Ehrlich sein mit meiner Zurückhaltung und Auftauchen mit dem Dahinter mein Reisebericht:
Da ist es wieder. Das unterbewusste Gefühl von „Ich möchte, dass du mich lieb hast“, das sich einwebt. Es webt sich ein ins Leben, so subtil, dass es wirklich feines wahrnehmen braucht. Den Gedanken „war das okay, hab ich richtig geantwortet“ beobachten, das nein oder ja, das stecken bleibt und sich ein Schleier von Zurückhaltung darüberlegt. Das Gefühl, wenn ich mich mit einer Freundin treffe und weiß was ich machen möchte, es aber nicht sage im Spüren wie es ihr geht und was sie braucht. Mich wahrnehmen wie die Frage „ja was willst du den“ rauskommt und innehalten im alten Glauben „wenn es für dich okay ist, ist es für mich auch okay“. Mich spüren und fühlen in dieser grundsätzliche Zurückhaltung, diesen kleinen Momenten, in denen ich etwas von mir verstecke. Die Momente, in denen ich etwas aussprechen möchte, es aber in mir zurückbleibt. Die Momente, in denen der Verstand grübelt und zweifelst und mich in Frage stellt. Ich sehe all die kleinen Momente, in denen ich zuerst auf den anderen geachtet habe. Und dann bemerke, dass es mir nicht gut ging und ich trotzdem für den anderen da war. Ich hab mir eingeredet, das ist ja die beste Aktion. Die eigentliche Angst ist nicht laut sie ist leise und versteckt hinter Zurückhaltung, Perfektionismus, Anpassung, Selbstzweifel und Rückzug. Sie verbirgt mich hinter einem gedachten lieber beim und für den Anderen da sein als meinen Raum einzunehmen und damit zu konfrontieren.
Meine Strategie war „Ich bin da, ich mute mich zwar zu aber nur so viel, wie du mich noch lieb hast.“ Und dieses Liebhaben hat viel damit zu tun, dass ich Angst hatte, dass der andere nicht mehr da sein könnte. Dieser Selbstverrat entstand aus einer tiefen Verzweiflung, aus einer inneren Not, weil ich geglaubt habe, wenn ich wirklich ich bin, wenn all diese Zurückhaltung wegfallen, ist keiner mehr da. Da war die Angst in mir: Wenn sich das wirklich bestätigt, wäre das das Schlimmste. Dass sich bestätigt, dass ich nicht liebenswert bin und „auffliege“, dass man es mit dir nicht aushalten kann. Deswegen war da im Wir oft diese Unruhe in mir. Die Angst, dass die Anpassung nicht ausreicht, dass ich sie nicht aufrechterhalten kann meine Unterdrückung. Ich hab die Vergangenheit reinszeniert, das Konzept im Kopf mich permanent in Frage zu stellen gefüttert und mein Verhalten in der Zukunft geplant. Mich von mir getrennt um der möglichen Verlassenheit und Einsamkeit zu entkommen. Und bin dabei total vereinsamt.
Dieses große und subtile Etwas bemerke ich immer öfter, dieser Schleier, der sich übers System gelegt hat ist unsichtbar und trotzdem so präsent in jeder Handlung, in jedem Denken, in jedem Fühlen und fordert mich jetzt auf wirklich zu werden, wirklich aufzutauchen, neu auszuprobieren, ob ich mich da sein lassen kann und was das im Wir macht. Mich nicht mehr in Frage stellen sondern zu mir stehen und den Verrat an mir selbst beende. Mein echtes Selbst ist willkommen und meine Daseinsberechtigung liegt in meiner Hand, meinem Geist, meiner Erlaubnis.
So komme ich in den Genuss zu spüren, dass vieles nur eine Illusion war und ein Verrat an Gott, meiner Selbst als göttliche Schöpfung, mit dem reinen Herz das existiert und in seiner reinen Natur lebt. Ich entdecke die Wahrheit und glaube nicht mehr dem Programm, mir müsste noch etwas hinzugefügt oder etwas weggeheilt werden. Die Lüge, ich müsste etwas tun und verändern an mir, um ein Recht auf Leben und Liebe zu haben, fliegt auf. Gott sei Dank ist es anders hier und jetzt. Weil es jetzt sicher ist, in meiner Tiefe, Weite ist und sogar im Wir sicher wird ich zu sein. Weil meine Existenzberechtigung nicht mehr von mir in Frage gestellt wird. Und weil gleichzeitig das tiefe Gefühl und Gespür entsteht im mich erkennen und vor allem auch anzuerkennen, dass ich göttlich bin. Dass ich göttlich bin, weil ich lebe.
