Über Frauenarztbesuche mit Vaginismus und sexuellen Traumatisierungen

Ich bin da wo mein Schoß ist also im Arsch.

Berührbar, nahbar sein in allem braucht für mich noch immer Überwindung. Und mache es dennoch, weil mich nicht zu zeigen, bedeutet mich (meinen Ausdruck) anzugreifen und zu verbieten. Sicher bin ich, wenn ich von mir angenommen da sein kann und in meiner Wahrnehmung mir dessen Ausdruck lasse. Ich geschehe für das Erleben und das Erleben geschieht für mich. Es bewegt meine Not aus der Isolation in den Kontakt. Lässt alle Masken, Vorstellungen, Wünsche zerfallen. Kurz Sichtbarkeit in allen Schwächen vor mir und dir, wenn du lesen möchtest.

Das Eindrücklichste und Heilsamste ist es zu erfahren wie alle und alles da sein darf, Raum, Kontakt und Wahrnehmung bekommt. Dieses bedingungslose Angenommensein mit dem wie und was ist – ohne Lösungen, regeln wollen oder verändert werden, aussparen oder hinzufügen – schlichte vollkommene Präsenz miteinander ist meine Heilung.

Zurück zum Thema das mehr Unheil in sich birgt. Da war der dritter Frauenarzt(ver)besuch meines Lebens. Der mit dem meisten Bewusstsein und erstaunlicherweise auch weitem Wahrnehmungsraum, um das schmerzhafte Prozedere herum. Nach den Missbrauchsjahren der Kindheit und der Vergewaltigung als Jugendliche hat mein Körper beschlossen „unten wird nichts mehr aufgenommen“. Vaginismus heißt das, wie heute weiß, wenn alles so eng ist im Schoß, dass nichts (Penis, Tampon, Finger) mehr eingeführt werden kann. Damit lebe ich seit Jahrzehnten und nehme in Kauf keine Sexualität, keine Partnerschaft (weil da ist Sex die Währung) und keine Familie leben zu können.

Nachdem ich seit drei Jahren durch viel Traumaintegration und Prozessarbeit richtig reichlich blute und es mitunter neben der allgemeinen Schwäche auf den Kreislauf geht, was dann wieder das dissoziieren fördert, wollte mein Verstand das abklären lassen, auch wenn die Intuition darauf hindeutet, dass es psychosomatischer Druckabbau und Reinigung ist.

Der erste Versuch Anfang des Jahres endete im Spital mit einem Krampfanfall völlig dissoziiert. Der zweite Versuch vor zwei Wochen privat bei einer mit dem Thema vertrauten Frauenärztin. Sie achtet mit drauf, dass da Kontakt spürbarer von Mensch zu Mensch bleibt durch einer Hand am Bauch und ab und zu direktem Augenkontakt. Mein Körper ließ schmerzend die Tastuntersuchung mit einem Finger und den Ultraschall zu, dann kippte mein System ins Delirium. Woraufhin vertagen dran war und erst einmal warten bis die Nachblutungen wieder abklangen, weil mit kein Abstrich machbar ist.

Zwei Wochen später war das soweit und der Termin machte meine Alpträume real. Ich habe mich nach schlaflosen Nächten hinbewegt und bin vor Ort im Körper geblieben, auch wenn der Versuch das kleinste Spekulum einzuführen eine Schmerzexplosion und einnässen auslöste. Vom Muttermund einen Spalt gegen den Willen meines Körpers öffnen habe ich noch was mitbekommen, vom Abstrich selber nicht mehr, aber es war vollbracht. Ich bin so froh ihr vorher gesagt zu haben, dass mein System mit dem Satz „Es ist vollbracht.“ (wie man mich nach dem rituellen Missbrauch als Kind wieder in den Körper zurück holte) eine Möglichkeit mich zurückzuholen bietet, und es klappt immer noch damit.

Das schöne an dem (sexuellen) Trauma ist, dass ich heute mit für die meisten banalen Sachen die krassesten Wahrnehmungserfahrungen machen kann für die andere psychedelische Substanzen einwerfen müssen. Vom bewussten raus und rein gleiten in den Körper, über sich überlagernde alte Bilder und Orientierung im heutigen Raum, erinnerte Berührungen aus den Tiefen des Körpergedächtnisses und die warme Hand der Frauenärztin im Moment am erwachsenen Bauch, Desinfektionsgerüche vom Metallgeschirr und Kerzenbrandeln, Farben und klingende, glockenartige Klänge von wer weiß woher und die Maserung der Deckensturktur und aktuelle Geräusche von Autos unterhalb auf der Straße ebenso wie den zwitschernden Vögeln alles gleichzeitig.

Heute mit der Erinnerung eine neue Erfahrung machen. Heute kann ich mir Heilung gönnen in dem ich annehme was war und ist. Alle Vorstellungen von Heilung und jede Erwartung wie die geschehen kann loslassen, schlicht weil ich es nur schlechter machen kann als es geschieht, wenn ich mich empfange wie ich bin. So saß ich dann in meiner Blutlache, zog mich an und spürte das vertraute warme Blut rinnen. Der Heimweg war nur peinlich, den lasse ich aus. Angekommen erstmal in die Badewanne, eine blutige Sauerei mit kaltem Wasser. Mir wie früher vom Missbraucher Eiswürfel holen, um das Zusammenziehen der Gefäße zu unterstützen.

