder übermich käme, ich würde zu jeder Zeit den freiwilligen Abtritt wählen. Jedes Jahr weniger ist erleichternd. Ich bin jeder Zeit zum Abtritt bereit, was soll ich hier noch erleben was den Grundschmerz zu existieren erheben könnte. Alles versucht jede Flucht vergeblich und jede Gegenkraft mimkrig dagegen. Sprich der Körper macht krank. Vielleicht damit ich nicht so viel leben muss. Und die Schmerzen geben einen Fokus sie erhalten das Leben, lenken ab von den vielen Teilen, die nicht leben wollen. Sie beschäftigen, sie provozieren Fürsorge manchmal auch Zuwendung. Ich bin nicht suizidal, nur ist da eben keine Bindung ans Leben.

Aus der Trennung gegen die Trennung anarbeiten ist Krieg. Getrennt gegen die Trennung arbeiten ist genauso scheiße wie auf Dauer mit der Trennung zu sein. Die Trennung ist in mir und kann nicht weggemacht werden, auch wenn ihr Ursprung erspürbar ist. Der Körper lernte es bevor er denken konnte, die noch zahnlosen Kiefer zusammenbeißen und die Augen offenhalten. Die Festigkeit und Härte willentlich nicht lockerbar erfahren. Taubes Anstrengungskorsett des mich passend Machens. Wachsamkeitsbaby, bei wem darf es kotzen und schreien und wo brauch(t)e ich es um nahe zu sein alles zurückzuhalten. Wie und wem kann ich nahe sein ohne mich zu beschämen? Bitte ein Mensch um mich vor dem ich mich nicht fürchten muss. Einer bei dem ich sicher bin, bleiben kann und nicht wieder etwas tun muss. Kindlicher Unsinn mockiert mein Verstand.

Wie kann ich mir nahe sein ohne mich zu beschämen, zu mehr anzutreiben, zu übergehen was der Körper aus sich heraus schafft? Da ist ein tiefes Bedürfnis nichts von mir zu fordern und erlauben zu können nichts machen zu müssen. Keine Behandlung, keine Anstrengung, keine Übungen, keine Selbstreflexion. Zurücknehmen des Antriebs, ihn sich wandeln lassen, die Überlebenslüge klar sehen und (be)achten. Ich habe angefangen mir nicht zu trauen und ich kann meinem Glauben misstrauen.

Also alte Körperüberlebensintelligenz die heutige Realität erfahren lassen und spüren wie sehr die schmerzt. Die wahrhaftigen, heutigen Körperimpulse realisieren und mit der Angst da bleiben. Ausruhen probieren, auch wenn es möglicherweise eine ewige Ruhe wird. Bei mir wie bei einem kranken Kind sein! Kann ich als Erwachsene wie ein krankes Kind leben? (Alp)Traum vom „nichts unter Kontrolle haben“ in einem Körper ohne Manipulation. Echter, tiefer Kontakt. Platz für alles. Auch vertrauensvoll liegen bleiben bis sich was wandelt.

 

Poesiewinde:

Zurückerobert

Innehalten und ausruhen

Erstmal Luft holen

Und erhalten

Der Rückzug gehört mir.

Es gibt kein Dahinter. Kein Davor. Nur das Jetzt.

Tempo und Funktion werden hier nicht gefördert.

Sein nur um zu ehren, was ist.

Die Natur

Die spürbaren Füße

Die Luft

Das beatmet Werden

Das Leben

Innig gehalten im Ankommen

Aktualisiert

braucht es kein Glauben mehr

Referenzlos wirklich sein

Ist sicher

 

Was ist jetzt wichtig für mich?

 

Passivität

Meine Passivität ist erlaubt.

Erwünscht das Lassen.

Erlebt das Verlassen.

Ertragen die Aktivität.

Getragen die Passivität.

Tragen lassen von dem was vorbeikommt.

Sänfte wie Krücke,

Waldfuchs wie Kakerlake.

Es kommt wie es bleibt.

Halte die Freigabetaste gedrückt.

Der Puls macht die Musik.

Lass dich.

Lass dich bewegen

selbst im Nichts.

Passiv! Passiv sein.

In mir den Innenraum lassen.

Unverändert passiv

finde was du erlebst.

Das Empfinden erreicht dich, du musst gar nichts erreichen.

 

Ausharren…

Ehe sich die Traurigkeit rührte, berührte und gerührt Kontakt fand. Erste von ganzem Herzen aufgenommene Tränen in menschlicher Begegnung erfahren. Als Eröffnung eines Tränenmeeres an Jahrzehnten vermisster Nähe. Traurigkeit nicht nur ausgehalten sondern mit Freude willkommen geheißen ließen erleben: Ich darf echt traurig in Kontakt sein!

Eine Frau ist freiwillig, unbezahlt, gerne so mit mir. Ich brauche sie nicht mehr verstecken, abwehren, abmildern, unterdrücken die tiefe Traurigkeit. Ich muss mich damit nicht mehr verstecken. Ich darf in Kontakt bringen, dass mir was weh tut (physisch wie psychisch). Neuland komplett unbekannt und frohlockend da mittendrin Freude. Neues erleben ist großartig selbst wenn es sich mies anfühlt.

Mittendrinnen also beschämte Freude. Mein Geist schaute mich an und ließ die Selbstverurteilung erstaunt sein. Ich schaute zurück und fragte: Darf ich mich an mir freuen? Es lachte mich aus, der Geist begann wieder mit der Selbstvernichtung. Woran du elendes Nichts willst du dich bitte freuen, an dir, echt jetzt, das ist das Absurdeste was du mich je gefragt hast. Du bist in deiner Gesamtheit falsch. Schäm dich. STOPP es reicht ich kann die permanente Erniedrigung nicht mehr ertragen. Keine Fragen mehr, Mit jeder zerfallenen Frage eine Last weniger.

Die Erschütterung im Körper spüren. Zittern und sehenden Auges in den Brunnen fallen und ertrinken. Der Urteiler wird gesehen und nicht verurteilt. Lebensverurteilung übergibt sich dem Bewusstsein. Übelkeit als Zeichen von Kontrollverlust. Es tut weh. Es tut weh zu würgen ohne was auskotzen zu können. Harmlos im Vergleich zur Traurigkeit von der er ablenken will.

Bleiben! Ich brauche kein Konzept mehr gegen die Hilflosigkeit. Der Beinbruch mein Einbruch und der heilende Fuß meine Ankunft erinnern: Schieb deine Konzepte ganz zur Seite. Antworten sind therapeutisch, sie helfen für eine Zeit. Weine konzeptlos unmittelbar und freu dich daran.

„Deine Traurigkeit ist ein Geschenk für die Welt!“ höre ich richtig, ja! Freude wieder diese besonderes zarte gänzlich andere als die gehässige Freude des Geistes. Beide sind da und doch so verschieden. Der beste Kampf ist der, der nicht stattfindet. Mein Kampf um Liebe ist vorbei. Touchdown im klaren Herz.

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