Ich litt nie am Fühlen und meiner Empfindsamkeit, nur an meiner Vorstellung was anstelle dessen an Zuständen da sein sollte. Es war nicht das Außen, dass mich von mir abgeschnitten hat, sondern das eigene Selbstbild, das mir vorgab wie ich sein sollte, während ich wo anders war. Der Kopf verweigerte Selbstannahme in so Zuständen wie klammern, eifersüchtig sein, unruhig, begehrend, unklar, faul, rasend vor Wut und viele andere nicht super zentrierten Angelegenheiten. Damit hab ich mir meinen Schmerz erschaffen wieder und wieder bis der Widerstand gegen das was ich bin schmolz und weiter schmilzt im mir immer mehr erlauben. Hier sind mal ein paar inneren Lügen, die wie Reife klingen (mein Bild von der reifen erwachsenne Barbara) und mich doch nur von mir selbst entfernten:
Lüge – „Ich müsste gelassener sein.“ Doch gerade bin ich wütend. Genervt. Innen voller Spannung.
Gelassenheit lässt sich nicht herbeidenken. Sie entsteht, wenn die Wut Raum bekommt. Nie davor.
Wut will nicht erzogen werden. Sie will brennen. Sie will daran erinnern, dass ich fühle, da ist etwas falsch für MICH.
Lüge – „Ich müsste klarer sein.“ Aber ich bin verwirrt. Unschlüssig. Orientierungslos. Und genau das ist ehrlich. Die Forderung nach Klarheit ist oft nur ein Trick, um Unsicherheit zu vermeiden. Aber meine Wahrheit wächst aus genau dieser Unschärfe. Mitten in der Unsicherheit zeigt sich alles Neue.
Lüge – „Ich müsste erwachsener sein.“ Aber ich brauche Trost. Nähe, Halt, Zuwendung. Das Kind in mir lebt auch wenn ich längst groß bin. Und Reife heißt es mitnehmen, nicht mich zum Schweigen bringen.
Lüge – „Ich müsste loslassen.“ Aber ich klammere. Und das hat einen Grund. Vielleicht hat mir das Festhalten früher einmal das Leben gerettet. Auf jeden Fall hat es mich im Leben gehalten mich an die kleinen Brösel von Zuwendung zu klammern. Was nicht gehalten wurde, kann auch nicht losgelassen werden.
Lüge – „Ich müsste weiter sein.“ Aber ich bin genau da, wo ich bin. Nicht weiter, nicht zurück – sondern mitten in meinem Jetzt. „Weiter sein“ ist eine Fantasie. Ich brauche nicht weiter sein, ich brauche Kontakt.
Und genau da bin ich im Selbstkontakt ohne beschönigen und ohne mich erniedrigen. Nicht idealisieren. Nicht optimieren. Nicht flüchten. Sondern ankommen mitten im Unfertigen, im Werden, im Wandel sein. Im Zweifel. In der Scham. Im Klammern.
Da bin ich schon wieder im zu viel Fürsorgen geben, in dem ich bei anderen bin (und sei es nur in Gedanken) anstatt meine Bedürfnisse zu spüren und möglicherweise Ablehnung zu riskieren. Mich nicht mehr (innerlich) beschäftigt halten, sondern präsent sein mit dem Gefühle von Verletzlichkeit und mich in der Einsamkeit wahrzunehmen.
Ah, das ist gerade da und meine Schutzstrategie möchte mich so ablehnen und mein Bild von mir bewahren als alles alleine Schaffende. Und so erleichternd diesen Schutz loszulassen und endlich zu fühlen, was ich unterdrückt, vergraben oder auf andere projiziert habe.
Das ist genau die Bewegung hin zu echter Verbundenheit, da sein, fühlen, verbunden bleiben, ohne mich zu verlieren. Nicht in die alte Rolle rutschen „Ich muss (mich) reparieren, beruhigen, kontrollieren“, sondern im Kontakt bleiben, auch wenn es unangenehm wird. Tief verbunden in Wahrhaftigkeit. Mir die Erfahrung schenkend gesehen, erkannt und anerkannt in dem wie jetzt gerade ich bin. In jedem Atemzug vertraue ich mich mir selber an. Es ist (m)ein Akt der Selbstachtung. Ohne Schuld und Scham. Nur Klarheit und Akzeptanz, so bin ich (auch) als fühlendes Wesen.
Ich habe lange gezögert. Lange beobachtet. Lange meinem eigenen Rückzug zugesehen. als wäre ich Zuschauer meines Lebens. Doch das Kapitel der Ausflüchte und des Zurückhaltens verendet mehr und mehr. Ich wähle das Leben und die Liebe. Mein Leben und die Liebe zu mir. In Echtzeit. Nicht mehr im Schatten von Schönreden und Schwarzdenken, sondern im Licht bewusster Atemzüge. Das, was war, war notwendig um zu erkennen, dass ich mir mehr wert bin als Zurückhaltung und Versumpfen. Ich bleibe nahe, weil ich mich gewählt habe und den wahrhaftigen Kontakt.