Dann saß ich lange da wo mein Schoß es wollte, auf Decken daheim geborgen in der Stille und mein System hat genossen wie der Tag in die Nacht überging. Eine Wärmeflasche am Unterbauch, die der Atem schaukelnd bewegt. Der Blutstrom pulst spürbar durch alle Adern und Venen im Becken. Beckenboden und Hemstrings steinhart, halten fest. Der Versuch sie mit etwas Yoga und Feldenkraisübungen zu lockern war vergeblich. Festhalten am Zusammenziehen und intensives energetisches Strömen durch winzigste Lücken bis runter durch die Beine in die Erde. Der Gebärmuttermund brennt und zieht in Mikrobewegungen. Dafür zittert das Kiefer immer wieder mal heftig. Die Hände sind warm und stützen meinen Kopf, er hat es schwer, so eine Masse an Gehirngewicht mit einem Klumpen an Hirnstamm. Der Körper will Begrenzung, deshalb lag ich auch eine Zeit in der Nische unter meinem Sofa, wie früher als Kind, um Sicherheit in der Enge wahrzunehmen bis es für die Erwachsen zu unbequem wurde. Im Herzen und den Brüsten ist es kalt, eiskalt. Ein inneres Frieren des allein Fühlens mit dem Erleben. Deshalb schriebe ich wie so oft, um mir einen Raum zu geben, in dem ich gelesen mich fühlen kann wie ich bin. Nun teile ich es hier und bin schon neugierig ob ich gefunden werde. Ich lasse die Welt zu mir ins Innerste kommen, wenn sie es möchte. Unten rein wird es nichts, über die Mitte und oben gibt es Zugang zu mir.

Das ist wohl mein Pfad der Ergebung. Viel später kamen dann die Tränen in Wellen und mischten sich zu den ohnehin tiefen Trauerphasen dieser Wochen. Da ist nichts mit zu tun, da kann nicht geholfen werden, ich bin hilflos mit dem Wunsch Trost und der Sehnsucht Liebe in mir fühlen zu können. Da ist die Klarheit mich nicht mehr banalisieren zu wollen. Ich war Opfer und leide unter den Folgen (die für das Amt nicht einmal krankheitswertig sind, weil unlebbare Sexualität nicht als Behinderung im Leben angesehen wird). Das ist okay, ich kann mich mit dem eng sein akzeptieren. Etwas weiches Mitgefühl ist da. Eine Selbstmilde, der es ausreicht mich zu spüren. Und ich bin auch okay damit vielleicht für den Rest meines Lebens Hilfe zu brauchen in allem was Kontakt angeht. Ich kann mir das ein- und zugestehen. Anerkennung für das was ich empfinde, fühle, prozessiere ist es noch nicht. Es ist ein akzeptierendes Zugeständnis so bin ich (geworden).

Jeden Moment, in dem ich mich mit mir alleine spüre und fühle, falle ich in den tiefen Schmerz, der mich verschlingt und die Tränen rückhaltlos fließen lässt. Mein Lochfall wieder und wieder lässt erleben, dass es ein bei mir ankommen ist. Wenn ich mich komplett erlaube, weine ich ohne Ende. Jeden Moment mit jemanden oder etwas bremst sich die Dynamik ein und zieht sich in den Hintergrund zurück. Da weint es dann dosiert etwas mit Vorsicht oder ganz still im Inneren.

Mich ehrlich zeigen wird ohne Tränen nicht möglich sein. Danke für den Raum um all die Phänomene, dieses aus dem Kosmos gehalten sein. Darin verortet sich der Schmerz, das Leben, die Worte. Wahrnehmung und Annahme schaffen diesen Raum der wahrhaftigen (Selbst)Begegnung. Das Versteckspiel ist vorbei im mich mitteilen können und ihr seid mit mir der Raum der sieht. Danke, dass es sich hier für mich sicher und offen genug anfühlt alles mitteilen zu können was ist. Und ich danke mir für die Bereitschaft alles zu empfangen, wie es kommt. Ja ich wähle es die ER-lösung in mir zu finden dankbar wohlig wissend, dass sie nicht von mir kann und auch nicht zu kommen braucht.

Völlig am Ende seiend bin ich in mir angekommen. Zusammenbrechend empfange ich mich. Ich bin da wo mein Arsch und Schoß ist. Ich geschehe für das Erleben und das Erleben geschieht für mich. Es hat mich wieder einmal schmerzhaft und teuer gelehrt, was schon intuitiv gespürt wurde, die Blutungen sind psychosomatisch. Die erneut gemachte Erfahrung mein „inneren Wissen“ in Frage zu stellen macht so greifbar wie sehr ich mir damit schade. Mit der Idee etwas für meine Gesundheit zu tun, mache ich mich krank. Ich will und werde meine Symptome annehmen und die Lebensintelligenz machen lassen. Ich kann es nur schlechter machen, wenn ich dem Leben reinpfusche. Mich empfangen lernen wie ich bin ohne was dran verändern zu wollen. Diese durch mein Leben ziehende Selbstablehnung endlich stoppen. Die „Fehlersuche“ in mir beenden. Ich möchte mich nicht mehr ablehnen. Bitte unterstützt mich im annehmen. Ich brauche Liebe, um weiter und vor allem tiefer lernen zu können Liebe (für mich) zu empfangen.

Hier findet ihr ein Bild von meiner blutenden Yoni und wie sie sich selbst heilte in der Zeit nach dem von mir verursachten gewaltsamen Eingriff:

Zuletzt eine Erinnerung ans mich Annehmen lassen!

 

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