Ich weiß, was sich meldet alten Stimmen, die Lockungen der Gewohnheit, die Versuchung, mich selbst wieder klein zu machen. Ich sehe. Ich fühle. Ich entscheide immer wieder neu im jetzt. Ich habe Werkzeuge. Ich habe Wege. Ich habe mich. Ich fliehe nicht mehr, ich bewege mich, um zu fühlen. Ich schweige, um mich zu finden und spreche dann aus dem Gefundensein. Ich trinke langsam meinen Tee, um die Zeit wieder zu schmecken. Ich sehe in den Himmel, um zu atmen, was ist.
Wenn Schmerz kommt, bleibe ich. Wenn Leere kommt, halte ich sie in der Hand, bis sie weich wird. Wenn Angst kommt, schenke ich ihr mein Spüren, aber keine Macht mehr. Ich bin bereit. Ich bin würdig. Ich bin frei, weil ich mich zu lieben gewählt habe und immer wieder aufs neue wähle.
Mich erkennen, erlösen und mir selbst heilsam begegnen, in dem ich für mich sicher bin. Indem ich mir selbst die Sicherheit gebe und mein Körper von mir mit seinen Bedürfnissen bejaht wird Atemzug für Atemzug. Ich bin nicht nur göttliche Essenz, ich bin auch Biologie, verkörperte Seele. Die Sicherheit echt da sein zu dürfen darf in jede Zelle fließen. In die Vergangenheit. In jedes meiner Vorleben. In all das, was ich bin feinfühlige Seele, empfindsamer Körper, bewusster werdender Geist.
Und dann merke ich im Wir: Alles ist jetzt gut. Es hört auf, dass mich zurückzunehmen. Ich mute mich zu. Bin echt auch wenn ich Angst habe, verletzt und verlassen zu werden, womöglich zu verletzten und dafür angegriffen zu werden. Und nichts davon passiert und selbst wenn sehe ich die Angriffe, das Zurückziehen des Gegenüber, die Reaktionen aus Verletzungen entspringen nicht mehr gegen mich gerichtet. Und ich erlebe wie ich da bin, wenn es weh tut und wenn jemand noch näher heranrückt weil er genau mich so mag wie ich bin. Ich erlebe, wie Beziehungen noch wahrhaftiger, erfüllend und echt werden. Die Menschen, die zu mir passen, wenn ich mich zumute, bleiben und fragen nach mir. Nun ist da zwar immer wieder mal echte Unsicherheit in mir und genau darin bin ich an meiner Seite und damit sicher. Und allein das ist das Wichtigste überhaupt. Und die Herzensmenschen sind da, die wundervollsten Seelen im ganzen Kosmos echt an meiner Seite.
Lass uns beginnen, diese Illusion von „ich möchte doch, dass du mich lieb hast und wie brauchst du mich den dafür“ nicht mehr zu füttern. Die Illusion, dass es irgendetwas anderes als uns selbst in Wahrhaftigkeit braucht. Und dieser tiefe Kummer, der dahinter liegt. Lass ihn uns erlösen ins Heilsein und uns gut sein lassen einfließen. Lass uns, eine neue Wahrheit zu schreiben. Die Wahrheit, die darunter liegt. Das wir uns mit Sicherheit zeigen, erfahren, daseinlassen und an Selbsterlaubnis nähren dürfen. Ich möchte die Wahrhaftigkeit nähren. Ich bin da. Du auch?
Als Erwachsene dürfen wir unserem innerem System Stück für Stück beibringen, dass es jetzt sicher ist so zu sein und zu fühlen wie es ist. Wir dürfen uns wieder neu mit unserem Gespür verbinden für das, was wir jetzt brauchen. Dürfen es uns neu erlauben, dafür einzustehen und möglicherweise neue Erfahrungen machen. Und auf dem Weg beruhigt sich unser System, weil es lernt: Ich werde ja gar nicht immer und von allen abgelehnt, wenn ich eifersüchtig, giftig, orientierungslos oder bedürftig bin. Und selbst wenn das doch mal passieren sollte, so ist das nicht mehr lebensbedrohlich, nur schmerzhaft. Letztlich erkenne zumindest ich: Meine Bedürfnisse zu äußern, wird niemals eine echte Verbindung ruinieren. Es ist eine intensive wunderschöne transformierende Reise mich ganz Mensch sein zu lassen in allem.
Die Liebe sieht tiefer. Sie hört die leisen Töne hinter den lauten Worten. Sie erkennt den Schmerz hinter der Härte. Sie schenkt Weite, wo Enge war. Und manchmal sagt die Liebe auch: „Schütze deine Grenze. Sprich klar.“ Denn Liebe ist nicht immer weich, sie ist wahrhaftig. Wenn die Liebe spricht, entsteht etwas Neues:
Ein Raum von Verständnis, statt von Streit und Vermeidung. Ein Raum von Frieden, statt von Kampf und Selbstunterdrückung. Die Liebe sieht alles und ist da. Die wahre Liebe ist jetzt da.